Bis zum 26.10. hat der Lift noch an Samstagen und Sonntagen geöffnet (vorausgesetzt das Wetter passt. Bei strömendem Regen fährt er natürlich nicht). Danach ist Schluss mit dem (Sommer)betrieb. Aber hoffentlich nicht für immer! Die Prüfung zur Konzessionsverlängerung steht an. Also muss ggf. investiert werden. Vermutlich würde gefordert werden, die Sessel auszutauschen. Also neue Doppelmayr-Einersessel mit Überkopfschließbügel (siehe Kaiserlift Kufstein). Ästhetisch gefällt mir das ganz und gar nicht - mein Video habe ich zum Glück bereits aufgenommen. Aber mir ist das trotzdem lieber, als eine neue Gondel oder sonstige Blödheiten als Polsterlift-Ersatz zu errichten bzw. den Lift ganz stillzulegen. Dort hinauf braucht es nicht mehr als einen Einersessellift.
Ohne Lift kämen nur mehr sehr wenige Leute hinauf. Ludwig hätte wohl deutlich weniger Hüttengäste und der einst so belebte Berg wäre so gut wie "tot". Unter diesen Umständen würden sich nur mehr Hobbysportler bzw. sogenannte "Bergfexen" auf den Gipfel verirren. Man sieht das momentan in Kramsach am Sonnwendjoch. Dort herrscht zurzeit tote Hose, obwohl das auch eine wunderbare Gegend ist. Ich habe den Eindruck, dass die Leute vor Ort nichts tun wollen. In der FB-Gruppe zu den Sonnwendjochbahnen ist genauso Ruhe eingekehrt. Zum Glück schaut es diesbezüglich am Polsterlift sehr viel besser aus.
Auf der FB-Seite für den Polsterlift fand ich heute folgende Zeilen: Verhandlungen mit dem Land Steiermark: Die Marktgemeinde Vordernberg, vertreten durch Bürgermeister Hubner, hat für das Land Steiermark ein Papier erstellt, in dem die Bedeutung des Einser-Sesselliftes dargestellt wird. Die Liftanlage ist einzigartig und für die gesamte Steiermark enorm wichtig. Bürgermeister Hubner hat am 28.9.2015 mit dem Büro von LH-Stv. Schickhofer die Verhandlungen über eine Unterstützung durch das Land Steiermark begonnen. Wir sind zuversichtlich, dass das Land Steiermark angesichts der hervorragenden Bedeutung des Liftes die Marktgemeinde Vordernberg dabei unterstützen wird den Lift zu erhalten.
Man liest immer wieder, dass die Sommerbilanz sehr erfreulich war. Es haben so viele Gäste wie noch nie den Lift benutzt. Am 4.7.2015 (das war der Tag, wo ich mit ein paar Liftfreunden die Anlage besichtigt habe) gab es das 1er-Sommerfest am Präbichl. Hier der Bericht zum Ausflug. Wir hatten damals perfekte Wetter-Bedingungen. Die Fahrt mit dem Lift erinnert wirklich an die Zeit unserer Großväter. Wo sich jeder mit so einer Anlage zufrieden gab und keiner über lange Fahrzeiten etc. jammerte. Der Polsterlift ist Baujahr 1948. Ich sah einige Fotos von der Lifterrichtung. Die Arbeiter schwitzten sich beim Stützentransport im Sommer 1947 nieder. Aber man erkannte ihre Freude am Liftbau. Sie wussten, was das für ein tolles Projekt ist. Demnach waren sie mit Leib und Seele bei der Arbeit. Es war für sie in gewisser Weise eine Herzensangelegenheit.
Die heutigen Stützen sind nicht mehr original. Sie kamen von den einstigen Gebrüdern Girak aus Korneuburg (heute Girak-Garaventa) und lösten 1988 die ursprünglichen Fachwerkstützen ab. Girak ist auch der Hersteller der aktuellen Sessel, die aber wohl ggf. erneuert werden müssten. Diese Fahrbetriebsmittel waren zum Schluss noch auf der ganz originalen Anlage unterwegs.
Am Polsterlift verspürt man das, was sonst fast überall fehlt. Ruhe, Entspannung und Natur. Der Liftler reicht dir am Einstieg den Sessel. Danach schaukelst du von der Talstation hinaus in die grenzenlose Botanik. Hat sich der Sessel eingependelt, so hörst du nur mehr den Wind, das Zwitschern der Vögel und ab und zu das Klappern vom Lift. Kommt eine Niederhalterstütze, so wird man schlagartig munter. Während der Fahrt macht man sich viele Gedanken. Wenn das Fahrbetriebsmittel vor mir die Nummer 140 hat - wo ist dann die Nummer 1? Dabei verrenkt man sich, um die Nummerierung der talwärts fahrenden Sessel zu erkennen. 198 Schäfchen hüpfen über den Zaun, 199 Schäfchen hüpfen über den Zaun, 200 Schäfchen hüpfen über den Zaun. 1 - Hä, 1? Ach ja, ich wollte schauen, wann die Nummer 1 kommt. Endlich kann ich mich wieder umdrehen und nach vorne blicken.
Die Verrenkung hat ein Ende, da man sich wieder gerade im Sessel positionieren kann. Unter dir plätschert der Bach, auf der Wiese 5 km weiter rechts grasen die Kühe. Die Sonne wärmt einem den Rücken und der Lift rattert vor sich hin. Ein paar Leute fahren schon wieder hinunter. Aber vielleicht machen sie noch eine weitere Bergfahrt? So ein historischer Sessellift wie der am Präbichl eignet sich wunderbar für ein paar Runden "Ringelspiel". Der Kärntner Seilbahnhersteller Andreas De Pretis hat einen Sessellift folgendermaßen definiert: Ein Sessellift ist ein in die Länge gezogenes Ringelspiel. Seine derartigen Anlagen aus den 60ern und 70ern erfüllten genau diesen Zweck. Man wollte nochmals fahren und nochmals und nochmals. Die Pöllingerbahn auf der Gerlitzen ist mit BJ 1970 der letzte bestehende alte Sessellift von De Pretis.
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Ich mag De Pretis sehr gerne und will somit nichts gegen ihn sagen. Aber der Polsterlift am Präbichl gefällt mir einfach noch besser. Auch wenn er ursprünglich eine Stahlbau-Fiedler Anlage war und von Girak in den 80ern überarbeitet wurde, erfüllt er die Sessellift-Definition von De Pretis. Außerdem hatte er bis dato auch Winterbetrieb (dieser ist logischerweise genauso von der Konzessionsverlängerung abhängig). Leider muss man die Ski bei der Fahrt abschnallen, aber das stört mich bei so einer tollen Anlage nicht. Die legendäre Polsterrinne ist ein Geheimtipp für jeden guten Skifahrer.
Wenn man so im Sessel hängt und einem der Schneesturm um die Nase weht, ist das irgendwie auch Nostalgie. Auf einmal kommt eine Waldpassage und es wird ganz ruhig. Die Baumkronen sind dem Wind nach wie vor ausgesetzt, aber wir sitzen in unserem Sessel, haben den Seitenschließbügel ordentlich geschlossen und bewundern den verschneiten Winterwald. Ein paar Fußspuren befinden sich unterhalb der Trasse. Füchse stehen halt auch auf alte Sessellifte. Daneben schaut ein Skistock aus dem Schnee. Den ließ halt jemand in die Tiefe fallen. Aber kein Stress, deshalb stürzt die Welt nicht ein.
Weiter vorne hängen Nebelschwaden zwischen den Bäumen und der Wald hört auf. Völlig "blind" fährt man bergwärts. Ein Sessel erscheint im Nebel. So schnell kann man gar nicht schauen, ist er schon wieder weg. Der findet schon seinen Weg zur Talstation. Die Nebelwand wird durchbrochen und auf einmal sieht man den Ausstieg. Der Liftler - vorgeschriebener Dresscode: Coole Sonnenbrille, Cowboyhut und ordentlicher Bart - nimmt einem die Decke ab, mit der man von seinem Kollegen für die Fahrt ausgestattet wurde. Rundherum blauer Himmel und weiter unten im Tal hängt der Nebel. Sollen wir eine Abfahrt ins Graue wagen? Was spricht dagegen, wenn man erst einmal am Berg bleibt? Nichts, denn wir haben ja Zeit. Wir sind weit weg von jeglichen Ballermann-Skidestinationen, wo schon um 11:00 Uhr die ersten Rauschkugeln auf der Piste herumtorkeln. All das haben wir nicht nötig, denn wir sind im "Natur-und-Technik - Rausch". Damit befinden wir uns im natürlichen Glückszustand. Wir brauchen uns den Lift und die umliegende Landschaft nicht schönsaufen.
Egal, ob Sommer oder Winter - der Polsterlift am Präbichl zeigt zu jeder Jahreszeit, was er kann. Der Blick ins Erzgebirge, die urige Hütte an der Bergstation und die grenzenlose Natur. Das macht ihm so schnell keiner nach. Insgesamt war das auf jeden Fall einer meiner absoluten Top-Liftausflüge. Alleine der Betriebsleiter Norbert hat sich schon einen Orden verdient. Vor der Talstation gibt es eine Blumenwiese, wo angeblich eine Feuerlilie wächst. Um die kümmert er sich - abgesehen vom Lift. Er will, dass sie gut gedeiht. Weiters gibt es in dieser Wiese eine seltene Glockenblumenart mit gelben Knospen. Er sagte damals zu uns "Wir haum es Schenste, wos ma vakafn kaun - Natur pur". Finde einmal in der heutigen Zeit einen Betriebsleiter von einem Lift/Skigebiet, der so denkt und handelt. Von seiner Sorte gibt es leider viel zu wenige.
Alleine das ist schon Grund genug, dass ich nach dem Studium eine Maschinistenausbildung und Betriebsleiterprüfung machen möchte. Einfach so, neben dem eigentlichen Job. Philipp und Steven sind dann mit der HTL fertig und dürfen sich im Grunde selbstständige Seilbahnunternehmer nennen. Es gibt so viel, was wir (wieder) aufbauen wollen. Vermutlich braucht es eine Revolution im Lift-Business. Man kann nur hoffen, dass den Leuten durch das Beispiel Polsterlift nach und nach ein Licht aufgeht (ich gehe davon aus, dass der 25.10. nicht sein allerletzter Betriebstag sein wird). Um das zu verstehen, muss man kein Hardcore-Liftfan sein. Ein bisschen emotionale Intelligenz und nicht-oberflächliches Verhalten reichen im Normalfall schon aus. Tom hat es in seiner Videobeschreibung treffend formuliert, das möchte ich noch zitieren: "DIESER FILM ist nur etwas für ECHTE Freaks alter Technik und Natur, nichts für oberflächliche Mainstreamlemminge denens eh wurscht ist."
Falls einer dieser oberflächlichen Mainstreamlemminge bis hierher gelesen haben sollte, möchte ich diejenigen schon fragen. Hat es bei euch doch noch "klick" gemacht? Legte in eurem Kopf jemand einen Schalter um, von dem ihr bis dato gar nichts gewusst habt? Wozu gehe ich eigentlich darauf ein: Die Leute, die sich hier und jetzt angesprochen fühlen, haben den Beitrag sowieso schon längst wieder weggedrückt. Ist auch verständlich. Denn oberflächliche Menschen wollen oder können nicht verstehen, worum es hier geht.
Im zweiten Absatz habe ich den eigentlichen Blog zum Ausflug vom 4.7.2015 verlinkt. Dort seht ihr auch die Videos von Tom. Ich habe ja vor, bis zum 26.10. nochmals zum Präbichl zu fahren. Will von euch jemand mitkommen und auch ein letztes Zeichen für den Lifterhalt setzen? Oder einfach nur die Natur dort oben genießen bzw. auf der Hütte jausnen? Von Wien braucht man ca. 2 Stunden zur Talstation des Polsterlifts. A2 und S6 bis Leoben und von dort dann Richtung Vordernberg weiterfahren. Recht bald nach dieser Ortschaft hat die Bundesstraße 2 Kehren. Dort fängt das Skigebiet Präbichl an. Man muss aber noch ca. 1 km weiter, ehe man die Passhöhe erreicht. Auf der rechten Seite erkennt man schließlich die Talstation vom Polsterlift.
Stellt euch vor, wenn FUF auch etwas zur Rettung vom Lift beiträgt. Das wäre für beide Seiten von Vorteil. Einerseits könnte der Lift durch all das Engagement der Bevölkerung weiterhin seinen Betrieb verrichten. Die Nachfrage war demnach groß genug, sodass man gesehen hat, dass der Lift den Leuten wichtig ist. Andererseits wäre das in gewisser Weise auch Werbung für FUF. Es würden neue Leute auf die Plattform aufmerksam werden usw.
Meldet euch, falls euch das ein Anliegen ist. Es geht hier weder um mich, noch um die Tatsache, dass ich aus einem von euch einen potentiellen Liftler machen will. Viel wichtiger ist die Rettung der Natur und eines derartigen Lifts, der sich wunderbar in die Landschaft einfügt. Es wäre eine kleine Zeitreise zurück nach 1948, als man Lifte noch ordentlich baute. Heute wird alles so gut es geht zugepflastert. Da eine Gondel, dort eine 10er-Sesselbahn. Selbstverständlich topmodern und die gigantischen Stützen werden vielleicht auch noch mitten auf die Piste geklatscht. Diesem Trend soll entgegengewirkt werden, indem man sich für den Erhalt von einem geschichtlich gewachsenen Lift einsetzt. Nicht mehr und nicht weniger.
Es ist jetzt vielleicht etwas unfair, wenn ich euch hier mein Video vom 4.7.2015 einbette (zwecks Spoilern). Aber das habe ich ja bei meinem eigentlichen Ausflugsblog auch schon gemacht. Außerdem ist es live nochmals besser/anders. Auch wenn ihr mein Video 100 Mal angeschaut habt, werdet ihr vor Ort dennoch über die Landschaft etc. staunen. Es soll euch außerdem zeigen, was ihr ggf. verpasst bzw. wo im schlimmsten Fall nach dem 26.10.2015 Schluss wäre. So weit darf es einfach nicht kommen. Deshalb noch ein letztes Mal aufraffen, solange es geht. Drei Wochenenden haben wir noch Zeit.
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