Morgen ist sie also da, die bemerkenswerteste Wahl der zweiten Republik! Ungeachtet der vielen - positiven - Entwicklungen im Zuge der Bundespräsidentenwahl (Frau Griess sticht sehr angenehm heraus, aber auch der qualitativ hochwertige Wahlkampf - wenn man von einer ATV-Panne absieht) stellt die morgige Stichwahl den "Worst case" dar: Die Wahl zwischen den beiden Kandidaten, die am jeweils anderen Ende des politischen Spektrums stehen, hat zu einer gewaltigen Polarisierung der Bevölkerung geführt - einer Polarisierung, die mit dem 23.5.2016 nicht einfach aufhören wird.

Tatsächlich gehen bereits jetzt tiefe Risse durch Österreich; Beziehungen wurden zerrüttet, und ich habe (das mag der individuellen Wahrnehmung geschuldet sein, aber dennoch) gerade von "linker" Seite oftmals ein "mit Hofer-Wählern möchte ich nichts zu tun haben!" gehört - und tatsächlich wurde auch in meinem Bekanntenkreis aus diesem Grund eine lange Freundschaft einseitig aufgekündigt.

Ich befürchte daher, dass der Wahlausgang - eben aufgrund der massiven Polarisierung - erst der Anfang von Streitereien und unschönen Szenen sein wird. Und beachtlicherweise habe ich mehr Angst vor einem Sieg Hofers als Van der Bellens - nicht, weil ich mich vor den "Rechten" fürchte. Nein, ich fürchte mich vor dem, was die "Linken" tun werde - Donnerstagsdemos? Gewalttätige Ausschreitungen wie bei den WKR-Bällen? Anschüttungen im Ausland?

Wird die Unzufriedenheit mit der Mehrheit gar soweit gehen, dass zu terroristischen Mitteln gegriffen wird? Und - wie werden dann die folgenden Wahlen ausgehen, wenn "links" für Gewalt steht und "Rechts" für Stabilität?

Was in all dem "Erinnern an die Nationalsozialisten" ja oftmals vergessen wird, ist, dass auch die Nationalsozialisten von der Unruhe, die linke Gruppierungen verbreiteten, enorm profitierten, weil sie sich als "Stabilitätsgarant" verkaufen konnten. Jede überzogene Reaktion seitens links wird auch heutzutage den "Rechten" in die Arme spielen.

Darum mein herzlicher Wunsch an alle Österreicher - nach der Wahl, egal wie es ausgeht, cool bleiben. Hofer wird Österreich nicht in eine Diktatur verwandeln; ebensowenig wie van der Bellen den Untergang des Abendlands alleinverantwortlich durchziehen wird. Wir wollen Faschismus, Diktatur und Gewalt verhindern? Die beste Möglichkeit dafür ist, am 23.5. und an all den Tagen danach cool zu bleiben, und sich den "Widerstand" dafür aufzusparen, wenn dann tatsächlich fragwürdige Maßnahmen gesetzt werden (und nicht schon deshalb aufbegehren, weil die Mehrheit "den Falschen" gewählt hat).

Gerade die, die jetzt stets zur Erinnerung an den Aufstieg der Nazis aufrufen, sollten sich vor Augen halten, dass sich die Bevölkerung gerade dann zu autoritäreren Parteien neigt, wenn Unsicherheit auf den Straßen herrscht.

Ich hoffe, dass die sich nunmehr zeigende Polarisierung wieder verzieht. Ich hoffe es für mich, fürmeinen zerrütteten Freundeskreis - und für Österreich.

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