Grexi

Auch wenn mich die meisten von euch bereits kennen, möchte ich mich zu Beginn für die Neuen unter euch vorstellen: Ich bin der Grexi und stehe auf ausgefallene Hobbys. Meine große Leidenschaft gilt Schleppliften (je älter umso besser) und alten Sesselliften. Ich kenne die meisten derartigen Anlagen in Österreich bzw. Bayern. Sie bedeuten für mich Erholung, Nostalgie, Entspannung und Technik, die eben begeistern kann.

Warum ich euch das hier schreibe: Die Liftbranche steckt in einer Krise. Eine Liftfahrt darf nicht mehr länger als 5 Minuten dauern, doch gleichzeitig muss einem in dieser kurzen Zeit der höchste Komfort geboten werden. Die Landschaft wird verschandelt und die neuen Anlagen werden oft direkt auf die Pisten gepflanzt. Dadurch spielt es sich zwischen den hässlichen Megastützen wahrlich ab. Die einst besten Hänge vom Skigebiet X sind dadurch nicht mehr wiederzuerkennen. Zum Glück schaufelt die Bahn die ankommenden Menschenmassen immer wieder häppchenweise nach oben. Doch was ist, wenn ein technisches Problem auftritt und die Liftler das nicht sofort beheben können? Oh Gott, dann rasten alle aus. Vielleicht müssen ja die Skifahrer und Snowboarder, die gerade im Lift sitzen, per Heli evakuiert werden. Meine Güte, was für ein bescheuerter Skitag. Wozu habe ich das verdient?

Leo, du lachst dir jetzt bestimmt ins Fäustchen, also streite es erst gar nicht ab. ;) Denn ich kann mir das genau vorstellen, wie du in der oben beschriebenen Situation grinsend neben der Talstation stehst und dich fragst "Ja, was ham die alle?". Ich sage dazu nur, dass sie sich das selbst zuzuschreiben haben. Alles muss schnell gehen und bequem soll es auch noch sein. Skifahren ist ein Sport, da sollte es in erster Linie um die körperliche Leistung gehen. Zwischen den Liften einmal ein paar Meter schieben hat noch keinem geschadet. Sitzen kann man beim Frühstück und beim Abendessen. Oder eben beim Mittagssnack auf der Hütte. Vielleicht hat man ja das Glück und es gibt im Skigebiet einen Sessellift, wo man rund 20 Minuten durch die Luft schwebt. Dazu auch noch eine Waldtrasse bzw. einen Liftler, der einem am Einstieg die Decke für die Fahrt reicht. Kostprobe gefällig?

Grexi

Halt, Stop! Das kostet ja alles viel zu viel Zeit. Wenn ich mit einem derartigen Lift drei Mal fahre, ist meine Karte abgelaufen. Und unbequem ist es obendrein auch noch.

Seht ihr die Problematik? Solche Gedanken sind ein Signal dafür, dass man innerlich gestresst ist, obwohl man sich eigentlich gerade im "Skiurlaub" befindet. Wen interessiert es, ob du heute 10 Fahrten am Lift X und 15 am Lift Y geschafft hast? Am meisten lernt man, wenn man nur wenige Fahrten macht - dafür aber ohne Stress und Hektik. Dabei spreche ich aus Erfahrung. Mein Vater blieb früher an jeder Kuppe stehen und erklärte mir dann, was ich besser machen müsste. Oder er fuhr zur nächsten Kante vor und gab mir dann von dort ein Zeichen mit dem Skistock, ehe ich losfuhr. Wir hatten immer eine Karte bis 16:00 Uhr und stressten uns nie. Lediglich am Ende des Tages machten wir noch ab und zu eine schnelle Runde, ehe die Lifte Feierabend hatten.

Wieso ist ruhiges Skifahren fast unmöglich geworden? Bzw. warum sind entsprechende Skigebiete immer seltener anzutreffen? Kann man nicht einmal ein wenig bescheidener sein und sich mit einem Schlepplift zufriedengeben? Wenn er seine Funktion erfüllt, dann reicht das doch. Er ist Mittel zum Zweck, anderenfalls könnte man Skifahren mit Wandern kombinieren. Vermutlich glauben viele Leute, dass es selbstverständlich ist, dass "da" ein Lift hochgeht.

Am Samstag vor einer Woche hat man bei der Streif-Abfahrt gesehen, wie gefährlich Skifahren unter Stress sein kann bzw. wie schnell möglicherweise etwas passiert. Klar, dass sind Profi-Rennläufer. Aber es ist im normalen Skifahrer-Leben letztendlich auch so. Überfüllte Pisten, irgendjemand passt nicht auf und es kracht schon. Vielleicht war einer gedanklich schon ganz wo anders und wollte nur mehr schnell den Hang hinuntersausen. Das ist auch schon Stress, wenn man es genau nimmt. Denn ich denke an ein bestimmtes Ereignis in der "Zukunft" und vergesse somit, dass ich hier gerade die Piste hinunterbrettere. Analoges Beispiel: Telefonieren beim Autofahren. Egal, ob mit oder ohne Freisprechanlage. Es lenkt einfach nur extrem ab.

Ich bin von den alten Skiliften richtig angetan. Denn sie strahlen diese Gemütlichkeit aus, die heute leider fast jedem fehlt. Um dies irgendwie weiterzugeben, filme ich derartige Lifte. Industrie-Skidestinationen und entsprechende Ballermanngebiete lehne ich aus besagten Gründen generell ab. Wer ruhige Skigebiete kennenlernen möchte, kann sich meine FB-Seite ansehen. Dort verlinke ich immer meine gerade hochgeladenen Liftvideos und schreibe auch ein paar Fakten zur besagten Anlage dazu.

Meine Lift-FB-Seite.

Den Beitrag beende ich jetzt mit meinem Video vom gemütlichsten Lift, den ich bisher gesehen habe. Über 50 Jahre im Einsatz und noch fast in Originalzustand. Dafür hat sich ein überdurchschnittlich weiter Tagestrip absolut gelohnt.