10.000 Arbeitsplätze in Gefahr?
In Österreich ziemlich unbemerkt, tobt in Deutschland gerade eine milliardenschwere Übernahmeschlacht rund um die Traditions-Warenhauskette Galeria Kaufhof. Österreichs umstrittener Immobilientycoon Rene Benko versucht nach 2015 erneut mit seiner SIGNA Gruppe den sich in einer schwierigen Restrukturierungsphase befindlichen Handelsriesen gegen den Willen des Eigentümers, der kanadischen Hudson`s Bay Company zu übernehmen. Benko, durch seine oft dubiosen Finanziers und politischen Verbindungen ins Zwielicht gekommen, hat bereits 2014 den Kaufhof-Rivalen Karstadt übernommen und dort 3.000 Arbeitsplätze gestrichen. Bei einer Fusion von Karstadt und Kaufhof erwartet sich der Handelsexperte der Hochschule Niederrhein, Gerrit Heinemann, den Verlust weiterer 10.000 Arbeitsplätze und die Schließung von bis zu 100 Warenhäusern. Auch die deutsche Politik zeigt sich mehr als skeptisch, so mahnt der liberale nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart „verlässliche Perspektiven“ für die zehntausenden Mitarbeiter ein.
Ein unerwünschtes Angebot?
Auf den ersten Blick scheint alles klar zu sein. SIGNA bietet umgerechnet drei Milliarden Euro für die angeschlagene Warenhauskette. HBC zeigt jedoch keinerlei Verkaufsabsicht und betont, dass die europäischen Unternehmensbeteiligungen ein wichtiger Teil ihrer Firmenstrategie sei. Die Kanadier nennen das Angebot der Österreicher unvollständig, unaufgefordert und nicht bindend. Auch die Finanzierung wird massiv bezweifelt.
Eine hinterfragenswerte Finanzierung?
SIGNA hat HBC laut Nachrichtenagentur REUTERS via schriftlichem Angebot eine 700 Millionen Euro Finanzierungsverpflichtung der Raiffeisen International, in Kombination mit einer vor wenigen Wochen erfolgten SIGNA Kapitalerhöhung und eine Annahme eines 1,34 Milliarden Immobilienkredits der deutschen LBBW Bank vorgelegt. Laut REUTERS verfügt SIGNA Retail nach Bank-Bestätigungen und der Wirtschaftsprüfungsagentur KPMG über 400 Millionen flüssiges Kapital und 650 Millionen Kapitalzusagen seiner Shareholder.
Umstrittene Finanziers?
Dieser Angebots-Brief lässt viele Fragen offen. Mit der Causa beschäftigte Insider bezweifeln, dass SIGNA die Übernahme auf diese Weise bewältigen könne. Es bestehen Zweifel am Kapitaltransfer aus der Familienstiftung an die Holding. Die Kapitalerhöhung bestehe überwiegend nur aus Beteiligungen an anderen SIGNA Unternehmen, deren behaupteter Marktwert niedriger liege. Auch sei fraglich, ob Finanziers wie die skandalumwitterte arabische Falcon Bank mit im Spiel seien.
Geht es nur um die Immobilien?
Branchenexperten vermuten hier auch, dass SIGNA primär an den sich oft in innerstädtischer Bestlage befindlichen Kaufhof Immobilien interessiert sei, um sie gewinnbringend verwerten zu können. Nicht umsonst spricht Experte Heinemann von bis zu 100 von der Schließung bedrohten Kaufhäusern. Ebenfalls sei die Kaufhof-Übernahme ein Rettungsanker für die konkurrierende Karstadt Kette, da ein Mitbewerber wegfalle und eine wettbewerbsfeindliche marktbeherrschende Situation drohe. HBC, ein 350 Jahre altes Traditionsunternehmen mit Filialen von New York bis Beverly Hills, sei zusätzlich gerade durch milliardenschwere Verkäufe in New York und Strukturierungen bei seinem Private Equity Unternehmen dabei, sich wieder auf finanzkräftige Füße zu stellen.
Zahlen die Mitarbeiter die Zeche?
Deshalb erwarten Experten eine immer stärkere Schlammschlacht um Kaufhof, bei der alle Beteiligten nur Schaden nehmen können. Speziell die zehntausenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Kaufhof, aber auch Karstadt könnten die Zeche für diesen Angriff aus Österreich zahlen.