Spezielle Hobbys und ihre möglichen Folgen - mein Kampf mit dem Energievampir #02

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Wir hatten uns schon darauf geeinigt, dass wir das Skigebiet Annaberg abmarschieren werden. Nicht nur einen Teil, sondern komplett. Ich war mir bewusst, dass das eine große Tour werden würde. Ihn fragte ich nicht extra, ob er das auch schaffen wird. Er war zu dem Zeitpunkt schon längst volljährig, weshalb ich in keinster Weise für ihn mitdenken musste. Da er keinen Einwand gegen die geplante Tour hatte, ging ich davon aus, dass ihm klar ist, wie viele Kilometer bzw. Höhenmeter das sind. Ich sagte ihm, wo ich gerne anfangen würde und wo wir eben zum Schluss hingehen werden - das nahm er ohne Kommentar auf. Es schien ja alles geritzt zu sein, jetzt müssen wir nur noch einen Termin finden - das Wetter soll natürlich mitspielen.

Schließlich hatten wir uns auf einen Tag geeinigt und dabei kam eben die Frage auf, wie wir hinkommen. Für mich war klar, dass ich einfach nach St.Pölten fahre und von dort über die B20 bis nach Annaberg. Also einfach gerade aus, bis die Serpentinen kommen.

Da er eben genauso erwachsen war, machte ich mir keine Gedanken, wie er Annaberg ansteuern würde. Wenn ich kein Auto zur Verfügung habe, muss ich halt die Öffis benutzen. Soll jetzt keinesfalls arrogant klingen, aber so würde ich es machen. Bzw. wenn mein Kollege sowieso in meine Richtung fahren würde, würde ich vielleicht fragen, ob er mich mitnehmen kann. Ggf. würde ich mich dann am Benzingeld beteiligen, da ein "Taxidienst" keinesfalls selbstverständlich ist.

Jedenfalls fragte mich der "Herr Energievampir", wie ich also nach Annaberg kommen werde. Ich sagte ihm meinen Plan und er fragte natürlich gleich, ob ich ihn nicht abholen kann. Er wohnt südlich von Wien, weshalb das für mich ein großer Umweg gewesen wäre (also kein "Taxidienst" gemäß letztem Absatz). Aber ich war so blöd und habe natürlich nachgegeben. So musste ich bis zur A21-Ausfahrt Mayerling und schließlich über Baden auf die A2 und dann bei der entsprechenden Abfahrt auf die B18 richtung Traisen. Beim dortigen Kraisverkehr sah ich nun den Wegweiser nach St.Pölten und dachte mir "es wäre ja doch einfacher gegangen". Das sagte ich natürlich nicht zu ihm - für ihn war ja klar, dass ich ihn abhole und auch wieder nach Hause bringe! Von Baden-Umgebung fährt ja auch kein Bus nach Traisen bzw. zurück...

Als wir dann endlich in Annaberg waren, fuhr ich eben die Kehren hinauf, weiter durch den Ort und stellte das Auto am oberen Liftparkplatz ab. Somit hatten wir das Teilgebiet Reidl direkt vor unserer Nase. Doch den emotionalsten Abschnitt wollte ich mir für den Schluss aufheben. Hier ein Bild, damit ihr seht, was ich damit meine.

Links erkennt ihr die 4SB Hennesteck - eine fix geklemmte 4er-Sesselbahn aus dem Jahr 2000. Doch das Wichtigste ist die Waldschneise in Bildmitte. Da ging früher ein Schlepplift hinauf, der mir sehr fehlt. Ich bin ihn schon mit acht Jahren alleine gefahren. Dort, wo der Lift in den Wald mündete, erkennt ihr, dass rechts noch eine kleine Fläche ausgeholzt ist. Der lange Lift hatte nämlich im unteren Teil einen Parallellift und in der zuvor erwähnten Nische stand die Bergstation vom kurzen Lift. Der Ausstieg von letzterem war somit vor dem Wald - bis zum Wald hatten die Lifte gemeinsame Stützen (die Schlepplifte teilten die Wiese genau in der Mitte - gefiel mir besonders). Danach hatte der lange Lift Gitterportalstützen. Er ging nicht bis ganz hinauf, sondern endete auf einem Forstweg ein paar Meter unterhalb vom Grat. Am Verlauf der Piste rechts außen könnt ihr erahnen, wo ca. die Ausstiegsstelle war. Jedenfalls wollte ich als finalen Abschnitt die Waldschneise hinaufsteigen - das machte ich auch - allerdings alleine... Ihr werdet bald wissen, warum der Kollege dann nicht mehr mitging.

Am obigen Bild ist nun jener Teil der Wanderung skizziert, den wir gemeinsam absolvierten. Links oben seht ihr einen Beschneiungsteich - direkt daneben habe ich geparkt. Darüber seht ihr "Reidlhütte" stehen. Dort habe ich zwei gelbe Kreise eingezeichnet - die Talstationen der beiden 4SBs. Der rote Kreis markiert die Talstationen der früheren Schlepplifte. Falls man letzteren in diesem Bild nicht erkennen sollte: Links über "Reidlhütte" seht ihr einen ganz kleinen Waldfleck. Die Schlepplifte führten links daran vorbei - starteten also fast genau direkt unterhalb der Reidlhütte. Die gelben Linien markieren die Trassen der bestehenden Lifte. Der weiß strichlierte Weg zeigt unsere Route. Wir gingen also die Piste vom Reidllift 4 (Zubringer zum Pfarrboden) hinauf.

An seiner Bergstation und der vom entgegenkommenden Reidllift 5 vorbei und die Piste hinunter richtung Doppelsesselbahn Pfarrboden. Mir fiel auf, dass der Kollege währenddessen sehr viel telefonierte und sich immer wieder über etwas aufregte. Das beachtete ich aber nicht weiter und wir gingen die steile Piste zur Bergstation der Pfarrbodenbahn hinauf. Ab da, wo nichts mehr strichliert ist, waren wir direkt auf der Trasse unterwegs. Nach ein paar Pausen hatten wir schließlich die Bergstation erreicht, wo wir uns einmal kurz hinsetzten. Doch davor gab es noch einige Zwischenfälle: Meine "Begleitung" telefonierte nach wie vor und war ein gutes Stück hinter mir. Ich drehte mich ab und zu um, da ich sehen wollte, ob alles passt etc.

Schließlich war ich schon oben und hörte auf einmal einen Schrei. Er war in die steile Wiese gefallen und lag mit dem Handy am Ohr am Boden und fluchte herum. Ich ging natürlich nochmals zurück, um ihm zu helfen (Kameradschaft und Bundesheer lassen grüßen - aber auch ohne diese Schule hätte ich ihn nicht im Dreck liegen lassen). Er weinte und rief auf einmal etwas wie "Sch*** Annaberg, wegen euch bin ich da hingefallen". War mir richtig peinlich, da ich wie der Trottel vom Dienst neben ihm stand. Ich hatte schon befürchtet, er habe sich womöglich erheblich wehgetan, doch das war zum Glück nicht der Fall. Da er nicht aufstehen wollte, zog ich ihn nun ein Stück bergauf (im Rautekgriff). Endlich erhob er sich wieder und wir konnten ausschnaufen. Ich fragte mich nun, worauf ich mich da eigentlich eingelassen habe.

Nun erkundigte ich mich, ob er überhaupt noch weitergehen will. Er antwortete mit "ja". Kurz war ich mir unsicher, ob das überhaupt eine gute Idee sei. Doch wir setzten die geplante Tour recht rasch fort. Es ging durch den Ort auf die B20 und wir marschierten sie ein Stück talwärts, weil eben rechts unten noch der Jugendherbergelift auf uns wartete. Bei seiner Bergstation (die direkt unterhalb der B20 steht) kletterten wir durch das Gebüsch auf die Piste und wanderten auf der Trasse richtung Talstation. Keiner von uns war je zuvor mit diesem Lift gefahren - ich sah ihn früher immer nur kurz im Vorbeifahren, aber mein Vater legte auf diesen Tellerlift nicht allzu viel Wert. Deshalb war es nun umso interessanter, diese "geheime Ecke" zu erkunden.

Nun mussten wir auf die Piste der Pfarrbodenbahn zurück. Der Weg dorthin führte uns schließlich in den Wald, wo wir uns durch kniehohes Gestrüpp kämpfen mussten. Fast schon wie im Dschungel. Der Kollege jammerte herum, dass das ja ein Witz sei und wie ich mir erlauben kann, ihn durch diese Wildnis zu führen. Woher soll ich wissen, dass da so ein Dickicht auf uns zukommt? Ich war zuvor noch nie in dieser Ecke unterwegs. Er hat sich ja vorab natürlich keine alternative Route überlegt. Aber mich dann blöd angehen, dass ich für ihn nicht extra einen präparierten Weg angelegt habe... Als wir uns die Tour ausmachten, fragte ich ihn nicht, ob er das überhaupt schaffen würde etc. Ich appellierte also an seine eigene Vernunft - wiegesagt war er zu dem Zeitpunkt bereits erwachsen. Als ich nachfragte, ob es passt, wenn wir diese Route marschieren, kam immer nur "Jaja" - jetzt seht ihr, was ich davon hatte.

Die endlose "Natur" war doch irgendwann vorbei und wir standen wieder auf einer sich im Sommerschlaf befindlichen Piste. Wir waren auf der linken Abfahrt der Pfarrbodenbahn - ich sah schon die Talstation von letzterer. Wir mussten zwei Mal einen Elektrozaun unterqueren - auch darüber regte sich der Kolleg wieder auf. Schließlich waren wir beim Einstiegsbereich der Sesselbahn. Einige Kühe (waren zum Glück eingezäunt) befanden sich in direkter Umgebung und schauten uns sehr böse an. Ich hatte ehrlich gesagt etwas Angst, doch mein Begleiter war wirklich extrem nervös. Deshalb stiegen wir über die Direttissima (also durch die Böschung) neben der Talstation hinunter. Endlich wieder einmal eine Straße. Dieser folgten wir, um zur Talstation vom Reidllift 5 zu kommen. Dort machten wir eine kurze Essenspause und waren schließlich bereit, die Trasse hinaufzugehen.

An jenem Lift hat mich als kleines Kind der Bügel beim Einstieg zu Fall gebracht und ein paar Meter mitgeschliffen. Dennoch mag ich ihn, da er schön trassiert ist. Auf der Strecke wuchsen etliche Disteln, denen wir aber geschickt auswichen. Kurz vor dem Schlussanstieg schreite mein Kollege wieder auf. Er meinte, dass ich alleine weitergehen soll, da er Rückenschmerzen habe. Ich sagte darauf, dass ich ihn jetzt sicher nicht hier mitten im Wald alleine zurücklassen werde. Nach langer Diskussion einigten wir uns darauf, dass er zur Talstation der Doppelsesselbahn Pfarrboden zurückmarschieren darf und ich eben weiter richtung Bergstation Reidllift 5 gehen werde. Wenn ich oben bin, werde ich mich zum Auto begeben und ihn vom Tal abholen. Auf den letzten Metern der Trasse vom Reidllift 5 gab es nun hüfthohes Unkraut. Ich sah also nicht, wo ich hinstieg. Ein richtiges Abenteuer, während mein "Patient" im Tal wartete. Hier seht ihr meinen absolvierten "Farn-Pfad":

Endlich war ich wieder im Bereich der Bergstationen von Reidllift 4 und 5. Ich marschierte die Trasse vom Reidllift 4 hinunter. Dabei ergab sich noch jenes Bild von seiner Ausstiegsstütze mit dem Ötscher:

Von seiner Talstation stieg ich noch die paar Meter zum Parkplatz hoch. Dabei musste ich an dem überdachten Förderband vorbei, das zwei Tellerlifte ersetzte. Mit meiner Körpergröße hätte ich da nicht einmal hineingepasst - hätte also einen Buckel machen müssen... Abgesehen davon finde ich es eine Frechheit, dieses Teil als "Lift" auszugeben. Seine Förderleistung ist doch niemals höher als die der beiden Tellerlifte. Letztendlich parkte ich zum Skifahren immer am Pfarrboden und nicht mehr am Reidl (so wie früher mit meinem Vater). Dieses Förderband benutze ich unter keinen Umständen. Lieber gehe ich daneben zu Fuß hinauf und trage dabei die Ski auf meiner Schulter...

Endlich war ich am Parkplatz. Ohne langes Zögern stieg ich ins Auto und fuhr ins Tal, um den Kollegen "einzusammeln". Danach ging es wieder hinauf und ich stellte mich nochmals genau dort hin, wo ich schon zuvor geparkt hatte. Der zweite Teil der Wanderung stand ja noch aus. Doch mein Mitstreiter meinte, dass er das nicht mehr schaffen werde. Daraufhin diskutierte ich mit ihm, warum er dann nicht von vorne herein sagen kann, dass ihm das an einem Tag zu viel ist? Ich hatte mich jetzt schon darauf eingestellt, also werde ich da noch hinaufgehen. Soll er halt einstweilen im Auto warten und mit irgendjemandem telefonieren. So machten wir es dann letztendlich auch und ich brach alleine zum emotional schwersten Teil der gesamten Tour auf. Irgendwie hatte ich ein mulmiges Gefühl, ihn alleine in meinem Auto zurückzulassen. Doch was soll er machen, der Schlüssel war ja in meiner Hosentasche. Habe ihn natürlich nicht eingesperrt - er konnte somit immer wieder aufstehen und sich bei ein paar Runden um das Auto die Beine vertreten.

Da der Beitrag jetzt schon sehr lange ist, werde ich hier wieder ein "Cut" machen und euch erst im nächsten Teil von meinem "Ausflug in die Waldschneise" berichten...

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