Normalerweise liest man immer von der unsäglichen Hetze der Rechten auf Facebook, den grauslichen Hetzereien, die vor Abscheu nur so übergehen - und dem Hass, der einzelnen Menschen aus dem "rechten Eck" entgegenschwappt.
Tatsächlich finden sich aber auch "Links" durchaus auch Personen, die in sozialen Netzwerken jede Hemmschwelle verlieren und reihenweise Hass erbrechen. So auch ein Kommentar zu meinem - von FuF dankenswerterweise auf Facebook geteiltem - Beitrag "Das Kopftuch - jetzt auch für schwedische Ministerinnen!":
Ja, wo ist sie denn, die sachliche Kritik?
Ich kann beim besten Willen nur ein einziges Argument erkennen, in dem mir eine konkrete Unwahrheit vorgeworfen wird - der Oberste Führer des Irans werde nicht "Oberster Führer" genannt. Da hat man offensichtlich den Link zum "Gottesstaat" übersehen - der führt doch tatsächlich zu einer Seite auf der Wikipedia namens "Politisches System des Iran". Und siehe da - das Staatsoberhaupt wird tatsächlich offiziell "Führer" genannt. So. Was denn nun? Ist das - zugegeben ausgeschmückte - "Oberster" das Problem? Oder eher der - korrekte - "Führer"? Oder ist das ein Fall von "ich geh mal davon aus, dass das, was ich schreibe, so schon stimmen wird"? Aber offensichtlich war es wichtiger, mein Profil auf für Beschimpfungen Verwertbares zu durchsuchen, als meinen Links zu folgen.
Abgesehen davon? Beschimpfungen. Ad hominems. Der Vorwurf der "Alternativen Fakten" (ist das die "linke" bzw "grüne" Version der "Lügenpresse"?) - natürlich ohne diese zu benennen.
Und verbunden mit einem persönlichen Angriff auf meine Wenigkeit nach "eingehendem" Studiums meines Profils, weil natürlich jeder weiß, dass sachliche Kritik das Anschütten des Gegenübers voraussetzt.
Wo genau ist denn der braune Dunst erkennbar? Dass ich offensichtlich Suffragetten und mutigen Aktionismus gegen Autoritäten gutheiße (aber nein, ich mag nur nackte Fementanten!)? Dass ich unterwürfige Handlungen von selbsternannten Feministinnen gegenüber einer Altherrenriege in einem stockkonservativen Land, in dem selbst gerade mutige Frauen gegen den Zwang zum Kopfschleier aufbegehren (und ihre Männer gleich mitbegeistern!) verurteile? Dass ich ein Problem mit Kopftüchern bei Volksschülerinnen hierzulande habe? Oder mir ein Eintreten für unsere "Werte" (zu denen ich offensichtlich zumindst Gleichstellung Mann und Frau zähle) am Herzen liegt?
Dass ich ein Bild einer Politikerin online gestellt habe (was im Übrigen nicht von mir ausging, sondern ungefragt von FuF erledigt wurde)?
Wurscht. Alles, was einem nicht passt, ist rechts, braun, garstig, und da muss man gar nicht drüber reden - oder gar zuhören. Einfach den Autor als rechts, braun, dumm, Lügner darstellen, und passt schon - und der angenehme Nebeneffekt ist, dass man gar keine Argumente bringen muss, weil eh alles falsch ist, was von "Rechts" kommt.
Der Niedergang von "Links"
Ich finde es fast schon peinlich, wieviel Aufmerksamkeit mir dieser Herr widmet; leicht unheimlich wird mir allerdings bei der Vorstellung, dass hier auch mein Profil gestalkt wurde und die diesbezüglichen Informationen in seine moralisch empörte "Beurteilung" meines Artikels und, ja, meines ganzen Wesens einbezogen wurden. Besonders scheint den Herrn zu stören, dass ich nicht meinen wahren Namen nenne. Was das inhaltlich an meinen Artikeln ändern würde, bleibt unerwähnt.
Aber ich gebe zu, ich bin ein zu großer Feigling, um politische Ansichten unter Klarnamen zu posten. Während Hassposter von links eher weniger Probleme haben, werden konservativere Ansichten heutzutage ja oftmals schon von überzogenen Shitstorms begleitet - und das letzte was ich mir antun möchte, ist dass irgendein von seiner moralischen Überlegenheit überzeugter weißer Ritter sich bei meinem Brotgeber über seinen "braunen" Mitarbeiter beschwert. Denn auch wenn das natürlich nicht stimmt, weil ich alles andere als "braun" (oder gar "blau") bin - Scherereien sind allemal möglich.
Wie Michael Fleischhacker schon ausführte - 2017 ist wie 1968, nur umgekehrt (Ich kann den Link nur empfehlen!). Waren 1968 noch zB Homosexualität, "linke" Ideen und dergleichen streng gehütete Geheimisse, deren Aufdeckung ganze Existenzen zerstören konnte, ist heute das Pendel in die entgegengesetze Richtung ausgeschlagen. Ein abfälliges Kommentar über gleichgeschlechtliche Ehen, ein politisch unkorrekter Witz reichen oftmals schon aus, um jemanden gesellschaftlich zu schaden. Dass ein derartiger Zustand auch nicht ewig anhalten wird, hat uns schon 1968 gezeigt - auf das 1969 folgte.
Und weil es derzeit so ist wie es ist, bin ich FuF dankbar, dass ich einfach mal "Grummel" sein darf und meine politischen Gedanken frei wiedergeben kann.
Und meinem lieben Hassposter bin ich dankbar, dass er mich zumindest entweder für anständig oder für intelligent hält - denn anders kann ich mir das von ihm gebrachte - überstrapazierte - Bronner-Zitat auch nicht erklären...
PS: Und weil mich der Punkt mehr stört als alles andere zusammen: Der Unterschied zwischen Agnostiker und Atheist ist: Der Agnostiker sagt betreffend der Existenz Gottes „Ich weiß es nicht“, „Es ist nicht geklärt“ oder „Es ist nicht beantwortbar“. Nachdem man das gleiche zur Existenz von Zeus, Elfen, Feen, Einhörnern und unsichtbaren Drachen (sowie Teekannen, die einen Orbit zwischen Erde und Mars haben) sagen kann, und sich betreffend dieser Fragen niemand als "Agnostiker" bezeichnet, betrachte ich mich als Atheist, weil es mir widerstrebt, die Frage nach der Existenz Gottes irgendwie anders zu behandeln als jede andere Frage des Lebens. Aber es ist immer fein, wenn Leute im Internet glauben, die komplette Gedankenwelt eines anderen nach dreißig Sekunden bereits zu durchblicken.