Wer jetzt die Ironie im Titel nicht sieht, dem ist echt nicht mehr zu helfen. Das wäre ungefähr so, wie wenn man im Fußball einen Elfmeter auf ein leeres Tor nicht verwertet. Also ein Moment, wo man sich nur die Hände vor das Gesicht schlägt.
Genug Offtopic - nun zum Wesentlichen. Mich nervt diese mangelnde Kommunikationsdisziplin in allen Lebensbereichen. Nicht, dass ihr jetzt glaubt, dass es da nur um potentielle Partnerinnen geht. Mit so einem Verhalten würde ich denen sowieso sofort den Laufpass geben. Wenn sich Freunde so benehmen, ärgert mich das letztlich genauso. Es spielt also keine Rolle, ob es sich dabei um irgendeine Frau, einen guten Freund oder Familienangehörige handelt. So etwas macht man einfach nicht und von diesem Standpunkt steige ich auch bei orkanartigem Gegenwind nicht herunter.
Bevor irgendjemand sagt, dass mir ja noch nie so etwas passiert ist. Klar, ich habe auch schon einmal vergessen, dass ich jemandem zurückschreibe oder die Person zurückrufe. Aber das ist bei mir absolute Ausnahme und ich verstehe es, wenn sich dann der andere darüber beschwert. Ich sehe den Fehler ein und reflektiere mich damit selbst. Also übernehme ich die Verantwortung für mein Fehlverhalten und versuche diese nicht durch irgendwelche Ausreden abzugeben.
Oft frage ich mich schon, ob ich wirklich zu gut erzogen bin. So Dinge, wie dass man auf Fragen eine Antwort gibt, sind für mich selbstverständlich. Oder auch die Sache mit dem Rückruf. Wenn ich gerade mit dem Auto fahre und jemand anruft, ignoriere ich das meistens. Selbst Telefonieren mit Freisprechanlage lenkt meiner Meinung nach zu sehr ab - darum geht es jetzt aber nicht. Ist die Fahrt beendet, so rufe ich die Person zurück. Da überlege ich gar nicht lange. Manche denken sich dann vielleicht "Moch i späta" und vergessen dadurch letztendlich auf das Zurückrufen. Und der andere hat dann Pech gehabt, oder was?
Wenn ich z.B. mehrere Wochen Lernstress habe oder sonst wo unterwegs bin (z.B. auf Liftsafari), dann sage ich, dass ich mich eben danach melde. Und das mache ich dann auch. Da kennt sich jeder aus und es fühlt sich letztlich keiner verarscht. Ich würde es ganz und gar nicht schön finden, wenn ich den anderen in so einer Situation wahrlich in der Luft hängen lasse. Natürlich kann immer etwas dazwischenkommen etc. Aber auch das ist letztendlich keine Entschuldigung. Eines ist jedoch schon klar: Wenn ich z.B. in der Ferne Urlaub gemacht habe, dann würde ich die Person nicht gleich in dem Moment anrufen, wo ich daheim aus dem Flieger steige. Sondern eben vielleicht erst am nächsten Tag. Es geht nur darum, dass man es macht - aber niemand redet davon, dass das "sofort" zu erfolgen hat. Im vorigen Satz würde ich "sofort" durch "zeitnah" ersetzen, wobei letzteres für mich persönlich innerhalb von 24 Stunden heißt. Diesen Begriff definiert jeder etwas anders - allerdings denke ich, dass die meisten wissen, was ich damit meine.
Ich sage stets offen und ehrlich, was mir an einer Person nicht passt. Meistens auf dem persönlichem Weg, aber das ist leider nicht immer möglich. Auch wenn dann manche mit mir nichts mehr zu tun haben wollen, stört mich das nicht. Ich möchte letztlich ehrlich zu mir selbst sein und wenn damit ein anderer ein Problem hat, ist das seine Angelegenheit.
Diese scheinheilige indirekte Kommunikation mag ich überhaupt nicht. Wenn ich jemandem eine Frage stelle und die Person mit mir nichts zu tun haben will, warum sagt sie das dann selten wirklich ehrlich? Sicher ist es schwer, aber für beide letztendlich besser. Einfach keine Antwort geben ist feig - aber es leuchtet einem ohnehin meist recht rasch ein, dass das der nonverbalen Botschaft für "ich will nichts mit dir zu tun haben" entspricht.
Meiner Meinung nach ist die direkte und ehrliche Kommunikation nichts Geschlechtsspezifisches. Viel eher eine Sache der Erziehung und des Anstands. Unlängst lernte ich eine Frau kennen, die schon 2 Kinder hatte und mich recht bald darauf aufmerksam machte. Also eigentlich schon nach wenigen Gesprächsminuten. Ich fand das überhaupt nicht schlimm und freute mich für die Kinder, dass sie so eine ehrliche Mutter haben. Der Punkt ist, dass ich mich auskannte und nur die Umstände nicht passten. Dennoch hatte ich an der Situation Spaß, weil sie eben einfach sagte, was Sache ist.
In einem anderen Fall war es so, dass ich während eines Sommerlaufs eine Wettkämpferin vom Ochsenburger Berglauf zufällig wieder traf. Wir haben uns gegenseitig erkannt, doch ich schnallte es zu spät. Mittels FB habe ich dann aber doch den Kontakt hergestellt und sie lud mich gleich zu einem Laufausflug mit ihrer Gruppe ein. Mir ging es dabei gar nicht darum, ob das mit ihr vielleicht etwas werden könnte. Ich wollte einfach wissen, mit wem ich mich da in Ochsenburg gemeinsam den Berg hochgekämpft habe. Letztendlich war sie dann am jeweiligen Tag gar nicht da, obwohl sie so einen Wind machte, dass ich ja quasi auch unbedingt hinkommen muss. Sie erschien erst während des Frühstücks. Ich fand den Lauf ganz cool, weil ich mich einmal ohne Wettkampf mit anderen messen konnte. Sicher war es etwas komisch, weil ich als Fremder in der Runde dabei war. Doch das störte mich nicht. Allerdings hat dann die gewisse Dame nichts mehr gesagt, obwohl sie meinte, dass sie mich informiert, wenn wieder so ein Gruppenlauf ansteht. Ich habe mich jedenfalls nie aufgedrängt und sah das stets ganz locker. Beim Wachau-Halbmarathon war ich nicht einsatzfähig, aber fragte sie dann trotzdem, ob ihr Verein dieses Event ordentlich gerockt hat. Es kam nichts mehr retour. Ich verstand die Botschaft natürlich. Aber warum ist es so schwierig, direkt zu sagen, was die Fakten sind? Ein ehrliches "Nein" ist viel weniger verletztend, als einfach nur zu schweigen.
Schlussendlich ist meine Lebensphilosophie die, dass ich jemandem eben ehrlich mitteile, was ich von ihm/ihr bzw. seinen/ihren Vorstellungen halte. Wenn sich dadurch einige von mir distanzieren, akzeptiere ich das. Aber ich belüge mich damit nicht selbst und kann mich ruhigen Gewissens in den Spiegel schauen.