Am 12.8.2015 ist es passiert - das, womit zu dem Zeitpunkt niemand gerechnet hätte. Manuel ging von uns. Um mir den Umgang mit diesem Schicksalsschlag zu erleichtern, gibt es dazu diesen Blog.
Nachdem ich es erfahren habe, erinnerte ich mich recht rasch an ein bestimmtes Kapitel aus dem Buch vom Fraunz. Mir geht es jetzt im Grunde sehr ähnlich und ich verstehe ihn nun noch besser, als es ohnehin schon zuvor der Fall war. Oiso an der Stelle numoi Respekt, Fraunz, dass du des so niedagschriebn host. Wor sicha des "schwaste" Kapitel vom gonzn Buach. Oba es hot dir im Endeffekt sehr ghoifn, da du so deine Erfohrungen mit dem Thema "Tod eines besten Freundes" an oll deine Fans und künftigen Leser weidagem host.
Schenk uns bitte ein Like auf Facebook! #meinungsfreiheit #pressefreiheit
Danke!
Ich schrieb ja schon einmal einen Beitrag zu der Sache mit Manuel. Damals war der Grund für den Blog ganz einfach: Es fiel mir deutlich auf, wie sich die Freundschaft veränderte. Ich hatte das Gefühl, dass sie einschläft oder gar zu Ende geht. Der Auslöser dafür war Silvester 2014/2015. Im obigen Link sind die entscheidenden Fakten dazu beschrieben, weshalb ich hier jetzt nicht näher darauf eingehe.
Manuel hatte viele positive Seiten, aber andererseits konnte er genauso für Streit sorgen. Seit Silvester überwogen seine negativen Verhaltensmuster. Er meldete sich nicht mehr bzw. bemerkte nicht einmal, dass ich eine andere Nummer habe. Mir war somit recht rasch klar, dass er mich wohl gar nie angerufen hat. Denn sonst hätte er das festgestellt und mich auf FB gefragt, was leicht mit meinem Handy ist etc. Ist jetzt aber ohnehin irrelevant.
Wie lernte ich Manuel kennen? Auch wenn ich es in dem weiter oben verlinkten Blog kurz beschrieb, erläutere ich es hier auf andere Art und Weise.
Am 4.9.2006 kam er in meine Klasse. Er war ein Jahr vor mir und musste wiederholen. Wir hatten bis dato seine Mutter in Religion. Sie wollte für ihren Sohn natürlich die beste "neue Klasse" finden. In meiner Klasse war er ihrer Meinung nach gut genug aufgehoben. Deshalb gab sie uns ab.
Er betrat das Klassenzimmer und kannte niemanden. Ich ging auf ihn zu und sagte "Servas", er ebenfalls. Wir redeten ein paar Sätze und saßen schon am "ersten Schultag" nebeneinander. Bereits nach wenigen Minuten hatten wir eine Gaude und ich war schon irgendwie "froh", dass er wiederholen musste. ;) Die anderen wirkten in Bezug auf ihn etwas "gelähmt" - so nach dem Motto "Wer isn leicht des?!".
Nachdem wir unsere Bücher für das neue Schuljahr hatten und das übliche Gschistigschasti vom Schulanfang vorbei war, ging ich mit Manuel in die Stadt. Wir setzten uns in ein Kaffeehaus und unterhielten uns für die nächsten paar Stunden. Von Beginn an verstanden wir uns super. Am Vorabend wusste ich noch nicht defintiv, ob er überhaupt in meine Klasse kommt. Nummern tauschten wir auch gleich aus. Am Freitag der ersten Schulwoche hat er mich am Nachmittag angerufen, ob ich am Abend etwas machen will. War für mich sehr ungewohnt, da ich bis dato nicht fortging (war ja gerade erst 15 geworden). Jedenfalls war das dann mein erstes Fortgehen.
Irgendwelche aus seiner (ehemaligen) Parallelklasse liefen uns an dem Abend über den Weg. Obwohl die alle nur ein Jahr vor mir waren, kam ich mir wie das "Kind" vor. :-D Ich musste um 12 schon wieder daheim sein - Eltern haben mich natürlich angerufen, als ich um 00:10 Uhr noch immer nicht zu Hause erschien. War aber ohnehin am Heimweg und sagte meinem Vater am Telefon "Sch*** di net au, oida - bin eh glei do".
Mit der Zeit wurde es immer lockerer und oft traf ich mich mit Manuel zwei Mal pro Wochenende. Auf halber Strecke zwischen meinem und seinem Zuhause gab es eine Esso-Tankstelle. Dort ging jeder von sich daheim hin. Neben dem Shop stand ein Tisch mit Heurigenbänken. Wir ließen uns dort immer wieder nieder und genossen das Wochenende. Irgendwie war es schon interessant: Keiner aus meiner Klasse ging zu dem Zeitpunkt fort. Während alle daheim saßen, zog ich schon mit Manuel um die Häuser.
Seine alte Klasse hatte eine ganz andere Einstellung bezüglich Ausgehen. Jeden Freitag und Samstag traf man sich in der Nachtschicht - nach dem Motto "Schicht ist Pflicht". Man hat sich vorab gar nicht mehr angerufen, ob der/die hinkommt. Es war einfach selbstverständlich. Manuel hat diesen Fortgeh-Rhythmus natürlich in die neue Klasse mitgenommen. Nur waren wir ganz anders (also auch abgesehen vom Altersunterschied - unsere Klasse war einfach braver als die ehemaligen Mitschüler von Manuel).
Für mich war es mit der Zeit automatisiert, jedes Wochenende etwas mit Manuel zu unternehmen. Habe noch ein Foto von ihm, wo er im September 2006 mit einer Bierflasche in meinem Zimmer steht. Zu diesem Zeitpunkt kannten wir uns erst drei Wochen. Am Freitag gingen wir dann gleich nach der Schule zu mir und kauften für den Abend ein. Den Marsch zur Esso-Tankstelle gab es dabei fast immer. Am Heimweg begleitete ich ihn oft bis dorthin, ehe ich alleine wieder umdrehte. Oder wir trafen uns eben gleich am Anfang bei der Tankstelle.
Es hat mich verwundert, dass ihn seine alten Klassenkollegen nicht mehr wirklich beachtet haben. Zu Schulbeginn vom Jahr 2006/2007 haben sie so getan, als würden sie ihn nicht kennen. Kann mich erinnern, dass Manuel öfters darüber gesprochen hatte. Es war ihm aber egal, da wir genug unternahmen. Oftmals trafen wir dann beim Fortgehen zufällig die Leute aus seiner früheren Klasse. Es gab immer wieder Situationen, wo ich auf ihn aufpasste. Da hatte er einfach zu viel getrunken und ich ließ ihn trotzdem nicht alleine, obwohl ich schon längst daheim sein sollte. Wenn die Eltern angerufen haben, sagte ich, was Sache ist. Da war es dann meistens egal, dass ich eben nicht zum vereinbarten Zeitpunkt zu Hause erschien.
Auf der Sportwoche hatten wir immer eine Gaude, weil wir z.B. heimlich auf ein Bier gingen. Am Weg dorthin haben wir Amaretto bei einer Laterne versteckt und später auch noch davon getrunken. Uns hat keiner erwischt, wir waren eben raffiniert. Diese Schulveranstaltung fand zwei Wochen vor Schulschluss statt. Zu dem Zeitpunkt war ich mit ihm also schon fast ein ganzes Jahr in der Klasse. Wir kannten uns bereits recht gut und hatten schon fortgehtechnisch viel unternommen. Langsam aber sicher wurden die anderen Klassenkollegen bezüglich Fortgehen "munter". Dennoch blieb es dabei, dass Manuel und ich oft alleine durch die Gegend zogen. Wir waren eben vom ersten gemeinsamen Schultag an nahezu beste Freunde.
Meinen ersten wirklichen Rausch hatte ich auch mit ihm. Allerdings gab es eine Situation, wo ich wirklich handeln musste. Wir waren im Kino (er hatte schon etwas getrunken) - er ging nach dem Film auf die Toilette und kam nicht mehr heraus. Letztendlich fuhr dann mein Vater her und half mir, den besoffenen Manuel nach Hause zu bringen. Das war einer der ersten Abende, wo ich mir dachte, dass er ein Alkoholproblem hat.
Die Schule lief dahin, Manuel hat sich immer besser in die Klasse eingefügt. Er war längst nicht mehr der "fremde neue Schüler". Schließlich stand eine Romreise an. Das Highlight dieser Schulveranstaltung war das Spiel Lazio Rom vs. Inter Mailand. Manuel hatte sich als leidenschaftlicher Fußballfan entsprechend früh darüber informiert. Er meinte, dass wir unsere Lehrerin fragen sollen, ob wir dort hinfahren dürfen. In einer Mittagspause rannten wir gemeinsam quer durch Rom, um Informationen zu dem Match zu bekommen. Also wie man Tickets erhält etc. Wir hatten dabei einmal die Karte falsch gehalten und liefen in die komplett falsche Richtung. Schlussendlich erlaubte uns die Lehrerin, dass wir am letzten Abend zu dem Spiel fahren dürfen. Wir fragten die anderen und es kamen außer uns noch ein paar Mädels mit. Letztere fanden heraus, dass man mit dem Reisepass am Ort X Tickets bekommen kann. Wir übergaben ihnen unsere Dokumente und sie kümmerten sich darum. Wunderbar, wenig später hatte jeder seine Karte und es konnte losgehen. Wir fuhren mit den Öffis ins Stadion von Rom und erlebten einen italienischen Fußballabend. Alle, die nicht dabei waren, haben echt etwas verpasst. Das Ticket von damals trage ich heute noch mit mir herum.
Im Sommer vor dem Maturajahr habe ich eine Party am See gemacht. Da war Manuel auch bis zuletzt dabei - also bis ca. 07:00 Uhr. Mein Vater holte uns in der Früh ab. Die Reifeprüfung kam immer näher und näher. Nach der schriftlichen Mathematikmatura gingen wir zum Burgerking. Für ihn waren die Klausuren zu dem Zeitpunkt bereits vorbei. Ich hatte zwei Tage später noch Latein zu bewältigen. Langsam aber sicher erfuhren wir, wann wer mündliche Matura hat. Manuel und ich waren für denselben Halbtag eingeteilt. Gleich am Nachmittag vom ersten Prüfungstag. Ich weiß noch genau, dass ich mich auf die Lateinprüfung vorbereitet habe, als Manuel gerade Psychologie hatte. Es ging um sein Spezialgebiet und er wusste irgendwie nicht viel. Ich dachte mir schon "Das schaffst du!!!". Die mündlichen Prüfungen waren vorbei und wir wurden für die Ergebnisse in den Raum geholt. Ich hatte die Matura normal bestanden (Hauptsache erledigt! Die Noten interessieren heute keine Sau mehr!), er ebenfalls. In Psychologie bekam er letztendlich einen 2er. Der Heimweg von der Schule war an diesem Tag so anders. Ich konnte es gar nicht glauben, dass ich dort nie wieder hingehen muss. Manuel und ich hatten es lange nicht realisiert, dass die Schule zu Ende war.
Als ich im Rahmen meiner Familie eine Maturafeier machte, war Manuel auch anwesend. Das hat ihn extrem gefreut. Unlängst sah ich die Fotos an und wollte nicht wahrhaben, dass er nun ganz wo anders ist. Aber es geht ihm bestimmt viel besser als zuletzt... Seine Mutter erzählte mir, wie begeistert Manuel ihr damals von meiner privaten Maturafeier berichtet hat. 2009 war ich noch mit meinen Eltern in Kärnten - Manuel war zu dem Zeitpunkt auch dabei. Schließlich ging ich zum Heer - er zum Zivildienst. Wir sahen uns aber dennoch regelmäßig. Gleich nach meiner ersten Woche Grundausbildung trafen wir uns, um zu erfahren, wie es dem anderen geht. Allgemein war die Zeit 2009-2010 bzw. 2011 der Höhepunkt unserer Freundschaft. Ich betrachte hier das Jahr 2011 bewusst seperat - warum das so ist, werdet ihr bald verstehen.
Allgemein hatte ich zur Bundesheerzeit mit ihm extrem viel zu tun. Wir haben fast jeden Abend nach Dienst etwas unternommen. 2010 hatte ich auch mit Georg sehr viel Kontakt - oft ging ich mit ihm schwimmen und am Abend machte ich dann wieder etwas mit Manuel usw. Puncto Georg war auch die Phase 2009-2010 für unsere Freundschaft von größter Bedeutung. Er war gerade dabei, seinen Körper nach dem Skiunfall wieder auf Vordermann zu bringen. Für Manuel als Rettungssanitäter war dieses Thema natürlich auch nicht uninteressant.
Im Herbst 2010 ging es auf die Uni. Manuel besuchte das Juridicum, ich die TU. Am ersten Unitag trafen wir uns, um die neuen Eindrücke zu verarbeiten. Es war fast so wie am 4.9.2006. Nur dass Schule inzwischen durch Uni ersetzt wurde. Wir sahen uns dennoch recht oft, obwohl ich nun unter der Woche in Wien war. Schließlich kam 2011. Wir planten eine Städtetour durch Deutschland. Der Hauptgrund dafür war, dass ich mich zu Ostern 2010 in eine Dame aus Mainz verschaut hatte. Natürlich wollte ich nicht zugeben, dass wir nur wegen ihr nach Mainz und Co fahren. Aber er wusste das natürlich und meinen Eltern war es auch klar. Sie meinten ja noch, ob das wirklich mein Ernst sei. Aber ich ließ mir nichts sagen und wir brachen auf. Heute bin ich um eine große Erfahrung reicher, bzw. bin ich froh, dass ich diese machen durfte. Wer weiß, was sonst passiert wäre...
Pünktlich nach unserem ersten Semester starteten wir los, es war Anfang Februar 2011. Viel Schnee lag nicht. Er hatte damals genauso "Liebesprobleme" und hat in der Nacht vor unserer Abfahrt noch am Telefon mit seiner Dame diskutiert. Dementsprechend fit war er am nächsten Tag. Manuel war nicht wirklich glücklich. Ich merkte schon, dass es mit ihr doch nicht so rennt, wie er es gerne hätte. Hier am Weg nach Mainz mit 200 Sachen oder so.
Ich musste nun fast 700 km fahren, aber das traute ich mir zu dem Zeitpunkt bereits leicht zu. Irgendwo auf halber Strecke stoppten wir bei einem Burgerking direkt neben der Autobahn. Wir waren um 15:00 Uhr oder so im Quartier am Rand von Mainz. Meiner Angebeteten schrieb ich natürlich, dass ich gut angekommen bin. Sie wusste ja nicht, dass Manuel dabei ist. War aber auch völlig irrelevant. Ich merkte, dass ich ihr offenbar nicht so wichtig bin. Manuel sah genau, wie ich immer nur an sie dachte. Doch er half mir, damit besser klarzukommen. Wir fuhren noch am Anreisetag nach Kaiserslautern und kauften dort gleich einmal zu viel ein. Manuel war darüber sichtlich erfreut.
Im Endeffekt brachte ich es am besagten Tag insgesamt fast auf 1000 km. Als wir wieder im Hotel waren, ging ich recht bald schlafen. Er wollte noch auf seinem Laptop etwas erledigen. Allerdings musste ich noch immer an "meine" denken, obwohl ich eigentlich fix und foxi war. Am nächsten Tag schauten wir nach Wiesbaden. Sie hatte sich noch nicht bezüglich Treffen gemeldet. Mir ging das natürlich ordentlich auf die Nerven. Am Nachmittag waren wir dann direkt in Mainz. Ich sagte damals zu ihm "Vielleicht rennts uns do jez zufällig iwo üban Weg". Manuel meinte, dass sie uns ja die Innenstadt zeigen könnte. Hielt ich auf Grund ihres Verhaltens für keine gute Idee.
Am Abend hat sie dann geschrieben, dass es morgen für sie passt. Super, ich war so happy. Wir waren am nächsten Tag nochmals kurz in Wiesbaden, ehe ich meinen großen Auftritt hatte. Manuel blieb im Hotel - ich fuhr alleine nach Mainz. Es war schon cool, die Urlaubsbekanntschaft zu treffen. Wir spazierten durch die Stadt und setzten uns dann in ein Lokal, wo sie etwas aß. Anschließend bot ich ihr an, dass ich sie heimfahren könnte. Sie sagte mir die Adresse für das Navi und wenige Minuten später waren wir auch schon bei ihrer Mutter. Ich ging natürlich noch kurz hinauf, um mich vorzustellen. So oft bin ich ja nicht in Mainz. Die Mutter wollte mir noch etwas anbieten und fragte, ob ich noch bleiben will. Irgendwie gefiel das der Tochter aber nicht. Ich merkte, dass es ihr recht wäre, wenn ich jetzt gehe. Ok, dann hat deine Mutter halt Pech gehabt.
War schade und ich fragte mich schon, was das denn bitte soll. Ich bin einmal in vielleicht 10 Jahren hier... Die Mutter bittet mich zu bleiben und die Tochter lehnt das ab. Ich fuhr zurück ins Hotel, wo Manuel wartete. Er war richtig überrascht, als ich "schon wieder" zurückkam. Am Abend fuhren wir nach Offenbach. Er wollte mich so gut es ging ablenken, was er auch immer wieder schaffte. Als wir wieder im Quartier waren, spazierten wir noch ein wenig durch die Nacht. Am nächsten Tag war es immerhin Zeit für die Abreise. Wir hatten Tickets für ein Spiel in Frankfurt. Ich hätte sogar mit meiner Dame vereinbart gehabt, dass wir uns nochmals kurz sehen. Doch sie hat nach einer Zusage dann doch noch "zufällig" ganz kurzfristig abgesagt. Die geschah während des Spiels in Frankfurt. Als ich die SMS las, war es mit mir aus und vorbei. Manuel hatte sich in den letzten Tagen auch immer wieder über "seine" geärgert. Nur hatte er einen Vorteil: Seine Dame wohnte vielleicht 10 km von ihm entfernt. Meine war fast 700 km weit weg.
Nach dem Spiel fuhr ich nochmals zu "meiner" und legte ihr als kleine Abschiedsgeste eine Rose vor die Türe. Ich wusste, dass das sowieso nichts brachte. Aber mir war es egal, was soll schon noch passieren. Manuel wartete im Hotel. Als ich von meiner "Mission" zurückkam, saß er völlig zerknirscht in der Eingangshalle. Hände irgendwie am Tisch abgestützt, Kopf darauf abgelegt und dazu ein verweintes Gesicht. Uns ging es gleich dreckig, aber wir hatten noch fast 700 km Heimweg vor uns. Das war echt so schlimm, als wir mitten in der Nacht auf der deutschen Autobahn dahinbretterten und jeder einfach nur völlig enttäuscht im Leder saß. Ich war oft mit ca. 200 km/h unterwegs, um mich möglichst schnell von Mainz zu entfernen. Die Fahrbahn war meistens leer und der Asphalt trocken. Es gab also richtige "Turbo-Verhältnisse".
Ich fuhr die Nacht durch. Um ca. 05:30 Uhr waren wir daheim und setzten uns völlig fertig zum Maci. Dort trafen wir zufällig zwei andere Freunde. Manuel blieb dann sogar noch bei denen. Doch ich war komplett ausgelaugt und wollte nur mehr nach Hause.
Inzwischen ärgere ich mich so, dass ich diese Dame meinem Lieblingsschlepplift vorgezogen habe. Der Lift wurde 2011 ersetzt. Als ich damals wegen ihr so weit gefahren bin, hätte ich den Lift noch filmen können. Nur hatte ich zu dem Zeitpunkt leider keinerlei Ambitionen in diese Richtung. Egal, vielleicht mache ich einen Lottogewinn, dann kann der Lift auferstehen... Die Hoffnung stirbt zuletzt.
2011 gab es dann noch ein Liebesereignis in meinem Leben. Das war aber ganz anders, als die obige Story. Es war quasi umgekehrt. Eine hat sich in mich vernarrt. Sie war beim Begräbnis meiner Oma Ministrantin. Als sie mich dort sah, hat es ihr das Herz verdreht. Eigentlich war sie ganz nett und ich habe manchmal mit ihr geredet (nur geredet - ihr werdet gleich wissen, warum ich das so betone). Doch es gab ein gravierendes Problem. Sie war 14 und ich 20. Ich habe ihr sofort erklärt, dass sie mich bitte in Ruhe lassen soll. Ich will keine Probleme haben, da ich angeblich Kontakt mit einem "Kind" habe. Irgendjemand im Ort hat natürlich schon Gerüchte verbreitet. Meine Mutter bekam das in weiterer Folge auch mit. Sie reagierte natürlich entsprechend, obwohl ich ja nichts gemacht habe. Jedenfalls fuhr ich am besagten Tag mit Manuel in den entsprechenden Ort, weil ich dort einfach wandern wollte. Über die Situation mit dem Mädchen machte ich mir nur unterbewusst Gedanken. Wollte primär einfach dort spazieren, wo ich früher immer mit meiner Oma unterwegs war. Manuel half mir wieder, indem er mich mental unterstützte. Im Zuge unserer Wanderung haben wir in der Nähe von einem bestimmten Granitbrocken jeweils 50 Cent in der Erde vergraben. Einfach so. Auf einmal bekam ich einen Anruf von meiner Mutter, ob ich etwa in ... sei. Ich sagte "ja", aber dass ich mit Manuel eine Wanderung mache. "Gib mir den Manuel her" - so ihre Worte. Als sie seine Stimme hörte, war wieder Ruhe eingekehrt. Dennoch verstand ich die Aufregung nicht, denn es ist ja nichts passiert. Was kann ich dafür, wenn sich dieses Mädchen in mich verschaut hat?
Als ich wieder daheim war, hatte sich meine Mutter halbwegs beruhigt. Langsam aber sicher wurde das Thema Gott sei Dank nicht mehr erwähnt. Somit blieben mir weitere Konflikte erspart. Manuel war halt wieder im entscheidenen Moment dabei. Das half mir im Endeffekt extrem viel.
Er bezog schließlich eine eigene Wohnung. Wir hatten aber nach wie vor guten Kontakt. Ich fuhr halt nicht mehr zu seinem Elternhaus, sondern eben zu seiner Wohnung. Sein Kommunikationsverhalten hat sich allerdings immer mehr verschlechtert. Er war stets dafür bekannt, nicht abzuheben. Wenn er sagte "Ich ruf dich in 10 Minuten an", passierte das meistens sehr selten. Oder wenn ich meinte "Gegen Abend könnte ich besser reden, ich melde mich so gegen 18:00 Uhr", war es nicht viel anders. Er ging nicht mehr an sein Handy.
Trotz dieser Umstände hielt unsere Freundschaft recht gut. Ich akzeptierte das einfach, dass er nun einmal so ist und ich das nicht ändern kann. Der vergangene Silvesterabend war allerdings der springende Punkt. Er meldete sich im neuen Jahr einfach nicht mehr. Ich wollte ihn wegen meiner geänderten Nummer testen, ob ihm das auffällt. Also anders gesagt: Wie wichtig ihm die Freundschaft ist. Wenn er mich anruft, würde er ja hören "die Nummer existiert nicht" oder so. Dann hätte er mir in FB geschrieben, was mit meinem Handy sei oder ob ich die Nummer gewechselt habe? Mehr hätte ich nicht wollen. Das hätte mir genügt, um die Freundschaft nach wie vor als "positiv" zu bewerten.
Mir ließ das aber dennoch keine Ruhe. Meine Mutter meinte, dass ich einfach hinfahren soll. Habe ich dann genau so gemacht, als ich beim Rückspiel Rapid - Ajax bei ihm angeläutet habe. Wie das ablief und was dann am Freitag darauf passierte, könnt ihr unter anderem hier nachlesen. Ich bin nur so froh, dass ich ihn nochmals gesehen habe - vermutlich als einer der letzten. Am besagten Freitag ging es mir nicht gut. Deshalb wollte ich schon recht früh gehen. Wir redeten unter anderem kurz über die Uni. Seine Worte waren nur "I werd mit 30 nu imma net mim Studium fertig sein". Ich versuchte ihm das auszureden. Die folgende Aussage von Manuel stimmte mich sehr nachdenklich: "In dera Wohnung foit ma de Deckn am Schädl". Generell bekam ich im weiteren Verlauf des Abends immer mehr Kopfweh. Es ging einfach nicht mehr. Er hätte mir noch ein Wasser mitgegeben. Ich meinte aber, dass ich daheim genug zu trinken habe. Dann sagte er "Nimm hoid des, vielleicht hüfts da". Er drückte mir eine Packung Tutti Frutti in die Hand. Fand ich nett. Schließlich redeten wir noch, was wir wieder einmal machen müssen. Ich ging nun meiner Wege und hinterfragte immer wieder, was ich von ihm halten soll. Kontakt wiederherstellen oder einfach auf seine Reaktionen/Handlungen warten? Fakt ist: An jenem Tag sah ich nicht mehr den Manuel, den ich kannte.
Unlängst war wieder einmal Wiener Derby. Rapid hat super gespielt und ich freute mich so, obwohl ich es mir alleine ansah. Meine Mutter schrieb mir, dass ich Manuel anrufen soll. Ich wusste nur, dass er nicht abheben wird. War dann auch so. Zu dem Zeitpunkt dachte ich mir aber nichts Weiteres. Am nächsten Tag hatte meine Mutter wieder eine Idee. Einfach Non-Stop anrufen, da wird er dann irgendwann abheben. Ich zögerte anfangs, doch schließlich versuchte ich es. Nach dem vierten Anruf meldete sich eine weibliche Stimme - die Mutter von Manuel. Ich war zuerst verwundert, doch unterbewusst hatte ich mir offenbar schon gedacht, dass etwas passiert sein muss. Sie sagte nur "Der Manuel ist von uns gegangen". Als ich ihn am Freitag davor noch sah, war ich ja richtig erschrocken. Offenbar gab mir mein Unterbewusstsein zu verstehen, was wohl als Nächstes passieren wird. Das Problem ist nur, dass ich es einfach noch nicht begreifen kann. Wenn ich emotional so weit bin, werde ich mich auf FB von ihm verabschieden. Bzw. natürlich auch seine Familie besuchen, um ihm nochmals ganz nahe zu sein. Zu Silvester gab ich ihm einen Glücksbringer, dieser soll nun über ihn wachen.
Als ich vor kurzem Joggen war, hielt ich mit Manuel Zwiesprache. Meine Laufstrecke führte unter anderem zum besagten See, wo er ja auch noch hinschauen wollte. Er sieht ihn jetzt immerhin "von oben"... :(((
Seine Mutter hat auf FB die traurige Botschaft verkündet. Wir hatten zwecks Klassentreffen einen Gruppenchat. Dort ging es in den letzten Wochen voll ab. An dem Tag, wo ich es erfahren habe, bekam ich noch zwei Nachrichten. Darin stand "ist der Manuel wirklich gestorben?". Das regte mich so auf - glauben die alle, dass seine Mutter Witze macht? In Wirklichkeit feiert er schon seit mehrern Tagen eine Wohnungsparty mit über 100 Leuten und der Faymann hat ihm sein Amt übergeben... -.-
Am Freitag vor seinem Tod hat Manuel noch gesagt, dass er unlängst eine aus der Klasse beim Interspar traf. Man ging so drei Meter aneinander vorbei. Dabei hat man sich zwar wahrgenommen, aber nicht gegrüßt. Ein "Hallo" war aber zu viel des Guten. Es war jedem irgendwie egal. Schließlich meinte er, dass er sowieso nicht zum Klassentreffen schauen würde, da es dort nur um "Sehen und Gesehen werden" geht. Ich hatte bis dato eine ähnliche Meinung, weshalb ich ihn total verstand. Inzwischen sehe ich das etwas anders.
Die besagte Mitschülerin hat nun in der Gruppennachricht so geschrieben, als ob sie mit dem Manuel seit unserem letzten Klassentreffen (war 2011) extrem viel zu tun gehabt hätte. Im Endeffekt hat sich in den vergangenen Jahren so gut wie niemand dafür interessiert, wie es Manuel geht. Klar, wir waren alle in einer Klasse und die anderen dürfen genauso betroffen sein. Aber diese Scheinheiligtuerei geht mir am A****. Sich als beste Freunde "verkaufen", nur weil er jetzt nicht mehr unter uns ist? Muss das wirklich sein? Ich finde es sehr aufmerksam, dass ein paar ehemalige Mitschülerinnen ein Billet erstellen wollen, wo jede(r) aus unserer Klasse unterschreibt. Die Familie wird sich darüber sicher "freuen", aber man sollte es dabei belassen. Einige schrieben noch, dass man vielleicht Schulfotos vom Manuel dazugeben könnte. Ich glaube, dass "nur" das Billet besser ist. Aber gut, ich verabschiede mich sowieso "persönlich" (was jetzt aber nicht heißt, dass ich mich an dem Billet nicht beteilige).
Einer aus unserer ehemaligen Parallelklasse postete ein altes Foto von einer Schulveranstaltung. Ich verstehe natürlich, dass er auch sehr traurig ist. Aber Manuel hat in den letzten Jahren nie etwas mit ihm zu tun gehabt. Demnach finde ich es auch hier unpassend, dass derjenige auf "best friend" macht - jetzt, wo es zu spät ist.
Als seine Mutter beim Handy abgehoben hat, redeten wir gleich einmal so um die 40 Minuten. Sie sah ihn noch 1-2 Tage vor seinem Tod (ich 4-5 Tage). Er war in Hallstatt und hatte so eine gute Farbe (zu mir meinte er am Freitag vor seinem Ableben noch "hoffentli bin i endli amoi net zfeu, dass i noch Hallstatt etc. fohr" - es freute mich so zu hören, dass er sich doch noch aufgerafft hat). Seine Mama war wirklich glücklich. Aber zwei Tage später kam der Schock ihres Lebens: Sie findet den eigenen Sohn leblos in der Wohnung liegen... :((( Fremdverschulden und Selbstmord sind ausgeschlossen. Das Alkoholproblem bekam er leider nie in den Griff. Vermutlich hat die Leber nicht mehr wollen und es ging immer weiter bis zum Herz. Die extreme Hitze hat das wohl alles nur noch begünstigt. Eines war mir ab dem Zeitpunkt auch bewusst: Er hat das Wiener Derby gar nicht mehr gesehen! :(((
Ich war so froh, dass ich seit Silvester nochmals bei ihm war. Jedenfalls glaube ich, dass es mich anderenfalls noch mehr getroffen hätte. Jetzt muss ich es schaffen, ihn loszulassen. Er hat es sich verdient. Irgendwie ist es unglaublich, was für einen Stellenwert nun die Packung Tutti Frutti hat. Das war das ALLERLETZTE, was ich von ihm bekam.
Generell ging es im FB-Chat in den nächsten Tagen noch mehr zu. Irgendwann schlug eine andere Mitschülerin vor, dass wir so ganz ohne Pfarrer eine Betstunde für Manuel abhalten könnten. Dazu wurde wieder reichlich diskutiert. Am vergangenen Sonntag war es so weit. Ich war diesbezüglich generell eher skeptisch eingestellt, da das meiner Meinung nach nicht in Manuels Sinn sei. Dennoch ging ich hin, weil ich mir sicher nicht Dinge wie "Da Gregor wor sei besta Freind und finds net amoi der Mühe wert, dass er heit herkummt" nachsagen lasse.
Über Manuel lernte ich Edgar kennen. Letzterer war zwei Klassen vor mir. Wir waren eigentlich ab dem Zeitpunkt, wo Manuel in meiner Klasse war, befreundet. Allerdings sahen wir uns immer viel zu unregelmäßig. Mit Edgar hatte ich seit August 2014 keinen Kontakt. Damals waren wir zu dritt unterwegs. Edgar hat Manuel seither gar nicht mehr gesehen. Im Zuge der ganzen Tragödie hat er sofort mit mir Kontakt aufgenommen. Wir trafen uns bereits am Freitag vor der Betstunde. Er geht auch hin - so seine Worte. Am Sonntag schrieben wir uns zusammen und ich holte ihn ab, damit wir gemeinsam zur Kirche fahren. Die Freundschaft zwischen Edgar und mir hat sich durch den Verlust von Manuel bestimmt verstärkt bzw. gefestigt. Es ist traurig, dass ich das indiesem Kontext sagen muss. Aber ihr wisst bestimmt, wie es gemeint ist.
Zur Betstunde waren verhältnismäßig wenige Leute gekommen. Von meiner Klasse nur sieben Mädels und ich. Die, über die ich sieben Absätze zuvor schrieb, war zufälligerweise nicht da. Generell sah man daran, wer es vermutlich wirklich ehrlich meinte. Von mir hat wohl jeder erwartet, dass ich hinkomme. Steffi und Kathi haben das mit dem Billet organisiert. Sie ließen mich unterschreiben, um es anschließend Manuels Mutter übergeben zu können. Ich weiß nicht, wie viele aus meiner Klasse sich am Billet beteiligten. Aber ich denke, dass diese Art von Anteilnahme für seine Mutter unheimlich wichtig war.
Der Kollege, den ich fünf Absätze weiter oben erwähnte, war zufälligerweise auch nicht anwesend. Aber auf FB postet er ein Foto, wie "wichtig" ihm Manuel war. Bin ich froh, dass ich dieses Bild nicht geliked habe bzw. er mich schon vor längerer Zeit aus FB gelöscht hat. Warum er letzteres machte, weiß ich auch nicht. Aber soll mir recht sein. Mit solchen Leute will ich ehrlich gesagt nichts zu tun haben.
Von Manuels ursprünglicher Klasse waren etliche Kollegen in der Kirche. Einige davon kannte ich natürlich. Auch aus der entsprechenden Parallelklasse kamen zwei Burschen zur Betstunde. Einer aus meiner Parallelklasse war auch da. Derjenige hatte meines Wissens nach nicht wirklich viel mit Manuel zu tun. Aber ich finde es dennoch super, dass er an der Betstunde teilgenommen hat.
Mein ehemaliger Musiklehrer (bzw. der KV von Manuels eigentlicher Klasse) übernahm die Klavierbegleitung für die Lieder. Wir beteten verschiedene Psalmen. Zwischendurch nahm jeder eine Kerze und trug sie zum Altar. Dort wurden die Lichter kreisförmig angeordnet. Es war letztlich doch ein Diakon anwesend, der uns durch die Betstunde brachte. Als diese offiziell vorbei war, trat Manuels Mutter nach vorne, um uns allen ihren Dank auszusprechen. Jeder der Anwesenden war auf irgendeine Art und Weise ein Schulkollege von Manuel. Was mich etwas nachdenklich stimmte: Weder der Vater noch die Brüder waren zu dem Zeitpunkt in der Kirche.
Wir stellten uns dann noch vor dem Kirchenausgang kreisförmig auf und Manuels Mutter bedankte sich nochmals bei jedem seperat. Danach gingen Edgar und ich hinaus. Wir schauten, was die anderen so machen etc. Robin, ein Rotkreuz-Kollege und einst guter Freund von Manuel, war natürlich auch anwesend. Ich kannte ihn schon, da wir uns über Manuel früher öfters getroffen hatten. Er hat mich via FB über seine geplante Abschiedsfeier für Manuel informiert.
Vor der Kirche standen nun mehrere "Gruppen". Die anwesenden Burschen aus Manuels ursprünglichem Jahrgang bzw. analog die entsprechenden Mädels. Dann die sieben Damen aus meiner Klasse. Und schließlich noch Edgar, Robin (inkl. Freundin) und ich. Nachdem ich mit letzteren organisatorisch alles besprochen hatte, gingen sie nochmals in die Kirche, um sich von Manuels Mutter zu verabschieden. Edgar und ich schlossen uns ihnen an.
Ich redete dann noch mit Maria (Manuels Mutter hat mir gleich nach der Matura das Du-Wort angeboten) über den tollen Ausflug zum Eibl. Wo Manuel und ich die Anfangsbuchstaben unserer Vornamen in eine Tafel am Gipfel mehr oder weniger "eingraviert" hatten. Sie sagte, dass sie im Herbst mit mir dort hinaufgehen will. Mit Manuel war sie dort früher immer Skifahren. Immerhin fährt Manuel jetzt mit den Eiblliften... :(((
Mit Dani hatte ich bis dato noch nichts geredet. Wir begrüßten uns halt erst später. Sie war die, die das mit der Betstunde letztendlich in die Tat umgesetzt hat (die Idee kam von einer anderen Klassenkollegin) bzw. Manuels Mutter darüber informierte. Meine anderen Klassenkolleginnen kamen nun auch nochmals in die Kirche. Sie hatten im Grunde alles richtig vermutet, was die Probleme von Manuel anging. Kathi meinte dann nur so beiläufig "hoffentlich kommen beim Klassentreffen mehr Leute". Das führte dazu, dass ich Peter erwähnte. Er hat mir nämlich ein paar Stunden vor der Betstunde geschrieben, ob ich nächstes Wochenende Lust auf eine kleine Runde mit den Burschen aus unserer ehemaligen Klasse hätte - auch zum Gedenken an Manuel. Ich habe diese Nachricht bis heute Vormittag nicht beantwortet, da ich den wahren Sinn dahinter sehr wohl verstanden habe. Während ich den Text las, war mir sofort klar: Der Peter wird nicht bei der Betstunde erscheinen. Vorgestern kam von ihm noch "Hast du meine Nachricht bekommen?". Heute reagierte ich mit "Ja, habe ich bekommen. War bereits am Sonntag bei der Gedenkfeier in der Kirche. Warum bist du nicht hingekommen?". Er hat erneut zurückgeschrieben - in der Vorschau erkannte ich so etwas wie "Warum stellst du Fragen, ohne vorher...". Habe das Handy kopfschüttelnd weggelegt.
Wir ihr seht, hatte ich recht. Ich fragte ihn eben nicht sofort, wieso er am Sonntag nicht anwesend war. Denn ich finde das feig bzw. bequem. Er hatte sicher Zeit, nur wollte er sich der Situation nicht stellen - so meine Vermutung. Der Sebi macht ja im Grunde alles, was Peter sagt. Wenn von letzterem ein "Nein" kommt, dann hört man von Sebi in 99 % der Fälle ebenfalls ein "Nein". Demnach war Sebi auch nicht bei der Betstunde. Letzterer fragte mich, ob ich mich heute oder am Sonntag mit ihm und Peter treffen will. Habe nur geantwortet "Momentan keine Zeit". Stimmt im Grund auch. Andererseits finde ihr Nicht-Erscheinen bei der Betstunde so respektlos, dass ich keine Lust auf die beiden habe...
Im Zuge dessen sagte ich am Sonntag zu meinen Mitschülerinnen, dass ich einfach sehe, wie der Sebi noch immer das Schoßhündchen vom Peter spielt. Eine antwortete gleich "Noch imma?". Im Endeffekt mussten alle kurz lachen. Dann erzählte eine andere, dass sie einige Zeit mit Peter im Bus gefahren sei. Er habe sie aber nie begrüßt bzw. mit ihr geredet. Schließlich verabschiedeten wir uns. Ich sagte noch "Gemeinsam stehen wir diesen Schicksalsschlag durch".
Edgar meinte anfangs, dass wir uns später noch in ein Lokal setzen. Letztendlich wollte er das dann aber nicht mehr. Mir war das nicht unrecht. Wir mussten ja die Betstunde verarbeiten. Wegen der Sache mit Peter - er hat mich bis jetzt nicht angerufen, wie es mir in Bezug auf den Verlust von Manuel überhaupt geht? Bitte glaubt jetzt nicht, dass ich mir das erwartet habe. Oder mich selbst bedauern möchte. Bzw. dass ich das für mein Ego brauche. Im Gegenteil - ich folgerte daraus, dass es Peter wohl an Empathie fehlt.
In der FB-Unterhaltung hat Kathi mir eine mehr oder weniger direkte Frage gestellt. Es ging halt um die Todesursache usw. Habe ihr dann extra darauf geantwortet. Also nicht dort, wo alle anderen mitlesen können. Da ich mit Kathi wirklich immer in der gleichen Klasse war (von der Volksschule bis zur Matura), wusste ich auch, dass sie sich in dieser Unterhaltung keinesfalls aufspielt. Meine Mutter bestätigte das sofort, weil ich ihr das natürlich erzählte. Demnach schrieb ich Kathi und erklärte ihr, was Sache ist. Ihre Antwort war sehr berührend. Sie hat genau verstanden, wie die Situation für mich ist. Frauen sind bekanntlich emotionaler als Männer. Dennoch traue ich mich sagen, dass ich für einen Mann über eine ordentliche Portion Empathie verfüge. Jedenfalls braucht man letztere bei Kathi nicht suchen. Schaut euch ihre Zeilen an:
hallo gregor!! vielen dank dass du mir extra eine nachricht schickst um alles zu erklären! es ist so tragisch und ich möchte dir mein herzliches beileid aussprechen!! es tut mir wirklich sehr sehr leid dass du manuel als freund verloren hast!!! begreifen wirst du es vllt nie, aber mit der zeit hoffentlich akzeptieren können! es ist wirklich traurig, dass ein toller mensch es irgendwie nicht geschafft hat ein ziel und eine motivation im leben zu finden, sich mit seinen freunden eine schöne zeit zu machen und sich darauf zu freuen was das leben noch so alles für ihn bereithält! ich hoffe wir sehen uns beim klassentreffen, da werden wir sicher noch darüber reden! glg
Oft hört man ja, dass Männer nicht weinen dürfen. Halte ich für absoluten Schwachsinn. Ich musste komischerweise noch nicht viele Tränen vergießen. Das liegt aber bestimmt daran, dass ich es bis jetzt nicht begriffen bzw. verinnerlicht habe. Ich weiß momenta einfach noch nicht, wie ich damit zurechtkommen soll, dass einer meiner besten Freunde verstorben ist. Um mir selbst etwas zu helfen (in dem Fall wird mir wohl jeder mit IQ > 4 meinen "Egoismus" verzeihen können...), schrieb ich einfach einmal darauf los. Ihr seht ja, was dabei herauskam. Im Grunde habe ich euch weiter oben unsere ganze Freundschaft in Kurzfassung geschildert.
Mit meinen Freunden werde ich ein Ritual einführen, um dem Manuel immer wieder zu gedenken. Robin hat mich wiegesagt zu einer Abschiedsfeier für Manuel eingeladen. Da gehe ich selbstverständlich hin. Ich merke schon, wie der Verlust von Manuel meinen Freundeskreis mehr und mehr zusammenschweißt bzw. verändert. Mit einigen von ihnen hätte ich anderenfalls wohl weiterhin keinen Kontakt gehabt. Ist halt bitter, wenn man sich unter so traurigen Umständen wieder trifft. Aber besser jetzt als nie.
Im Grunde muss ich nur mehr den Beitrag abschließen. Ist vermutlich der erste Schritt, um erfolgreich loszulassen.
Manuel, vielleicht liest du das aus deiner Perspektive. Du bist viel zu früh von uns gegangen, aber was sage ich dir da. Jetzt geht es dir viel besser als zuletzt in deiner Wohnung. Danke für die Freundschaft, all die schönen Zeiten und auch für deinen Beistand in gewissen Situationen. Ruhe in Frieden, irgendwann sehen wir uns bestimmt wieder!
Gregor