Das "besonders gefährliche" Afghanistan

Afghanistan ist ein Loch, das steht wohl unbestritten fest. Nach Jahrzehnten der Kriegsführung, Jahrzehnten diverser Regime ist das Land am Boden, wirtschaftlich, kulturell, intellektuell und politisch.

Und nunmehr auch von Terror überzogen; wie zuletzt in Kabul in der Nähe der deutschen Botschaft und bei einem Begräbnis. Immer lauter werden die Rufe nach einem Abschiebungsstopp; den Flüchtlingen drohe in Afghanistan akute Lebensgefahr, zumal der Terror um sich greife. 2015 alleine starben in Afghanistan insgesamt 3545 Menschen durch Gewalt! Bei 32,53 Millionen Einwohnern (Stand: 2015) ist das jeder 9.176ste Afghane, der durch Gewalt zu Tode kommt! Wie kann man unter diesen Umständen weiter abschieben, fragen Politiker und NGOs in ganz Europa?

Ja, wie kann man nur? Die Anzahl dieser Todesfälle kann es nur in einem von Warlords beherrschten Land ohne Recht und Gesetz geben!

...wie wäre es mit einer Prise Realität?

Oder eben auch in den USA: Dort sterben jedes Jahr im Durchschnitt 31.500 Menschen - alleine durch Schusswaffen. Bei einer Bevölkerung von 321,4 Millionen (Stand 2015) ist das jeder 10.200ste. Nur durch Schusswaffen, wohlgemerkt - Gewalt durch Messer, Bomben, Prügel oder andere Formen der gewaltsamen Entleibung gar nicht mitberücksichtigt. Natürlich sind diese Zahlen nicht 1:1 vergleichbar; die Anzahl der tatsächlichen Morde in den USA betrug zB "nur" 15.696 (und in 2 Drittel der Fälle wurden Schusswaffen verwendet). Dennoch bedeutet dies, dass die USA - was "Chance auf Tod durch Waffengewalt" angeht, mit Afghanistan in der gleichen Liga spielt.

Mexico hat eine Mordrate von etwa 22,5 pro 100.000 - mit anderen Worten, jeder 4.444ste Mexikaner stirbt eines gewaltsamen Todes! Gut, Drogenkrieg und so. Aber wie sieht es in anderen Ländern aus, mit denen gemeinhin Lebensfreude verbunden wird?

Brasilien toppt dies mit 29 von 100.000 - und ist noch nicht einmal das gefährlichste Gebiet der Welt, wie man leicht auf einer Wiki-Seite nachlesen kann. Tatsächlich sind durchaus auch beliebte Urlaubsdestinationen noch gefährlicher als Afghanistan; so die Bahamas (29,8/100.000), Jamaika (39/100.000) oder die Dominikanische Republik (22,1/100.000).

Würde ich deshalb nach Afghanistan auf Urlaub fahren wollen? Nein. Aber das Afghanistan ein Loch ist, haben wir ja bereits geklärt - nur gibt es weltweit um ein vielfaches gefährlichere Orte, zu denen jederzeit abgeschoben werden würde. Die wirtschaftliche Lage Afghanistans ist KEIN Grund, Asyl zu gewähren - oder auch nur den Aufenthalt zu dulden. Was zählt, ist alleine die objektive Gefährlichkeit der Rückkehr für die Flüchtlinge - und da ist Afghanistan sogar sicherer als Brasilien.

Es ist nicht Afghanistan, dass besonders gefährlich ist. Es ist Europa, das besonders SICHER ist. WIR sind die statistischen Ausreißer - würden wir europäische Massstäbe anlegen, dürften wir NIEMANDEN jemals zurück in sein gefährliches Heimatland lassen!

Zahlenspielereien, interessante

Und nunmehr eine interessante Zahlenspielerei zum Mitdenken.

In Östereich waren Anfang 2016 35.000 Afghanen aufhältig; mehr als 11.000 stellten 2016 einen Asylantrag. Ende 2016 waren somit - geschätzt - 46.000 Afghanen in Österreich.

In den ersten 9 Monaten 2016 waren 55 Afghanen Tatverdächtige in Vergewaltigungsfällen. Rechnet man dies auf ganz 2016 hoch, waren - geschätzt und großzügig abgerundet - 70 Afghanen Tatverdächtige in Vergewaltigungsfällen.

Somit war 2016 jeder 657ste Afghane in Österreich einer Vergewaltigung beschuldigt. Vergleicht man dies mit der Chance von 1:9176, die ein Afghane hat, in Afghanistan Opfer von tödlicher Gewalt zu werden, bedeutet dies, dass Österreich für jeden Afghanen, dessen Leben durch Flucht "gerettet" wird, knapp 14 Vergewaltiger "gewinnt".

Der geneigte Leser mag sich fragen, ob dieses Verhältnis ihm emotionale Befriedigung verschafft. Man darf Menschenleben nicht gegeneinander aufrechnen, wohl wahr - aber die Frage, wieviele Vergewaltigungen man der eigenen Bevölkerung denn zumuten möchte, um ein Leben zu retten, sollte man sich als verantwortlicher Politiker dann doch irgendwann einmal stellen.

Herausforderung Integration

Dass die Integration von Afghanen schwierig wird, ist unbestritten. Selbst Der Standard gibt unumwunden zu:

"Die meisten Afghanen in Österreich sind junge Männer. Aber lässt sich ein 16-jähriger Afghane, der noch nie in seinem Leben eine Schule von innen gesehen hat, integrieren? Der STANDARD hat bei einer Vielzahl von Experten nachgefragt. Einhellige Antwort: Ja! Aber nur mit enormem Aufwand. Und: Es ist keine Zeit zu verlieren."

Angesichts obiger Zahlen stellen sich mir persönlich aber nur die vorgelagerten Fragen: "MÜSSEN wir Afghanen überhaupt bei uns aufnehmen? MÜSSEN wir uns das antun?"

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