Rosenschnitt - der Grundstein für ein schönes Ergebnis

Den Rosenschnitt kann man in irgendeiner Art und Weise sogar mit dem Haarschnitt vergleichen. Was passiert mit den Haaren, wenn man sie nicht wäscht, schneidet etc.? Sie werden fettig, unansehnlich und irgendwann fallen sie von selbst aus. Bei Rosen ist das ähnlich: Ohne Schnitt wachsen sie kreuz und quer. Mit der Zeit werden die älteren Triebe grau und spröde. Irgendwann verlieren letztere auch noch ihre Stacheln (wehe, ich lese in einem Kommentar das Wort "Dornen" im Kontext mit Rosen - dann sticht's ;) ) und schlussendlich wird die Pflanze wegen "Altersschwäche" eingehen.

Um das zu verhindern, sollte man seine Rosen entsprechend pflegen. Das fängt beim Düngen und Schneiden an und hört beim Anhäufeln vor dem Winter auf. Ihr müsst euch mit euren Pflanzen somit "auseinandersetzen" und sie eben "erziehen". Alle Eltern sind darauf stolz, wenn ihre Kinder eines Tages als gut erzogene Erwachsene durch die Welt marschieren. Genauso könnt ihr auch darauf "stolz" sein, wenn die Rose auf eure Erziehung "antwortet". Woran erkennt man das: Am guten Wachstum und hoffentlich vielen Blüten. Ich interpretiere das immer so: Die Rose sagt zum Besitzer: "Danke, dass du auf mich schaust. Erfreue dich am Duft meiner Blüten.".

Mir gefallen Wildrosen sehr gut. Im obigen Bild ist ein 10-jähriges Exemplar zu sehen. Das Foto entstand um den Blütenhöhepunkt herum. 2013 hatte sie an einem Tag einmal 114 Blüten. Wenn in Mai/Juni so ein 3x3 m großer Strauch mit tausenden Blüten mutterseelenallein auf einer Wiese steht, dann ist das doch einfach nur schön. Die Bienen summen und bestäuben Blüte für Blüte. Über den Sommer reifen die Hagebutten heran und im Herbst "erblüht" die Rose quasi ein zweites Mal: Sie steht komplett in Rot da. So viel Vitamin C auf einmal! Doch die Rose weiß genau, wie gesund ihre (Schein)früchte sind. Sie beschützt diese mit ihren Stacheln. Die lieben Vögel haben damit keine Probleme. Sie setzen sich in den Strauch hinein (auweh....) und picken das Vitamin C zwischen den Stacheln heraus. Ist doch toll, wenn sie sich unter diesen Schutzbedingungen gesund ernähren können. Hier noch ein Bild von der "zweiten Blüte" einer anderen Wildrose (genau genommen ist das eine Gartenform einer bekannten Wildrose):

Welche Rosen brauchen einen Schnitt? Meine Meinung: ALLE. Auch die lieben Wildrosen. Mir ist schon klar, dass sich manche jetzt fragen werden, was man bei Wildrosen bitteschön tun muss? In der Natur schneidet und gießt sie ja auch niemand... Stimmt schon, aber man kann sie ja naturnah pflegen, sofern man eben Wildrosen im eigenen Garten hat (sie werden dafür sicher dankbar sein). Dabei ist jetzt egal, ob man sie bewusst gesetzt hat oder ob sie von selbst "eingezogen" sind. Dieser böse Vogel... Warum kann mir der nicht sagen, dass er hier und jetzt einen verdauten Hagebuttensamen in meinen Garten fallen lässt und dieser dann auch noch keimen wird...

Der Trieb im Titelbild stammt von einer meiner Wildrosen. Die habe ich mir bewusst gepflanzt. Beim Schnitt sind einige Regeln für alle Rosengruppen gleich. Zuerst müsst ihr ein ordentliches und sauberes Werkzeug haben. Prüft nach, ob die Schere gut schneidet und säubert sie vor dem Rosenschnitt. Wer ganz sicher unterwegs sein möchte, kann erstere zuvor auch noch desinfizieren. Legt euch eventuell eine Baumschere zu. Wenn ihr stärkere Triebe/Stämme abschneiden müsst, werdet ihr diese brauchen. ;)

Zieht euch die richtige Kleidung an. Ideal ist eine Jacke, wo es keine Rolle spielt, wie kaputt sie danach ist. Die Stacheln haken sich sehr gerne ein. Wenn das passiert, dann merkt euch eines: Nicht hektisch werden! Versucht in solchen Situationen die Hand in die dem Ast entgegengesetzte Richtung vorsichtig wegzubewegen. So hakt ihr euch wieder aus. Wenn ihr herumreißt, kann das nur schlecht ausgehen. Entweder hat eure Jacke gleich ein (oder mehrere) Löcher oder ihr verletzt euch im Zuge dessen an den Stacheln der benachbarten Triebe. Zieht die richtigen Handschuhe an, aber beachtet: Das Gefühl ist damit anders. Ich muss gestehen, dass ich immer ohne Handschuhe schneide (eben wegen des Gefühls). Keine Sorge, ich stehe nicht auf die Stiche meiner Wilden... Meine Hände sehen danach zwar immer dementsprechend aus. Aber ich muss sagen, dass ich mir dabei auffällig selten einen Stachel einziehe. Vielleicht ist das nur Glück, aber in den letzten fünf Jahren musste ich mir lediglich zwei Mal einen Stachelrest "herausoperieren".

Wenn eure Rosen sehr viele Stacheln haben und auch groß sind, ist es von Vorteil, das Ganze zu zweit zu machen. Die langen Ranken können sich womöglich im Rückenbereich eurer Jacke verhängen und ihr könnt euch nur schwer davon lösen. Euer Kollege kann euch dann problemlos "enthaken" und ihr könnt wieder mit dem Schnitt fortfahren. Insbesondere ist in solchen Fällen auch ein Augenschutz ratsam. Wenn ihr einen langen Trieb abschneidet und der gekürzte Trieb folglich "zurückschlägt" (weil ihr ihn eben für das Schneiden etwas nach unten biegen musstet), ist es sehr vorteilhaft, wenn man sicherheitshalber eine Schutzbrille trägt.

Die Schnitttechnik: Totholz komplett entfernen und dabei immer bis ins gesunde Holz zurückschneiden. Ggf. auch überalterte Triebe (die nur mehr wenige Augen aufweisen) komplett herausnehmen. Schwache Triebe im Basisbereich der Rose ganz abschneiden, sodass möglichst kein "Stumpf" übrig bleibt. Diese nehmen der Pflanze nur den Saft, den sie eigentlich für die starken Triebe braucht. Nach innen wachsende und sich reibende Triebe kürzen/entfernen. Bei letzteren darauf achten, dass sie möglichst nicht mehr miteinander "raufen" können. Überlange Ranken auf Strauchniveau einkürzen.

Die Rosen treiben an den sogenannten "Augen" aus. Diese befinden sich immer in den Blattachseln. Anfänglich sind sie nur rote "Tupfer", doch mit zunehmder Wärme verfärben sie sich grün und öffnen sich schließlich. Beim Schneiden orientiert man sich stets an den nach außen zeigenden Augen. So erreicht die Rose im Normalfall eine schöne Form und die neuen Triebe wachsen nicht primär nach innen.

Wenn ihr eine Rose (egal, zu welcher Klasse sie gehört) stärker schneidet und dabei auch die älteren Triebe "bearbeitet", kann es sein, dass ihr dort die Augen nicht mehr so gut erkennt. Demnach wird es dann schwerer, dass man den Trieb genau über der passenden Knospe abschneidet. In solchen Fällen ist es meiner Meinung nach gut, einfach die Schere zuzudrücken und nicht ewig das Auge zwischen den Stacheln zu suchen. Diese Knospen sind die sogenannten "schlafenden Augen". Man erkennt sie nicht und genauso wenig weiß man, wann die Pflanze an diesen austreiben wird. Das wird sie einem auch nicht verraten. ;) Sobald man auf irgendeinem älteren Stamm ein Auge erkennt, ist dies ein ganz "normales Auge". Da man es sieht, ist hier die Bezeichnung "schlafendes Auge" falsch. Im Basisbereich gibt es genau genommen lauter "schlafende Augen". Bei einem starken Schnitt ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese aktiviert werden. Generell ist zu beachten, dass ein starker Rückschnitt nicht zwingend einen ebenso starken Austrieb zur Folge haben muss. Wir können den Rosen nicht vorschreiben, wie sie auf unseren Schnitt zu reagieren haben. Es ist deshalb auch theoretisch möglich, dass eine ungeschnittene Rose einfach so einen (oder gar mehrere) Basistriebe ausbildet bzw. eine stark geschnitte Rose womöglich gar nicht aus der Basis treibt.

Wenn der Rose ihr Standort gefällt und Boden, Licht etc. passen, dann kann man aber meiner Erfahrung nach meistens damit rechnen, dass sie dem Schnitt entsprechend austreiben wird.

Auf dem Titelbild seht ihr nun drei Fälle. Wenn ihr den entsprechenden Trieb zu hoch über dem jeweiligen Auge abschneidet, dann wird dieser kleine Teil über der Knospe mit der Zeit dürr und ihr müsst dies spätestens im nächsten Frühjahr nachkorrigieren. Erfolgt der Schnitt aber zu tief (also zu nahe beim jeweiligen Auge), so kann es passieren, dass dies nicht mehr ausreichend versorgt wird. Das bedeutet, dass es abstirbt und ein Teil vom Trieb wieder dürr wird. So müsst ihr dann beim nächsten "gesunden" Auge - das eben möglichst nach außen zeigt - nachschneiden. Im Beitragsbild findet ihr nun links den Fall "zu hoch", rechts den Fall "zu tief". In der Mitte seht ihr, wie es richtig ist.

Beachtet dabei auch immer, dass das jeweilige Auge der höchste Punkt der Schnittfläche ist. Der richtige Schnittwinkel ist somit ganz wichtig! Wenn es regnet, dann soll der Niederschlag vom Auge wegrinnen. Anderenfalls kann die Ansammlung von Wasser rund um die Knospe zu Fäulnisbildung etc. führen. Vermeidet aber einen zu steilen Winkel (so wie im Titelbild ganz rechts). Das Auge könnte zwar mit etwas Glück überleben, jedoch vergrößert ihr mit so einem Schnitt die Querschnittsfläche. Das Ausheilen dauert somit unnötigerweise dementsprechend länger.

Den Fall, dass die Knospe auf der falschen Seite ist - also das Wasser zum Auge fließt - habe ich bildlich gar nicht erwähnt. Nach meinem bisherigen Text dürfte wohl jedem ohnehin klar sein, dass die Schnittmethode aus dem vorigen Satz nicht funktionieren wird.

Seid ihr nun mit dem Schnitt fertig, so müsst ihr das Schnittmaterial noch irgendwo unterbringen oder gleich entsorgen. Es ist natürlich ideal, wenn man zu Hause einen Komposthaufen hat. Da kann man es dann dazugeben und irgendwann hat man eine gute "neue" Erde. Wichtig ist, dass ihr die abgeschnittenen Äste zerkleinert. Lagert sie möglichst nicht in der Nähe eurer Rosen. Aus den toten Ästen können Sporen freigesetzt werden und die befallen dann womöglich eure Pflanzen.

Jetzt bleibt noch die Frage nach dem Zeitpunkt: Der variiert von Jahr zu Jahr. Manchmal kann man den Rosenschnitt schon Mitte März durchführen, in anderen Jahren aber erst Mitte April. Meiner Erfahrung nach ist der Trick mit der Forsythie richtig. Wenn diese blüht, dann kann man schneiden. Es ist natürlich ideal, wenn ihr neben Rosen auch noch eine Forsythie im Garten habt. Falls das aber nicht so ist, dann schaut einfach in eurer Umgebung, wie weit die Forsythien sind. Letzere werden euch schon nicht verarschen. ;)

Werft aber auch einen Blick auf die Temperaturprognose für die nächsten Tage. Der Schnitt braucht zum Ausheilen seine Zeit - für die Rose ist das in gewisser Weise auch eine "Verletzung". Wenn ihr eure Pflanzen stark zurückschneidet, solltet ihr das keinesfalls zu spät machen. Damit "verletzt" ihr die Rose nur unnötig.

Das waren meine allgemeinen Erfahrungen mit dem Rosenschnitt. Wenn ihr etwas zum Schnitt von Wild- oder Kletterrosen bzw. von öfterblühenden Strauchrosen lesen wollt, kann ich dazu gerne seperate Beiträge verfassen.

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Grexi

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