Gings in der letzten Woche bei meinen "Visionen" zur Umgestaltung der Gesellschaft vornehmlich um konkrete steuerliche Massnahmen, geht’s heut im Teil zwei nicht nur, aber auch ums Geld.
Geld, das Arbeitnehmer*innen für ihre Tätigkeiten erhalten.
Und um diverse Bedingungen rund um die strukturelle Erwerbsarbeit.
Aber auch um Pensionen, Bildung und Klimaschutz.
Ganz aktuell bestimmen ja derzeit Mindestlohn und Arbeitszeitflexibilisierung die öffentliche Diskussion.
Allerdings ist das eine sehr einseitige Diskussion, in der es nur in Richtung Ausweitung („Flexibilisierung“) der Arbeitszeiten zu Lasten der Beschäftigten geht.
Die Wochenarbeitszeit spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.
Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass die Regelarbeitszeit ohnehin ein Auslaufmodell ist.
Insgesamt sind bereits 28,9 % aller Beschäftigten nur Teilzeit. Das sind über eine Million Menschen.
Der Zuwachs an Arbeitsplätzen generiert sich hauptsächlich aus Teilzeitarbeitsplätzen.
Ein weiterer grosser Teil aller unselbständigen Erwerbstätigen leistet regelmässig Überstunden.
671.800 Personen, das sind rund ein Fünftel (19,0%).
Also grob die Hälte aller Dienstnehmer hat kürzere oder längere Arbeitszeiten als die wöchentliche Regelarbeitszeit gesetzlich vorsieht.
Angesichts der überproportionalen Zunahme der Teilzeitarbeit kann man durchaus von einer „kalten“ Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich sprechen.
Gleichzeitig mit der Diskussion um die Ausweitung der Arbeitszeit wird eine ebenso vom falschen Ansatz geprägte um den Mindestlohn geführt.
Gefordert wird ein monatlicher Mindestlohn von € 1.500,- Brutto.
Das ergibt einen Nettolohn von 1.198,-/mtl. bzw. einen Nettostundenlohn von € 7,-.
Fast könnte man darüber lachen, das Lachen bleibt einem allerdings im Hals stecken, wenn gleichzeitig der neue Friseur-KV einen Mindestlohn von € 1.228,- brutto vorsieht.
Ein Nettostundenlohn von € 6,-!!!
Dass es dabei nicht nur ums Geld geht, ist auch evident:
"Faire Bezahlung ist also nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit und der Mitarbeitermotivation, sondern auch der Gesundheit. Dieser Aspekt wird in der politischen und öffentlichen Diskussion bislang vernachlässigt"
Aus diesen Umständen folgernd ergeben sich für mich folgende „Utopien“.
Abschaffung der wöchentlichen Regelarbeitszeit bzw. eine Umstellung auf eine tägliche Maximalarbeitszeit von 8 Stunden.
Wird diese Stundenanzahl überschritten, sind die mehrgeleisteten Stunden innerhalb einer Woche im doppelten Ausmass zwingend als Freizeit abzugelten.
Der aktuell geforderte 12-Stunden-Arbeitstag bedeutet dann automatisch einen ganzen freien Tag innerhalb einer Woche.
Die Festlegung eines Mindestlohns pro Stunde (entgegen der derzeitig gültigen Wochenberechnung) in der Höhe von € 15,- brutto.
Bei der derzeitigen Abgabenbelastung (Steuern und Sozialversicherung) bedeutet das einen Netto-Stundenlohn bei 40 Wochenstunden von € 10,- und ein Monatsgehalt von € 1.791,- netto.
Und weil wir grad beim Abschaffen von Regelzeiten sind.
Nach Einführung des Pensionskontos kann man sich jederzeit einen Überblick über den aktuellen Stand seiner erworbenen Ansprüche verschaffen.
So müsste es auch möglich sein, zu sehen, wie hoch ein eventueller Pensionsanspruch bei einem Pensionsantritt zu einem beliebigen Zeitpunkt bereits ist.
Im Sinne der individuellen Gestaltungsfreit der Lebensplanung, sollte niemandem Vorschriften gemacht werden, wann er seine durch eigene Beitragsleistungen vorhandenen Ansprüch geltend macht.
Manche werden den „Lebensabend“ früher geniessen wollen und vielleicht schon im Alter von 40 (etwa nach 25 Beitragsjahren) in Pension gehen und dafür in Kauf nehmen, mit einerm sehr geringen Einkommen ihr Auslangen zu finden.
Wieder Andere wünschen sich vielleicht, über das derzeit festgelegte Pensionsantrittsalter von 65 (bzw. 60) hinaus produktiv zu arbeiten und dafür später eine höhere Pension in Anspruch nehmen zu können.
Daher fordere ich die Abschaffung des gesetzlichen Pensionseintrittsalters.
Und dann hätte ich da gleich auch noch 2 Forderungen aus meiner aktiven Piratenzeit (mit einer geringfügigen Abänderung).
Ich fordere die sofortige Abschaffung der Anrechnung des Partnereinkommens bei sämtlichen Transferleistungen.
Aufgrund ihrer niedrigen Einkommen sind vor allem Frauen betroffen: 81 Prozent der Fälle, in denen die Notstandshilfe gestrichen wurde, betrafen im ersten Halbjahr 2012 Frauen. 344 Personen bekamen trotz Anspruchs keine Notstandshilfe, weil sie in einer Lebensgemeinschaft leben. Selbst wenn zwei Menschen einfach nur zusammenwohnen, ohne verheiratet zu sein und eine/-r aufgrund der prekären finanziellen Situation des/der anderen einen Teil der Mietkosten übernimmt, wird schon von einer Lebensgemeinschaft ausgegangen – und die Notstandshilfe wird gestrichen. Die Anrechnung des Partnereinkommens muss abgeschafft werden!
Und da wären dann noch die § 9 und 10 des Arbeitslosenversicherungsgesetztes.
Die berühmten Zwangs-Massnahmen des AMS.
Ebenfalls ersatzlos streichen.
Ebenfalls aus meiner Piratenzeit.
Genau genommen, sind das alles Schritte Richtung bedingungsloses Grundeinkommen.
Warum und wieso wir ein bedingungsloses Grundeinkommen brauchen und auch bekommen werden, habe ich ja bereits mehr als einmal und aus diversen Blickwinkeln dargelegt.
http://www.hagerhard.at/blog/2017/01/die-spitze-des-eisberges/
http://www.hagerhard.at/blog/2016/05/einkommen-4-0/
http://www.hagerhard.at/blog/2016/06/wer-nicht-arbeitet-soll-auch-nicht-essen/
Aber das Leben besteht ja nicht aus Arbeit (und damit zusammenhängend Einkommen) allein.
Und jetzt mein ich ausnahmsweise nicht das Vergnügen.
Sondern eben grosse einflussnehmende Faktoren auf unsere Gesellschaft und damit auch auf jedes einzelne Individium in dieser.
Fangen wir ganz banal beim Wetter an.
Also um genau zu sein, beim Klima.
Und ohne jetzt polemisch sein zu wollen, glauben wohl nur noch die grössten Ignoranten, dass ohnehin alles in Ordnung ist.
Und wenn es nicht gelingt, die Auswirkungen des Klimawandels halbwegs in den Griff zu bekommen, nutzt uns auch die allerschönste aller vorstellbaren Arbeitswelten oder ein bedingungsloses Grundkeinkommen gar nichts.
Ich bin ja nicht unbedingt der grosse Experte in Sachen Klimaforschung und mein Beitrag zur Reduktion von allerhand Schadstoffen beschränkt sich auf das Sammeln von Altstoffen und die Reduktion von Plastiksackerln und unnötigen Autofahrten.
Sehr bescheiden.
Ich hab eh auch ein schlechtes Gewissen.
Aber ich denk mir, es wird uns allen auch sehr leicht gemacht, Umwelt Umwelt sein zu lassen und die
die Vorteile umweltbelastenden Verhaltens in Anspruch zu nehmen.
Ein Beispiel:
Eine Reise nach Berlin.
Mit dem Flugzeug - Dauer 1 Std 10 Min
Ohne jetzt unbedingt das billigste Angebot in Anspruch zu nehmen, kosten Hin- und Retourflug etwa € 90,-.
Mit dem Auto – Dauer 6 Std. 48 Min (680 km)
Benzinkosten € 163,- (Verbrauch 8l/100 km)
Mit der Bahn – Dauer 8 Std. 55 Min
Hin und Retour € 364,-
Wie kann es sein, dass das umweltfreundlichste und verkehrssicherste Verkehrsmittel 4 mal so teuer ist, wie fliegen?
Vielleicht, weil es zb keine Steuern auf Kerosin gibt?
Noch ein Beispiel.
Das berühmte Yoghourt aus Norddeutschland, dass zum gleichen Preis im Supermarkt neben dem aus Niederösterreich steht.
Oder die Äpfel aus der Steiermark, die um den gleich Preis verkauft werden wie Bananen aus Indien oder Brasilien.
Wie geht das mit den anfallenden Transportkosten?
Und da red ich jetzt noch gar nicht von den Umweltsünden in der Schifffahrt.
Weder von Kreuzfahrtschiffen, noch von Hochseecontainerschiffen.
Und schon gar nicht über die Folge von Unfällen und deren Kosten.
Jetzt ist mir schon völlig bewusst, dass Verkehr und Transport nur ein Teil des Gesamtproblems ist.
Und ich bin ja auch kein Experte.
Vieles gäbs noch über Energiegewinnung und die entstehenden Folgekosten.
Meine Schlussfolgerung aus o.a. Beispielen:
Kostenwahrheit bei Transport und Energiegewinnung wäre ein wesentlicher Schritt Umweltkosten deutlicher zu machen und Verursacher zur Rechnung zu bitten.
Nennt man auch „Verursachungsgerechtigkeit“
Und bevor ich jetzt eh gleich aufhör hab ich für heute noch einen weiteren Punkt am Weg zu meiner Vision einer Gesellschaft.
Ganz grosse Bedeutung hat wohl Bildung.
Und da meine Kompetenz in Sachen Bildung hauptsächlich daraus besteht, dass ich vor langer Zeit die Schulbank drückte und nachfolgend mein Kind diesem Schicksal ebenfalls nicht entgehen konnte, was mir wiederum zu Kontakten zu Bildungseinrichtungen verschaffte, masse ich mir nicht an, grossartige Vorschläge und Ideen zur Verbesserung des Bildungswesens einzubringen.
Aber ich denke, also bin ich.
Und deshalb hab ich hier einen (philosophischen) Beitrag zur Bildung für euch:
Quelle: ORF-TVthek, David Precht über Bildung und Schule
In diesem Sinne:
Bleibt´s gsund und losst´s eich nix gfoin!
Und passt´s auf eich auf!
P.S.: Nächste Woche geht’s dann im 3. und letzten Teil meiner „Vision“ um Demokratie und Bürgerrechte.
Alles unter dem Motto:
Uns fehlt vor allem ein Konzept von Demokratie unter den Bedingungen von Digitalisierung.
Sie wird ganz anders aussehen, als wir sie kennen.