keinen fussbreit werd ich weichen! - eine Standortbestimmung

die seit dem sommer des vorjahres (aber eigentlich schon lange davor vorhandene – ich erinnere an die „i has kolaric, du hast kolaric, warum sogns zu dir tschusch“-kampagne) und speziell nach dem anschlag in berlin immer ungustiöser werdende und grössere ausmasse annehmende flüchtlings-migrations-asylanten-fremden-ausländer-debatte veranlasst mich, meine diesbezüglichen standpunkte zu überdenken, bzw. auszuformulieren.

und so am ende des jahres schadet so ein überblick über die eigenen positionen schon gar nicht..

ich bin ja bekennender gutmensch, multi-kulti-fan, bahnhofsklatscher und tolerantes weichei.

warmduscher sozusagen.

und gleich vorweg: ich werde auch in zukunft warm duschen!

ich bin ja schon ein bissl auf dieser welt herumgekommen.

irgendwie eine alterserscheinung.

und da bin ja auch der ausländer.

fast überall.

und ich hab festgestellt, irgendwie ist es, auch wenns oft ganz anders ist, doch immer das gleiche.

es gibt überall menschen, die ich mag. manche mehr, manche weniger.

und es gibt dann menschen, die ich überhaupt nicht mag.

es ist also völlig egal, wo jemand geboren wurde, wie alt er/sie ist, welche haut- oder haarfarbe jemand hat, welcher gott angebetet wird, wer mit wem sex haben will oder welches geschlecht sich unter der kleidung verbirgt.

ein arschloch ist ein arschloch ist ein arschloch – und zwar überall.

und das hat noch nicht einmal was mit der politischen einstellung zu tun.

ich hab in meinem freundes- und bekanntenkreis auch ein paar stramme konservative, die durchaus meine wertschätzung geniessen.

so, nachdem das geklärt wäre, jetzt ein paar eckpfeiler.

anfangen tu ich mit was einfachem:

ich bin bekennender agnostiker.

weil bis jetzt konnte mir noch niemand beweisen, dass es gott gibt.

auch nicht nietzsche, wenn er schreibt, gott ist tod – weil wenn er tod wär, tät das ja heissen, dass es ihn zumindest gegeben hätte.

aber umgekehrt ist auch nicht bewiesen, dass es ihn oder sie oder es nicht gibt.

wobei es ja ziemlich schwer ist etwas zu beweisen, was gar nicht da ist.

vor mir aus soll also jeder an was glauben, was grad für ihn passt.

wuaschd, ob der jetzt einen weissen bart hat, ein bissl dicklich ist oder einen hammer schwingt.

was nur gar ned geht, ist der missionarische eifer, der da so manchen gläubigen anhaftet.

und die zeugen jehovas sind da noch die harmloseren.

mir is es egal, ob das damals die conquistatoren, die kreuzritter oder kolonialherren in afrika waren oder jetzt die allahu akbar-schreier und der ku-klux-klan sind.

alles miteinander niederträchtige verbrecher, denen es nur um macht und geld geht.

und „so wahr mir gott helfe“ auf einem wahlplakat gehört auch in diese kategorie.

religionsfreiheit ist gut und richtig.

wie gesagt – soll a jeder glauben was er mag.

aber ich bin für die strenge trennung von kirche/religion und staat.

religiöse symbole haben in kindergärten, schulen und anderen erziehungseinrichtungen ebenso wenig verloren wie zb gerichtssälen oder anderen öffentlichen einrichtungen.

und öffentlich finanzierter religionsunterricht grenzt and staatlich subventionierte gehirnwäsche.

ich hab nichts gegen kirchen, moscheen oder sonstige tempel.

auf privatem grund, privat finanziert und ohne steuervorteile.

aber ich mag nicht um fünf in der früh durch religiöse lautgebung geweckt werden.

weder von einem muezzin noch von irgendwelchem gebimmel unter dem vorwand der religionsfreiheit.

mit dieser begründung könnt ma auch nudelsiebgeklapper zu nachtschlafener zeit rechtfertigen.

ich akzeptiere die historischen begebenheiten des „abendlandes“ und ihre auswirkungen auf unsere heutige gesellschaft - vor allem auch unter einbeziehung der aufklärung (kant schau oba!).

aber ich verwehre mich dagegen, dass vor mehr als tausend jahren aufgestellte regeln eins zu eins auf das hier und heute übertragen werden.

so wie die griechische demokratie in ihrer damaligen form für das 21. jahrhundert untauglich ist, sind aus dem damaligen konnex gerissene gebote wie zb der verzicht auf schweinefleisch mehr als obsolet.

leben heist weiterentwicklung.

religion ist – wie die geschichte lehrt – da eher hinderlich als förderlich.

daraus folgt:

ich bin bekennender liberaler.

das zu erklären, wird jetzt ein bissl schwieriger.

schwirrt da doch unter dem überbegriff „liberal“ so einiges in der gegend herum, was mir so gar nicht in den kram passt.

vom manchesterliberalismus zb, bin ich weiter weg, als die erde von der sonne.

dass ich mit dem liberalen verständnis von hayek, friedman und konsorten nicht mit kann erklärt sich von selbst. „neoliberalismus“ hat sich nicht nur zufällig als begriff für sozialabbau und synonym für gier manifestiert.

liberalismus hat etwas mit freiheit zu tun.

was aber auch wieder nicht heissen kann, dass alles geht – laissez faire hat nichts mit liberal zu tun.

eine treffende erklärung für das was ich meine hat judith shklar geliefert:

Jeder erwachsene Mensch sollte in der Lage sein, ohne Furcht und Vorurteil so viele Entscheidungen über so viele Aspekte seines Lebens zu fällen, wie es mit der gleichen Freiheit eines jeden anderen Menschen vereinbar ist.

dh für mich, erstes ziel muss es sein, furcht und grausamkeit weitestmöglich zu eliminieren.

und darum:

ich bin bekennender linker.

womit ich schon wieder erklärungsbedarf habe.

die bandbreite, was so unter links subsummiert wird reicht ja von marx und dem kommunismus über das „rote wien“ bis zu schröder, blair und kern (für mich fallen übrigens die letztgenannten in die kategorie „bobo-sozis“).

wenn man ausgeht von der französischen revolution als wiege dessen, was wir heut als links bezeichnen findet sich doch schon so einiges was dann als sozialismus definiert werden kann.

mit der definition gleichheit, solidarität und gerechtigkeit kann ich da schon was anfangen.

wobei mir natürlich bewusst ist, dass über jedes wort vortrefflich gestritten werden kann.

es wird wohl kaum jemand etwas gegen gerechtigkeit haben.

allerdings wird’s viele individuelle auffassungen von gerechtigkeit geben.

und recht ist nicht immer gerecht.

auch bei der gleichheit muss ma näher hinschauen.

damit mein ich keinesfalls, dass alle gleich sind oder sein sollen.

aber alle sollten die gleichen chancen bekommen.

und alle sollten mit der gleichen sorgfalt behandelt werden.

da kann und wird dann auch rauskommen, dass menschen unterschiedlich sind und unterschiedlich behandelt werden sollen und müssen.

und marx hat das ja auch wunderbar formuliert:

„Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.“

wobei wir das ja heutzutage so schreiben würden:

jede/r nach seinen/ihren fähigkeiten, jede/m nach seinen/ihren bedürfnissen.

weil aus meinem selbstverständnis als liberaler und linker ergibt sich auch:

ich bin bekennender feminist.

also so ganz eigentlich wär ich ja gern postgender.

das meint:

das geschlecht eines menschen spielt keine rolle mehr und die damit gesellschaftlich vorgegebenen machtstrukturen sind nicht mehr. die damit verbundenen diskriminierungen, auch die der sexuellen orientierung, sind obsolet.

weil aber die realität von diesem wunschdenken doch um einiges abweicht ist der kampf um die gleichstellung von mann und frau (und allem was dazwischen ist) auch in zukunft zu führen.

das alles zusammen könnt ma unter umständen auch anarchistisch nennen.

aber eigentlich auch nicht.

weil ich glaub ja, dass es in einer globalisierten welt gemeinsame regeln für ein gedeihliches zusammenleben notwendig sind.

der abgelutschte slogan

think global – act local

hat aber schon seine richtigkeit.

dazu noch ein satz von shklar

Die Sorge um die Freiheit des Menschen kann nicht bei den Bedürfnissen der eigenen Gesellschaft oder des eigenen Clans haltmachen.

damit schliesst sich dann wieder der kreis zur beschriebenen ausgangssituation.

und es ergeben sich konkrete positionen zum derzeit alles bestimmenden thema migration und fluchtbewegungen.

selbstverständlich ist menschen in not in angemessener weise zu helfen.

und unter not versteh ich auch existenzielle wirtschaftliche nöte.

dabei darf es grundsätzlich keine unterschiede betreffend herkunft, hautfarbe, geschlecht oder ursache der not geben.

diese hilfe muss auf vielfachen ebenen und umfassend erfolgen.

unabhängig von ort und zeit.

PUNKT!

ABER:

trotz der zu erfolgenden hilfe muss klar und deutlich sein, dass wir weder frauenfeindlichkeit, schwulenhass und schon gar nicht gewalt in irgendeiner form tolerieren oder gar akzeptieren.

und zwar egal von welcher seite derartige übergriffe erfolgen.

es ist ganz selbstverständlich, dass wir menschenverachtender politik oder handlungen wehrhaft gegenüber stehen und unseren gesetzen entsprechend ahnden.

in abwandlung eines oft zitierten satzes von voltaire sage ich:

liebe menschen, ich werde mich mit allen mir zur verfügung stehenden mitteln dafür einsetzen, dass ihr überlebt, aber ich wehre mich gegen eure unmenschliche geisteshaltung und den daraus entstehnden handlungen.

in diesem sinne:

bleibt´s gsund und losst´s eich nix gfoin!

und passt´s auf eich auf!

www.hagerhard.at

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