Das Szenario aus dem Bild hatte ich schon einmal bei einem ersten Date. Ich habe die Dame gefragt, ob sie mit mir oder mit ihrem Smartphone verabredet sei. Als sie es nochmals herausfischte, sagte ich ihr, dass ich beim nächsten Mal aufstehe und gehe. Hätte ich dann auch wirklich gemacht, aber sie hat es dann doch noch kapiert. Glück für sie!

Wie soll man sich bitte auf einen anderen Menschen einstellen können, wenn es viel "wichtiger" ist, was einem wer gerade auf Whatsapp und Co schreibt? Gar nicht.

Heute spazierte ich in der Früh an meiner ehemaligen Volksschule vorbei. Es war kurz vor 7. Da, wo ich früher immer hineinging, saß ein kleiner Bub vor dem Schultor und starrte in sein Handy. Die Schule war offiziell noch gar nicht geöffnet. Nebenbei bemerkt finde ich es ziemlich fahrlässig, dass man seinen kleinen Sohn einfach alleine hier vor noch geschlossenem Gebäude absetzt. Er war sicher nicht älter als 6 Jahre. Mich hat das richtig erschüttert und deshalb bin ich heute umso mehr dankbar, dass ich zu dieser Zeit Gott sei Dank noch nicht von Handy und Co abgelenkt wurde. Das waren sehr schöne und wertvolle Jahre. Als ich das erste Mal etwas von "Handy" hörte, war ich gerade einmal 8 Jahre alt. Das war noch so ein fettes Teil mit Antenne. Ich sah zwar die Eltern manchmal damit herumgehen und reden, aber es interessierte mich zum Glück nicht weiter.

Unlängst beobachtete ich auf einem Bahnhof bewusst die Leute. Wie gehen die durch die Gegend? Völlig verschlossen und in ihre Technik vertieft. Kein Wunder, dass es so immer schwieriger wird, jemanden vernünftig im realen Leben kennenzulernen. Aus diesem Grund spielt sich fast alles im Onlinedating ab. So muss man die Blicke nicht auf die Umgebung richten, sondern kann unterwegs genauso vertieft die Chatanfragen durchstöbern oder virtuelle Personen (dis)liken.

Ähnliches sah ich beim Laufen. Es kommt sehr selten vor, dass ich jemanden erblicke, der/die nicht verkabelt unterwegs ist. Wie will man so noch etwas von der Natur mitbekommen? Ich glaube kaum, dass Laufen mehr Spaß macht, wenn man sich währenddessen mit Musik den Kopf zudröhnt. Es ist ja in gewisser Weise Meditation in Bewegung.

Als ich Ende Mai eine bestimmte Dame nach mehreren Jahren wieder einmal traf, war mein Handy gar nicht dabei. Hatte es zuvor irgendwo daheim verlegt und bemerkte das erst am Weg. Aber ich bin jetzt eben nicht panisch nach Hause geeilt, um es zu suchen - sondern einfach ganz ruhig weitergegangen. Ich wusste nur, dass ich gemäß Nachrichten vor dem Lokal warten werde. Dort stand ich ganz ohne Handy herum und schaute auf die Menschen. War schon ungewohnt, aber gleichzeitig fühlte ich mich so frei. Somit konnte ich sie aber nicht kontaktieren und sie mich natürlich auch nicht. Plötzlich kam sie aus dem Lokal und meinte, dass sie eh schon drin gewesen sei. Offenbar haben wir uns irgendwie verpasst, weil sie hätte ja an mir vorbeigehen müssen (nachdem ich 15 Minuten vorher dort war). Egal, das Gespräch war sehr gut. Ich konnte mich voll auf sie konzentrieren.

Wohin soll das also führen, wenn jeder nur mehr verkabelt in sein deppades Smartphone starrt? Zur Isolation. Wenn ich eines Tages eine Familie habe, weiß ich schon, wie wir das mit den Handys lösen werden. Es wird sicher Leute geben, denen das dann nicht gefällt. Aber mei, wenigstens sind wir nicht handyabhängig. :)

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