Es war letzte Woche und eine Diskussion im Bekanntenkreis begann: „Also, nach Dubai fahre ich ganz bestimmt nicht, denn die Gebäude dort wurden auf Kosten indischer Arbeiter gebaut". Aha. Und warum hast Du dann ein T-Shirt „Made in Bangladesh" an?
„Afrika kannst Du vergessen, dort ist Ebola". Ja, dort ist Ebola, aber hast Du schon mal im Atlas nachgesehen, wie groß Afrika ist und wie klein im Gegensatz dazu Europa?
„Ich möchte ein Zeichen gegen die Todesstrafe setzen. In solche Länder fahre ich nicht.", sagt jemand, der im Dezember einige Tage in New York verbracht hat. Dazu fällt mir wirklich nichts mehr ein.
Ständig werde ich schief angeschaut wenn ich meine Reiseziele bekannt gebe, denn irgendwas missfällt immer. Prinzipiell, Reisen! Wie kann man nur! Fliegen ist unbequem, das Essen grottenschlecht und diese Armut überall. Außerdem habe man ja eh schon alles im Fernsehen oder im Internet gesehen, die wilden Tiere, die Reisterrassen, den Grand Canyon.
Warum soll man sich diese Mühe überhaupt noch antun?
Für mich ist Reisen das Schönste was es gibt. Die Gewürze im Souk einatmen. Auf einer Speisekarte irgendwo draufzeigen, weil ich der Sprache nicht mächtig bin und hoffen, das es nicht Leber ist. Frühmorgens in Kenia in den Jeep steigen und Giraffen, Elefanten und Löwen beobachten. Mit Einheimischen ins Gespräch kommen. Das ist keine Mühe, das ist Leben!
Ja, auch ich habe manchmal das Gefühl, das die Welt immer kleiner wird und Reiseziele aus meiner Liste unerreichbar werden. Zu viele Kriege, zu viele Auseinandersetzungen, zu viel Gewalt. Zu viele Grenzen.
Wie denkt ihr darüber? Wo liegen eure Grenzen? Darf man nach zum Beispiel Nordkorea reisen? Mich dürft ihr nicht fragen, ich war schon dort.