Jeder kennt Sie, die Wunderheiler, Scharlatane und selbsternannten Heiler, die die Heilung aller Übel, aller Wehwehchen versprechen. Ja, sogar Krebs und Aids sind heilbar, solange man sich nur ganz den Lehren des Heilsbringers hingibt. Die größten Absurditäten - vom Lichtfasten bis hin zur Geistheilung - alles wirkt, solange man nur fest daran glaubt.
Die Heilmethode ist zu 100% effektiv und OHNE Nebenwirkungen! Fehlschläge gibt es keine. Nur dann, wenn der Patient selbst nicht an seine Heilung glaubt; es innere Widerstände gibt, die Patienten möglicherweise es nicht geschafft haben, sich von widrigen äußeren Einflüssen (wie skeptischen - Verzeihung! "ignoranten" - Bekannten und Familienmitgliedern oder Ärzten) hundertprozentig zu lösen - nur dann mag die Heilung ausbleiben. Was aber dann die Schuld des Patienten selbst ist, und nicht die der Methode.
Die Wirksamkeit der Methode entzieht sich somit gänzlich der empirischen Nachvollziehbarkeit; jedes Scheitern liegt am Patienten selbst. Die Gefährlichkeit dieser Scharlatane sollte mittlerweile jedem halbwegs ordentlich denkenden Menschen bekannt sein, und die "Red Flags", die auf das Vorliegen eines derartigen Scharlatans hindeuten, sollten auch allseits bekannt sein.
Und dennoch scheint man genau solchen Scharlatanen gerade die Integrationspolitik überlassen zu haben.
Integration ist die Aufgabe von Jedem!
Dass die Integration der Neuangekommenen (und derer, die noch ankommen und ankommen werden) eine Herkulesaufgabe ist, ist mittlerweile auch in "Linken" Kreisen unstrittig. Dennoch kann man diese sicher schaffen, "wenn wir nur alle zusammenarbeiten". Dass das Integrationsprojekt möglicherweise scheitern könnte, wird gar nicht angedacht - Integration als Allheilmittel, dass sicher wirkt. Wenn wir nur alle wollen. Und fest glauben.
Bezeichnend, dass nicht klar gesagt wird, worin denn die Mithilfe eines jeden einzelnen bestehen soll. Wie soll - konkret - ein Berufstätiger nach einer 40-50 Stunden Woche "zur Integration beitragen"? Wann trägt er genug bei? Aber offensichtlich würde es ja schon reichen, wenn Integrationskritiker (auch "Hetzer" genannt) aufhören würden zu "heulen", sprich zu kritisieren, und stattdessen aktiv mitarbeiten würden bei der Integration.
(Wie sich die (verpflichtende?) Mitarbeit eines jeden Einzelnen mit dem stets hysterisch wiederholtem Stehsatz, dass "wir durch die Flüchtlinge ja keinerlei Einbußen haben!" in Einklang zu bringen ist, lasse ich übrigens einmal Außen vor.)
Nur, wann weiß ich, ob mein Einsatz - sei er jetzt im Flüchtlingsheim oder im Netz - ausreichend war? Wer sagt mir "Grummel, Du hast genug getan für heute. Du kannst Dich jetzt wieder mit Dir selbst beschäfigen"?
Es ist nie genug
Genau wie bei Geistheilung erfährt man erst am Schluss, ob man genug gegeben hat - nämlich dann, wenn die Behandlung "funktioniert" hat - oder eben auch nicht.
Aber wenn es nicht funktioniert hat, dann ist da wie dort nicht die Methode Schuld, sondern dass man "nicht fest genug daran geglaubt" hat; dass nicht "alle ihre Beitrag" geleistet haben.
Perfiderweise nimmt man damit genau diejenigen in die "Pflicht"; die bereits vor mehr als einem Jahr vor diesen Entwicklungen gewarnt haben und sich klar dagegen ausgesprochen haben. Anstelle nunmehr einzugestehen, dass die Kritker damals möglicherweise Recht hatten, und wir wenigstens JETZT die Einwanderung so gut wie möglich rückgängig und strenge Vorschriften an unsere Neubürger richten müssen, tragen die damaligen Kritiker auch an der zukünftigen Misere schuld - weil sie nicht mit ganzem Herzen nunmehr "bei der Integration" helfen.
Warum derart große Anstrengungen überhaupt erforderlich sind, wenn die meisten Zugewanderten ja freiwillig in das Herz Europas gekommen sind; warum die Anstrengungen notwendig sind, wenn es ohnehin keine nennenswerten problematischen kulturellen Eigenschaften gibt (wie stets die Zahlen der straffällig gewordenen Asylwerber gerade im Bereich Sexualdelikte versucht werden zu relativieren - obwohl die Zahlen des öst. Innenministeriums eigentlich für sich sprechen); warum wir alle anpacken müssen, wenn es doch auch bei den Flüchtlingen aus Ex-Jugoslawien verhältnismäßig gut geklappt hat - ganz ohne Aufruf an das ganze Volk, "Werte" zu erklären - all diese Fragen werden nicht beantwortet; ja die Stellung der Frage selbst als kontraproduktiv empfunden.
Ja keine Fragen stellen. Die Integration ist ALTERNATIVLOS.
Alternativlosigkeit als Schicksal?
Im Sommer 2015 wurde uns gesagt; die Zuwanderung und Durchschleusung von Flüchtlingen durch mehrere sichere Dritt- und EU-Länder sei "alternativlos". Zäune, so sagte man uns, würden nicht funktionieren (eine Lüge, wie Ungarn vorzeigte). Man könne die Leute ja nicht verrecken lassen, wurde gerufen (ja, wo wären sie denn verreckt? Immerhin kämen ja topausgebildete Leute zurück, die uns die Wirtschaft retten würden (muss ich das wirklich kommentieren?). Und auch in der Pflege werden die ankommenden, strenggläubigen Muslime sicher problemlos arbeiten können (wirklich? Wenn schon strenggläubige Muslime als Patienten ein massives Problem sind, wird das sicher in der Altenpflege mit vertauschten Rollen super...). Und Terroristen würden sich ja auch sicherlich nicht unter den Ankommenden befinden!
Jetzt, Ende 2016, wird uns gesagt, dass die Integration alternativlos ist. Die Leute seien hier, wird gesagt, man könne sie ja nicht zurückschicken. Ja, früher seien möglicherweise Fehler gemacht worden (unbestimmte Fehler, man möchte die eigene Schuld ja nicht zu sehr konkretisieren), aber jetzt, hier und heute, ist wieder alles alternativlos. Und die Integration werde ja funktionieren!
Und es ist jetzt alternativlos, auch für Kritiker bei diesem Projekt mitzumachen. Bei jedem anderen großen Projekt wäre es an Perversion nicht zu überbieten, wenn plötzlich die Kritiker, die von Anfang an dagegen waren, plötzlich für das Gelingen des Projekts verantwortlich wären!
Selbstkritik? Fehlanzeige!
Jede mögliche Kritik an dieser Alternativlosigkeit wird als kontraproduktiv zurükgewiesen; ja nunmehr wird einem sogar das drohende Scheitern des großartigen Projekts Integration angelastet, wenn weiter unangenehme Fragen gestellt werden.
Dass die behauptete "Alternativlosigkeit" oftmals nur ein Mangel an für die die "Alternativlosigkeit" predigenden Akteure "akzeptablen" Optionen ist, wird nicht dargestellt:
- "Die Durchreise ist alternativlos!" "Man könnte ja einen Zaun..." "Einen Zaun?!?! Das geht gar nicht! ALTERNATIVLOS!"
- "Die Mitarbeit bei der Integration durch alle ist alternativlos!" "Man könnte ja vermehrt abschieben, die Rückreise verlockend machen und verbindliche Integrationsvereinbarungen abschließen und die Integration klar als Bringschuld der Migranten..." "Bringschuld? SCHULD?!?! Wie inhuman! Das geht gar nicht! ALTERNATIVLOS!"
Wie verlogen und scheinheilig, wie uneinsichtig treten manche Leute auch heute noch auf? Mit welcher Inbrunst wird hier versucht, jede Diskussion abzuwürgen, jede Kritik abgeschmettert. Alternativlos ist (vorerst) nur der Tod.
Und wenn der Plan mit der "Integration" nur dann klappt, wenn alle brav mitmachen, alle fest daran glauben und keiner ein Widerwort sagt, dann Prost Mahlzeit. Denn dann haben wir schon verloren.
Scharlatane hier wie dort. Wunderheiler haben wieder Saison.
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