Diese Frage stellen sich wahrscheinlich schon sehr viele während ihrer Schulzeit. Spätestens in der Hauptschule bzw. im Gymnasium muss man sein erstes Referat halten. Doch irgendwann kommt das erste "Gruppen-Referat". Da kann es schon vorkommen, dass einer alles macht und die anderen sich nur ihre "Kärtchen" abholen, von denen sie dann letztendlich herunterlesen. Letzteres ist auch verständlich, denn warum soll man einen "Vortrag" halten, wenn man das eigentlich gar nicht will? Einfache Antwort: Kein Redner ist noch so vom Himmel gefallen, jeder fängt einmal mit einem (unfreiwilligen) Referat in der Schule an (wer hat bitteschön nicht zumindest ein Referat "heruntergelesen"?). Aber oft bekommt man einfach ein Thema zugeteilt, was dann den Gedanken "Bin froh, wenn ich den Sch*** hinter mir habe" nur noch verstärkt. Das führt dann zum "Herunterlesen" oder dazu, dass die anderen an Hand der Stimme des Vortragenden seine Begeisterung kaum überhören können. Gehen wir einmal kurz vom Level "Schule" weg: Wenn ein berühmter Autor (Fraunz, es wird Zeit für ein zweites Buch - host sicha nu gnua Asse (oiso Gschichtln) im Ärmel, oda? ;) ) sein neuestes Werk präsentiert, wird er/sie das mit einer entsprechenden Begeisterung machen und jegliche Kärtchen werden überflüssig (wäre ja blöd, wenn er/sie nicht wüsste, was im eigenen Buch steht... ;) ). Das Werk soll sich ja gut vermarkten bzw. verkaufen und man will stetig neue Leser gewinnen, die dann eben mit großer Wahrscheinlichkeit das nächste Werk ebenfalls kaufen usw.
Zurück in die Schule: Normale Referate mit mehreren Leuten gehen ja meistens noch "gut" aus (zumindest meiner Erfahrung nach). Doch bei Gruppenarbeiten in Fächern wie z.B. Latein hört sich der Spaß schnell auf. Jede Gruppe bekommt eine ordentliche Textpassage und dann muss man festlegen, wer was davon übersetzt. Einteilung schön und gut, doch wie sieht es in den Tagen vor der "Deadline" aus? Manche haben dann womöglich noch nichts gemacht - haben sich also von Beginn an darauf verlassen, dass sich ein anderer in der Gruppe "erbarmen" wird. Letzterer muss sich dann eben überlegen, ob er/sie das wirklich will. Meistens muss man in solchen Situationen ohnehin nachgeben, da man sonst vermutlich ebenfalls (ungerechterweise) schlechter beurteilt wird. Ich nehme stark an, dass viele Lehrer bei Gruppenarbeiten das Gesamtresultat benoten und nicht die Leistung des Einzelnen (es heißt ja nicht umsonst Gruppenarbeit...).
Ich war keinesfalls ein Streber, der nur zum Essen und "Geschäft erledigen" von seinen Schulsachen aufstand. Geht es aber um Arbeits(ein)teilung, kann ich sehr konsequent sein. Wenn man vereinbart "Person 1 macht ..., Person 2 ... usw.", dann haben sich alle Beteiligten daran zu halten. Sollte eine Zusammenarbeit komplett aus dem Ruder laufen, so kann man im normalen Leben (berufliche Angelegenheiten einmal ausgenommen) eher einen Plan B finden, als z.B. in der Schule. In letzterer muss man das ja quasi machen, da es vom Lehrplan vorgesehen ist, die "Klassengemeinschaft" stärkt etc. Da kann man nicht einfach sagen "Ich suche mir andere Kollegen, mit denen das vielleicht besser klappt" und hinter mir die Sintflut.
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Danke!
An ein konkretes "Latein-Gruppenprojekt" erinnere ich mich immer noch besonders gut. Pro Thema wurden 4 Leute eingeteilt. Ich hatte in meiner Gruppe die "Ehre", den Ton anzugeben. Dazu teilte ich den zu übersetzenden Text in vier gleich große "Absätze" ein und jeder hatte seinen Teil zu bearbeiten. Wir mussten das Projekt natürlich auch vor der Klasse präsentieren. Doch dafür hatten wir noch sämtliche andere Aufgabenstellungen auszuarbeiten, wie z.B. verschiedene Fragen zu unserem Thema (die sogenannten Interpretationsfragen). Außerdem sollten wir eine Textstelle auswählen, die den Gesamtinhalt unseres Projekts möglichst gut wiedergeben würde. Die zuletzt genannte Aufgabe bekam mein zu dem Zeitpunkt bester Schulfreund (der das auch ordnungsgemäß vorgetragen hatte). Die anderen Zusatzaufgaben wurden noch fair aufgeteilt und es schien, als ob damit alles klar wäre. Zu früh gefreut!
Am Präsentationstag fing es einmal damit an, dass nur mein zuvor erwähnter Klassenkollege und ich vor die Klasse traten und die anderen beiden Gruppenmitglieder keine Anstalten machten, sich daran auch nur irgendwie zu beteiligen. Ich dachte mir noch "vielleicht wollen sie erst nach vorne kommen, wenn sie selbst an der Reihe sind". Die Lehrerin sagte auch nichts dergleichen und ich begann mit meinem Teil. Schließlich war mein Kollege am Zug. Er las die Textstelle vor, die möglichst gut erklärte, worum es in unserem Projekt ging. In weiterer Folge brachte er seinen Beitrag ordentlich zu Ende und hat den Vortrag quasi in die richtige Richtung "weitergelenkt". Die anderen beiden Gruppenmitglieder hätten daran anknüpfend perfekt fortsetzen können. Doch was passierte? NICHTS! Die beiden fanden es nicht einmal der Mühe wert, sich von ihren Sesseln zu erheben. Es wurde schlagartig mucksmäuschenstill und mein Mitschüler und ich standen wie die größten Idioten da.
Ich merkte natürlich sofort, wie sich in mir Aggressionen aufbauten und ich "gefühlsmäßig" vermutlich den Lehrertisch durch die Klasse werfen hätte können. Gott sei Dank hatte ich in dem Moment keinen Zaubertrank bei mir, denn sonst wäre es wohl noch schlimmer zugegangen (kleiner Schenkelklopfer zwischendurch: Diese Asterix-Anspielung musste ich jetzt einfach bringen... ;) ).
Wie ging es weiter? Zum Glück hat meine Lateinlehrerin bezüglich unserer Gruppenleistung den Braten gerochen. Ich wusste das zu dem Zeitpunkt noch nicht, aber ein anderer Mitschüler hat mich an jenem Tag nach der Schule angerufen und meinte, dass die Lehrerin 100%ig auf meiner Seite sein würde und ich mich nicht ansch***** soll. Es ging dann auch dementsprechend "gut" aus und das Projekt hatte keinen negativen Einfluss auf meine Gesamtnote etc. Doch wie erlebte ich den restlichen Tag nach dieser schrecklichen Lateinstunde? Ich bin eine oder zwei Stunden später einfach "heimgegangen". An jenem Tag hätte ich auch noch Nachmittagsunterricht gehabt, doch das war mir egal. Am späten Vormittag verließ ich das Schulgebäude. Es war ein einigermaßen schöner Frühlingstag und ich ging zu dem Hang, wo ich früher immer mit einem nach wie vor sehr guten Freund und "Fast-Nachbar" Rodeln war. Das war zu dem Zeitpunkt aber auch schon wieder ca. 8 Jahre her. Inzwischen hat mein Vater endlich seine alten Videos digitalisiert, wo unter anderem eines von den damaligen Rodelausflügen dabei ist. Als ich das zum ersten Mal sah, bin ich vor Lachen unter dem Tisch versunken - ebenso mein "Rodel-Kollege". Wir sind die wildesten Hänge hinuntergesaust, auch wenn es verdammt holprig war und zwischendurch immer wieder braune Flecken in der Schneedecke auftauchten. Das war uns egal, wir schreckten vor nichts zurück! ;)
Nach dem "Latein-Desaster" spazierte ich dort jedenfalls herum und genoss den Wald und das Zwitschern der Vögel. Für den Augenblick hatte ich den Ärger vom Vormittag vergessen. Zu Hause dachte ich schon, dass ich entsprechend Ansch*** bekommen werde, da ich ja von der Schule früher "heimgegangen" bin. Es war nicht einmal so schlimm wie befürchtet und ich bekam meine Entschuldigung (war ja damals klarerweise noch nicht volljährig). Nicht, dass ihr jetzt denkt, dass ich für jeden Huster einen "Daheimbleibe-Schein" erhielt. ;)
Ab diesem Zeitpunkt hatte ich förmlich eine Allergie gegen derartige Gruppenarbeiten etc. Natürlich kann und will ich damit jetzt keinem ein Vorurteil anhängen. Jedoch war ich damals eben dementsprechend auf die Nase gefallen, da ich bei diesem Lateinprojekt defintiv die falsche Gruppe erwischt hatte. Heute merke ich es noch nahezu immer, wenn es heißt, man macht etwas gemeinsam etc. (damit meine ich jetzt nur hobbymäßige Projekte). Wenn sich immer nur einer "opfert" bzw. die Initiative ergreift, dann stehen die Chancen gut, dass es zu keinem Ergebnis kommt. Das Vorhaben verläuft sich immer mehr im Sand und es schaut danach aus, als hätte man nie etwas "besprochen".
Ich sehe nicht ein, immer das Alphatier spielen zu müssen - warum soll ich meine Energie auf Kosten der "Faulheit" von anderen verschwenden?