Der heutige Tag hat eigentlich ganz normal angefangen. Wecker, Aufstehen, Duschen, in die U-Bahn eingestiegen, Twitter gecheckt, über eine seltsame Nachricht gestolpert. Im Büro dann den PC hochfahren, Mails abrufen und beantworten, Facebook checken und....
„Mit einem Lächeln im Gesicht und der Welt im Herzen hat Udo nun seine letzte Reise angetreten..."
Nein, scheiße, warum, wieso, das darf nicht wahr sein, die Twitter-Nachricht stimmte...
Udo war Reiseblogger. Bekannt in der Szene, engagiert, gut drauf, hilfsbereit, neugierig, besonnen, immer um einen Kompromiss bemüht. Auf der ITB (größte Reisemesse der Welt) in Berlin im letzten Jahr haben wir fünf Minuten miteinander geplaudert. Mehr nicht. Eigentlich kannte ich ihn gar nicht. Oder kannte ich ihn doch? Wie gut kennt man jemanden, dessen Blog man liest, kommentiert, man erhält Mails, schreibt zurück, macht bei Blogparaden mit, verteilt Herzen auf Instagram, herzt retour, tweeted, retweeted, hier ein like, dort ein geteiltes Posting....
Die Mitleidsbekundungen auf Facebook an seine Frau und Familie überschlagen sich. Mir wird schlecht. Ich drehe den PC ab.
Ich kann damit nicht umgehen. Ich kann jemanden umarmen, der trauert, aber unter dieses Facebookposting kann ich kein „Mein herzliches Beileid" schreiben. Wie soll das gehen: „beileiden"? Ich verstehe diesen Spruch nicht, auch nicht das Wort „Anteilnahme". Ich bin ratlos und traurig.
Ratlos, weil ich natürlich schon öfter auf Begräbnissen war, und auch Begräbniszeremonien in fremden Ländern miterlebt habe. Ich habe in Nepal zugesehen wie man einen Stapel aus Holz errichtete und einen Leichnam darauf verbrannte, ich habe bei den Torajas in Sulawesi an traditionellen Schlachtungen von Wasserbüffeln teilgenommen um den Toten zu ehren und bin in Österreich vor Holzsärgen gestanden, die man langsam in der Erde versenkte.
Aber alle diese Begräbnisse haben mir nicht geholfen, die richtigen Worte für Familie, Verwandte und Freunde zu finden.
Traurig bin ich, weil ich es nicht geschafft habe einem Menschen rechtzeitig zu sagen, dass ich ihn wertschätze. Jetzt ist es zu spät. Oder doch nicht?
Lieber Udo, vielen Dank für Deine Ratschläge und Tipps, die Du als erfahrener Reiseblogger an mich weitergegeben hast. Ich schätzte an Dir deine Aufrichtigkeit, Deine Kompromissbereitschaft und Deinen Humor. Wo immer du auch bist, ob du noch unterwegs bist oder schon angekommen, für Deine letzte Reise wünsche ich Dir alles Gute.