Dieser Blog verrät mein "spezielles" Hobby: Schlepplifte (am liebsten ganz alte) und urige Sessellifte. Ich werde hier jetzt aber nicht allgemein darüber schreiben, sondern eben konkret auf die Kramsacher Sonnwendjochbahnen Bezug nehmen. Diese haben mich sofort begeistert - um sie wäre es ewig schade. Im Bild seht ihr den Blick von der Bergstation Sektion 2 auf das Inntal. Die Talfahrt mit dem oberen Lift ist einfach genial, dieses Panorama ist "unbezahlbar".
Das Sonnwendjoch ist der südöstliche Ausläufer des Rofangebirges in Tirol. Die Aussicht vom Gipfel ist - wie schon erwähnt - gigantisch.
Ursprünglich war das Sonnwendjoch ein Ski und Wandergebiet. Die 2 Sonnwendjochbahnen wurden 1968 errichtet und waren damals so wie heute die Zubringer in eine atemberaubende Bergwelt. Oben gab es rechts der zweiten Sektion den Hochalmlift. Das war ein langer Kurvenlift (mit Zwirbelkurve) von Swoboda. Im oberen Trassenabschnitt hatte der Lift Doppelmayr-Gitterportalstützen. Demnach wurde er vom Weltmarktführer einmal verlängert. Ab dem Zeitpunkt, wo der Skibetrieb in Kramsach beendet wurde (müsste 2004 gewesen sein), stand der Lift nur mehr als LSAP (Lost Skiing Area Project) in der Gegend herum. Bilder von der "Liftruine" gibt es hier.
Dazu müsst ihr gleich auf die erste Seite des Themas gehen und dort den elften Beitrag lesen. Der Lift wurde ca. 2010 demontiert.
Wenn man von der Bergstation der Sonnwendjochbahn 2 links hinunterblickt, sieht man eine auffällige Felsgruppe. Diese konnte man früher rechts umfahren. Das war also eine Piste, die kurzfristig vom Hauptgebiet wegführte. Als Rückbringer diente der Mitte der 80er errichtete ESL Kohlstatt (ESL steht in meinen Blogs ab sofort immer für Einersessellift, SL für Schlepplift). Er war ebenfalls von Wopfner. Seine Bergstation stand direkt neben der Trasse der Sektion 2. An besagter Stelle hatte letztere einen Zwischeneinstieg. Dieser ist natürlich LSAP, seit der Kohlstattlift stillgelegt ist. Letzterer wurde ca. zeitgleich mit dem Hochalmlift abgerissen. Bilder vom Kohlstattlift findet ihr wieder unter dem Link im vorigen Absatz. Nur vier Beiträge nach den Hochalmlift-Fotos folgen jene vom ESL Kohlstatt.
Im Tal gibt es noch einen Tellerlift, den Taxbodenlift. Dieser ist von Doppelmayr und steht noch. Er startet links der Talstation von Sektion 1 und erschließt eine nette Wiese. Angeblich ist der Lift sogar auch noch in Betrieb. Unter folgendem Link findet ihr unter anderem Bilder vom Tellerlift. Dieser Forumsbericht ist von mir. Ganz am Ende dieses Themas findet ihr meine Sonnwendjoch-Videos.
Wie ihr an meinem Forumsbeitrag erkennen könnt, war ich 2013 auch schon dort. Bei meinem allerersten Besuch waren die Bahnen zu meiner Enttäuschung geschlossen. Ganz toll, vier Stunden umsonst hingefahren, extra für "nichts" um 05:00 Uhr aufgestanden... Analog musste ich natürlich wieder die gleiche Strecke zurückfahren... Ich war dementsprechend sauer, da nirgendswo online stand, dass die Lifte wegen ... nicht fahren werden/können. Natürlich hätte ich bei den Bergbahnen anrufen können, aber wenn das Wetter passt und es keinen Regen/Schnee, starken Wind etc. gibt, dann geht man doch davon aus, dass die Lifte laufen. Habe mich deshalb in einer Mail beschwert und sie verstanden das immerhin und bei meinem zweiten Besuch (der nur ein Monat später war) klappte es endlich und ich durfte gratis(!) fahren. Damit war mein Frust vom unnötigen "8-Stunden-Ausflug" vergessen und ich war von den Liften sofort beeindruckt. Leider hatte ich damals keine so guten Videos zusammengebracht, worüber ich mich natürlich ärgerte. Im September 2014 wollte ich diese unbedingt noch verbessern. Zu dem Zeitpunkt hörte man schon sehr viel wie "Nach Oktober ist es dann endgültig vorbei" und man sah dem Liftpersonal die Betroffenheit an. Der Friedl war bei meinem "richtigen" Besuch 2013 an der Talstation vom oberen Lift. 2014 war er an der Talstation von Sektion 1 und erkannte mich gleich wieder. Habe an jenem Tag vermutlich mit jedem Liftler ca. eine halbe Stunde geredet und ihnen auch noch gesagt, wo meine Videos zu finden sein werden.
Nach dieser ganzen Vorgeschichte wird es nun etwas traurig. Die Konzession der beiden Lifte läuft noch bis 2018. Doch wegen nicht eingehaltener Auflagen der Seilbahnbehörde wurde von letzterer nach Saisonschluss 2014 der Betrieb stillgelegt, obwohl die Sommerfahrpläne für 2015 bereits veröffentlicht wurden. An Stützen und Stationen müssen noch Wartungspodeste montiert werden. Weiters stellen die Betonstützen in gewisser Weise Probleme bei der Prüfung durch einen Sachverständigen dar. Man kann nur schwer bis gar nicht die Beschaffenheit des Metalls innerhalb des Betonschafts prüfen. Jedoch gilt gemäß Verordnung zum Bau und Betrieb von Sesselliften (gilt genau genommen für alle Anlagen, die zwischen 1945 und dem 03.05.2004 genehmigt wurden), dass Stützen in Stahl oder Stahlbeton zu errichten sind.
Eine Konzessionsverlängerung ist problemlos möglich, wenn bis dato ein sicherer Betrieb vorhanden war und auch für die Zukunft ein entsprechend ordentlicher Betrieb der jeweiligen Seilbahn zu erwarten ist und öffentliches Interesse am Weiterbetrieb der Anlage besteht.
Egal, welche Änderungen jetzt noch zu machen sind/wären... Der Lift muss gerettet werden! Es gibt genug Leute, die ohne Lift nicht mehr zum Zireiner See kommen würden, da sie nicht die nötige Kondition haben oder auf Grund von körperlichen Einschränkungen dazu nicht in der Lage sind. Bisher war es für jene möglich, dieses tolle Panorama zu bewundern. Ohne Lift sieht das aber ganz anders aus. Dann kommen nur mehr die, die körperlich entsprechend fit sind, zum besagten See bzw. in den Genuss einer Wanderung rund um den Zireiner See.
[Eine Wanderung von der Talstation Sektion 1 bis zum Zireiner See wäre mit einem Auf- (und analog Abstieg) von 400 HM und einer Gesamtgehzeit von 3 Stunden bzw. einer Strecke von 5,5 km verbunden.]
Aus diesem Grund gibt es genug potentielle Nachfrage für einen Lift auf das Sonnwendjoch. Das Sonnwendjochhaus (nur wenige Meter oberhalb der Bergstation von Sektion 2) verdient auch entsprechend mit, da die Gäste dort gerne einkehren und man beim Essen das Panorama nach wie vor bestaunen kann. Bei meinem Besuch im vergangenen September kam ich mit einem Einheimischen, der dort oben öfters Paragleiten geht, ins Gespräch. Er meinte, dass es kaum schönere Flugrouten gibt, als eben über das Sonnwendjoch hinweg. Auch das spricht wieder für den Lift. Die entsprechende Flugschule könnte das Sonnwendjoch somit nicht mehr benützen und diese tolle Möglichkeit wäre demnach nicht mehr vorhanden.
In Facebook gibt es eine Gruppe für die Rettung der Sonnwendjochlifte, sie heißt "IG VEREIN der FREUNDE des SONNWENDJOCHS und seiner NOSTALGIELIFTE". Einer meiner Liftfreunde und -kollegen hat auch eine Petition erstellt, um Unterschriften für den Lifterhalt zu sammeln. Schaut unter folgendem Link vorbei und gebt bitte auch eure Unterschrift dazu. Eure Stimme zählt! Hier geht es um Lift-Geschichte. Die Anlagen sind zwar nicht mehr ganz original, aber eben die letzten beiden Wopfner-ESL in Österreich.
Zum Schluss möchte ich noch kurz auf Kufstein verweisen. Der Kaiserlift (ebenfalls zwei Sektionen) stand seit 2012 still und seine Zukunft war ungewiss. Ab 01.05.2015 soll er nun wieder fahren, nachdem er komplett saniert wurde. Letzteres gefällt mir nur bedingt, da die neuen Sessel einfach nicht zum Lift passen. Ist natürlich nur meine Meinung - für mich muss man bei einem "richtigen" Sessellift den Bügel seitwärts schließen bzw. wieder analog öffnen.
Dennoch bin ich froh, dass der Lift gerettet wurde und Kufstein dadurch wieder den Sommerbetrieb auf das Brentenjoch aufnehmen kann. Es wäre schön, wenn man Kramsach auf ähnliche Art und Weise retten könnte.
PS: Vergesst nicht auf das Unterschreiben der Petition! ;)