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Na da war die Aufregung aber groß.
Da hat sich doch glatt eine grüne Bezirksrätin (!) dazu verleiten lassen vor dem Urlaub auf ihrem Facebookaccount ein Posting abzusetzen, in dem Österreich und Arsch nicht nur in einem Satz, sondern sogar noch in Bezug zueinander vorkommen.
Mehr brauchts nicht, um für einen Skandal zu sorgen.
Da ist der Ruf nach dem Scharfrichter nicht weit.
Sie möge Österreich verlassen, ihr solle die Staatsbürgerschaft aberkannt werden und Bundespräsident Alexander Van der Bellen solle endlich einmal auch was gegen diese ständigen Österreich-Beschimpfungen unternehmen.
Und eine Strafanzeige setzt es obendrauf.
Die, die da jetzt hüpfen wie das Rumpelstilzchen, sind irgendwie die gleichen, die schon vor 30 Jahren anlässlich Thomas Bernhards „Heldenplatz“ geschrien haben.
Es hat sich also offensichtlich kaum was geändert.
Dabei ist diese „Österreich-Beschimpfung“ kein singuläres Ereignis.
Ich erinnere an die Haiders.
Da war der Jörgl mit seiner „Missgeburt Österreich“.
Und der Alfons der Österreich als „verschissenes und verlogenes Land“ bezeichnete.
Oder Turrini und Handke.
Im Manifest „Es ist ein gutes Land“ von Turrini aus dem Jahr 1973 heisst es:
„Alle Österreicher sind professionelle Mörder, ausgenommen jene, die eine amtliche Bescheinigung vorweisen können.“
Und Handke schrieb im Jahr 1977:
„Das Fette, an dem ich würge: Österreich.“
Wenn Qualtinger und Heller dann in „Wean, du bist a oide Frau“ singen:
In ihrem Herzn fiarts an Budl äußerln
Losst se von der Zeitung sogn, wos' denkt
Neger, Gammler, Juden und die andern Scheißerln
San zwoa lieab, aber no lieber wonmas hängt!
und in „Wean, du bist a Taschenfeitl“ folgendes
Dein' Stoiz, den host ins Pfandl trogn –
Bist hoit a Puffmadame!
Du was kar Antwort auf mei Frogn
Drahst di nur langsom ham!
Wobei angemerkt werden muss, dass die Zustimmung zu diesen Texten mit der Entfernung zur Bundeshauptstadt pro Kilometer Abstand zunimmt.
„Wienbashing“ ist aber auch in der aktuellen Bundesregierung nicht so ganz unbekannt um die „rote Hochburg“ Wien sturmreif zu schießen.
Ganz offensichtlich ist also Kritik – auch deftige – an der Heimat nur eine Frage des Standpunktes. Und oft hat das durchaus auch aber nicht nur mit Geographie zu tun.
Ich les da dann auch, dass derartige Aussagen den Nationalstolz von Österreichern verletzen.
„Wenn man ein Arsch ist weil man stolz auf sein Land ist dann bin ich gerne ein Arsch.“
Jetzt geb ich zu, ich habe „Nationalstolz“ noch nie verstanden.
Worauf soll ich da STOLZ sein?
Auf die Zufälligkeit zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort aus dem richtigen Mutterschoss geboren worden zu sein?
Das ist in etwa so, wie wenn ich stolz auf einen Lottosechser wäre.
Da würd ich mich zwar freuen, aber diesen Gewinn keinesfalls auf eine besondere Leistung zurückführen auf die es sich Stolz zu sein lohnt.
Stolz ist das Gefühl einer großen Zufriedenheit mit sich selbst, einer Hochachtung seiner selbst. Der Stolz ist die Freude, die der Gewissheit entspringt, etwas Besonderes, Anerkennenswertes oder Zukunftsträchtiges geleistet zu haben.
Beim Nationalstolz drängt sich mir dann die Frage auf:
Wos woar mei Leistung?
Schopenhauer kommt mir da in den Sinn:
Die wohlfeilste Art des Stolzes ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt.
Auf gut deutsch:
Wer sonst nix hat zum „Stolz“ sein (mangels eigener Leistung) ist Stolz auf „seine“ Nationalität.
Übringens findet sich der Stolz (Superbia, früher Hochmut) auch unter den 7 Todsünden.
Sie besteht darin, dass ein Mensch sich selbst als wertvoller und besser definiert als andere Menschen.
Zu diesem Bewusstseinsraum gehört alles elitäre Denken - die Mitgliedschaft zu einer exklusiven Organisation, Rassismus, Sexismus, und die Verachtung aller Anderen, die weniger Fähigkeiten, weniger soziale Anerkennung, weniger Schönheit oder weniger Reichtum besitzen.
Bevor ich jetzt zum Ende komm, noch einmal ganz zum Anfang.
Für jene, die im Oasch daham san.
Bei mia sads olle im Oasch daham
Und i bin dem Oasch sein Abszess
Und bevor jetzt der „Shitstorm“ anhebt:
Es ist ein gutes Land, wohl wert, dass sich böse Zungen seiner annehmen.
In diesem Sinne:
Bleibt´s gsund und losst´s eich nix gfoin!
Und passt´s auf eich auf!
foto hagerhard