hagerhard
Ganz Österreich ist von der ÖVP besetzt!
Ganz Österreich?
Nein! Ein von unbeugsamen WienerInnen bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten.
screenshot
Innenminister Nehammer (ÖVP) stellt auf einer Pressekonferenz die Hauptstadt Wien als weissen Flecken auf einer roten Österreich-Karte dar, in dem als einzigen keine Überwachung von Quarantänemassnahmen durch die Polizei stattfindet.
Und das ist auch gut und völlig richtig so.
Überwachung von Kranken durch die Polizei?
Als nächstes dann durch die einberufene Miliz?
Wieder einmal glänzt die türkise Bundesregierung durch Wien-Bashing.
Gleichzeitig wird vom Innenministerium verlautbart, dass neu auftauchenden Clustern sofort nachgegangen wird und sämtliche Kontaktpersonen getestet werden. So werden auch symptomlose Fälle, die sonst unentdeckt geblieben werden, sichtbar. Dies führt bei den aktuell geringen Zahlen zu einem scheinbar sprunghaften Ansteigen der Fallzahlen.
screenshot
Das bestätigt auch Gesundheitsstadtrat Peter Hacker: „Dass es in Wien zu einem scheinbar sprunghaften Anstieg komme, hänge damit zusammen, dass eben ausreichend getestet werde.“
Fakt ist, dass mehr als die Hälfte der noch aktiven Erkrankungen auf Wien entfallen. Bezogen auf die Einwohnerzahl hatten in den vergangenen zwei Wochen allerdings vier Bezirke mehr Neuinfektionen als Wien, davon drei in Niederösterreich und einer in der Steiermark.
Die Vorgeschichte:
In Postverteilungszentren in Hagenbrunn und in Wien-Inzersdorf wurden verstärkt Corona-Neuinfizierungen (133) bei dort tätigen Arbeitern festgestellt. Rund 400 Personen befinden sich um diesen Cluster derzeit in Quarantäne. Weil einige der in Hagenbrunn tätigen Leiharbeiter in einem Asylheim in Wien-Erdberg leben ist nun ein Streit um den Ausgangspunkt dieses Anstieges an Infektionen ausgebrochen. Die Stadt Wien verortet den Ausgangspunkt nicht in Wien, sondern in Hagenbrunn. Dieser Annahme widerspricht wiederum die Landessanitätsdirektion Niederösterreich.
Ein Standardposter fasst zusammen:
screenshot
Dann gestern um 12:00 lobt der zuständige Gesundheitsminister Anschober in einer Pressekonferenz die Zusammenarbeit mit Wien. Aus Sicht Anschobers gibt es zudem "keine Causa Wien", denn auch Niederösterreich sei betroffen.
In einer daraufhin eilig einberufenen Pressekonferenz um 12.30 meldet sich der nicht-zuständige Innenminister, der noch immer glaubt, Zentralsekretär der ÖVP zu sein und sich auch so benimmt, zu Wort:
„Arbeiten wir zusammen“ meint er in Bezug auf die „besorgniserregenden“ Infektionszahlen in Wien und jetzt bräuchte es ein „Miteinander“ und kein „Gegeneinander“. Sprachs und fordert im selben Atemzug von der Stadt Wien bessere Kooperation ein und spricht eine Mahnung aus.
Als Antwort auf eine Nachfrage, warum er das Gegenteil von Anschober sagt: „Das glaube ich nicht.“
Gab es eigentlich auch eine EilPressekonferenz zu Ischgl?
Wir halten fest, dass der Innenminister sowohl die Menschen, als auch die Medien für dumm hält, denn natürlich war dies alles „gegen“ Wien gerichtet und natürlich ging es nicht ums miteinander oder die Zusammenarbeit.
Mit dieser Pressekonferenz haben Innenminister Nehammer und die ÖVP einen neuen Tiefpunkt erreicht. Wer die Pandemie und damit die Sorgen der Menschen für den Wahlkampf missbraucht hat endgültig von der Bekämpfung des Virus, Ernsthaftigkeit, Seriosität und Glaubwürdigkeit Abstand genommen.
Vor einigen Tagen sagte Nehammer in der ZiB2:
„Ich finde es bedenklich, wenn man mit dem Schicksal von Menschen Politik macht.“
Und tut dann genau das, was er bedenklich findet.
Nehammer sagt hemmungslos die Unwahrheit einzig und allein um Wien anzupatzen.
Die Gründe sind klar und dieser Ausritt Nehammers ist symptomatisch. Die türkise oder „neue“ ÖVP unter Sebastian Kurz kann nur Wahlkampf und der findet bekanntlich bald in Wien statt.
Wer wie der Wiener ÖVP-Chef Blümel, der so „nebenbei“ als Finanzministers die grösste Krise seit dem 2. Weltkrieg managen soll, lieber Bürgermeister der Stadt Wien werden will, der muss Prioritäten setzen. Im übrigen soll hier auch noch festgehalten werden, dass sich die Post AG von deren Verteilungszentren die neuen Infektionsherde ausgehen, grossteils im Bundesbesitz befinden und Blümel dafür zuständig ist.
Die größte Gesundheits- und Wirtschaftskrise seit hundert Jahre langweilt aber doch nur, da schießt man sich schon lieber einmal auf Wahlkampfpolemik und den eigenen Antritt bei der Wienwahl ein.
Die Wienerinnen und Wiener haben im Oktober Gelegenheit diese Rechnung am Wahlzettel zu begleichen.