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Wir alle kennen sie, die Geschichte von der Herbergssuche der heiligen Familie.
Und wie sie vorläufig endete. In einem Stall in Bethlehem.
Darum sitzen 2000 Jahre später Christen zusammen, feiern und beschenken sich.
Dass dann die heiligen drei Könige dem Stern folgten, gehört auch noch zur Allgemeinbildung.
Wie die Geschichte weitergeht, wissen dann aber schon deutlich weniger.
Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef in der Nacht auf und floh mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. (Mt 2,13-14)
Der Weg nach Ägypten ist beschwerlich, führt durch unwegsames Gelände, hinter jedem Felsen kann ein Räuber lauern. Der Weg nach Ägypten ist weit und wenn man die Überlieferungen der koptischen Christen betrachtet, hat der Weg in Ägypten auch nicht gleich im ersten Dorf hinter der Grenze geendet. Vielmehr ist die Heilige Familie durch das Nildelta gezogen, dann durch das Wadi Natrun, das später die Heimat so vieler Mönche werden sollte. Teilweise auf einem Boot den Nil befahrend ging es hinauf bis nach Oberägypten.
Die Familie war auf der Flucht vor den Represalien eines despotischen Herrschers.
Eine Geschichte die sich seither unzählige Male wiederholt hat und ein Schicksal, das auch heute viele Menschen tagtäglich am eigenen Lieb verspüren.
Zurück zum Stall in Bethlehem.
Der bringt eine Erinnerung an meinen Vater zum Vorschein.
Ein Stall war auch für ihn für eine Zeit seines Lebens Wohn- und Arbeitsplatz.
Geboren 1915 im Südburgenland war an regelmässigen Schulbesuch und Ausbildung nicht zu denken. Seine alleinerziehende Mutter hatte alle Hände voll zu tun ihn und seine 4 Geschwister am Leben zu erhalten. Bittere Armut und schwere Arbeit bestimmten den Tag. Eine Arbeit als Pferdeknecht bot die erste Möglichkeit ein Mindestmass an Existenzsicherung zu erlangen.
Geschlafen wurde im Stall. Nicht mit Ochs oder Esel, dafür mit den Pferden. Oft ohne eigens Bett.
Die bittere Not, die damals das Burgenland heimsuchte führte zu einer grossen Auswanderungswelle.
Chicago wird mit 30.000 burgenländischen Einwohnern noch immer als die grösste Stadt Burgenlands bezeichnet.
Ganze Familien waren auf der Flucht vor materieller Not.
Geschichten, die sich heutzutage wiederholen und die viele Menschen aus ihrer Heimat vertreiben.
Geschichten die viele von uns ausblenden, wenn die „Stille Nacht“ erklingt.
Geschichten, die uns bewusst sein sollten und die dazu führen sollten mit etwas mehr Demut diesen Abend zu feiern.
Es sollte völlig egal sein, welcher Religionsgemeinschaft sich jemand zugehörig fühlt, oder auch gar keiner. Es sollte egal sein, dass die Zufälligkeit des Geburtsortes ein Mindestmass an materieller und sozialer Sicherheit bietet.
Wir sollten uns bewusst sein, dass wir auch oder gerade in der stillen Nacht an jene denken sollten, die gerade finstere Zeiten durchleben.
Während wir beim Weihnachtskarpfen sitzen und uns ein Glaserl Sekt munden lassen, uns daran erfreuen, wie sich die Kinder an ihren Geschenken erfreuen, gibt es da drausse Menschen, die Hunger leiden, durch Gewalt Schaden an Leib und Seele nehmen oder schlimmstenfalls sterben.
Ich will niemanden seinen Glauben oder Aberglauben verleiden. Ich vergönne allen reich gedeckte Speise- und Gabentische. Glitzernde Kinderaugen und auch fröhlichen Gesang.
Aber ich wünsch mir was vom „Christkindl“.
Dieses Bewusstsein auch über die finstere Zeit und die dabei angebrachte Demut sollte dann dazu führen, dass auch den Rest des Jahres weniger menschenfeindlich agiert wird. Die so oft in Anspruch genommenen Werte des Abendlandes haben es nicht verdient ausschliesslich dann angewendet zu werden, wenn es den eigenen Interessen und Feierlichkeiten nutzt.
Sollte das der Fall sein, dann ist mir auch der Hype um die „Stille Nacht“ recht.
In diesem Sinne:
Fröhliche Weihnacht!