wenn einer eine reise tut, dann kann er was erzählen... unser kanzler ist ein weitgereister mann. er trifft sich auch gern mit den größen dieser welt – dem obama oder dem trudeau. gehört wohl zum berufsbild eines bundeskanzlers.

aber man soll ja nicht glauben, dass er hochnasad is. seinen eigenen aussagen zufolge, trifft er sich ja auch mit den kleinen leuten.

so erinnert er sich an christine. eine alleinerzieherin aus krems. die am abend im wintermantel in ihrer wohnung sitzt, weil sie sich die heizung nicht mehr leisten kann. erzählt er halt so der kanzler.

getroffen hat er auch den renè aus judenburg, der sich überlegt, ob er mit seiner frau susanne kinder in die welt setzen kann. der sich überlegt, ob er ihnen ein schönes leben bieten kann und ob sie sicher aufwachsen werden?

und dann hat er auch noch eine burgenländische rechtsanwaltsgehilfin kennengelernt, die aus dem großraum eisenstadt jeden tag nach wien fährt, die drei stunden im bus sitzt und € 1.250,- verdient. kein angemessener lohn für das, was sie leistet, meint er, der kern.

tja, so macht man das in der modernen kommunikation.

storytelling nennt man das. auf gut wienerisch: der g´schichtldrucker

kann ich auch. ich frag mich nämlich schon, ob er nicht auch andere leute trifft oder treffen sollte.

zb den frühpensionisten ernstl aus leoben mit einem uraltparteibuch der spö im schubladl, der jetzt einen auf fpö-wählenden wutbürger macht. der tät ihm dann erzählen, dass da schon wieder so ein asylant eine minderjährige vergewaltigt hat.

das hat er in der krone, heute oder österreich gelesen.

wahrscheinlich hat er ihn nicht getroffen. sonst würd ja der medienminister nicht diesen hetzblattln presseförderung zukommen lassen.

oder die mindestsicherungsbezieherin uschi aus oberösterreich.

die hätt ihm erzählt, dass sie nicht weiß, wie sie jetzt mit weniger geld auskommen soll. sie muss sich ja auch um ihre pflegebedürftige mutter daheim kümmern und kriegt deshalb keinen normalen job.

die maria aus wien hätte ihm erzählen können, dass ihr sohn felix seine epileptischen anfälle mit cannabisgebrauch ganz gut in den griff bekommen hat, aber deswegen eine vorstrafe wegen suchtmittelmissbrauch ausgefasst und jetzt angst vor einer haftstrafe hat.

er hätte sich auch mit dem dr. hansi (hansmann) treffen können. der hätte ihm vielleicht erzählt, wie das wirklich ist mit den start ups (acht von zehn scheitern) und dass es ohne bedingungsloses grundeinkommen nicht gehen wird.

und dann wär da noch der gabriel, wu-student aus döbling. der von seiner großmutter drei zinshäuser geerbt hat und mit seinem porsche halt zur uni fährt, wenn er grad lust hat. der seine leistung hauptsächlich über seine partybesuche definiert und dem christian sicher erzählt hätte, wie froh er ist, dass es keine erbschaftssteuer gibt.

aber ich fürchte, diese geschichten tät er nicht weitererzählen.

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