die ignoranz mancher user beim thema migration ist erstaunlich.

jede (historische) mitverantwortung unserer westlich ziviliserten welt an den fluchtursachen wird vehement abgelehnt.

zitat (stellvertretend für zahlreiche ähnliche postings mit sinngemäss gleichem inhalt):

Wer ist denn daran schuld? Wir? Haben wir sie aufgefordert, zu uns zu kommen? Sie gehen dieses Risiko ein, weil sie ein besseres Leben wollen. Jeder Mensch der aber ein Risiko eingeht, der geht das im eigen Namen ein.

Diese Migranten, die auf völlig überfüllte Boote steigen wissen auch, dass es tödlich enden kann. Sie haben auch die Möglichkeit sich dagegen zu entscheiden

Also bräuchten die erst gar nicht auf die Boote steigen und es gäbe keine Tote im Mittelmeer.

die klassische täter opfer umkehr.

oder um es auf verständlichem niveau zu schreiben

schleckerbatzl selber schuld!

und weiter:

Die, die hier bei uns so einen Schmarrn erzählen, von wegen jeder willkommen , alle habe nur Rechte und dürfen bei uns im Schlaraffenland bleiben, die sind die wirklich Schuldigen an den Toten im Mittelmeer.

auch das eine klassische methode der verleugnung:

haltet den dieb!

und das ist überhaupt der gipfel der ignoranz:

Was hat das aber damit zu tun, dass Migranten bei uns ein besseres Leben wollen? Es gibt kein Recht auf ein besseres Leben und zwar nirgends auf der ganzen Welt. Die Vorfahren der Schwarzen, die jetzt zu uns wollen, die haben eben nicht so geschufftet wie unsere Vorfahren.

als ob es kolonalisierung, versklavung, unterdrückung und ausbeutung nie gegeben hätte.

das ist die völlige leugnung historischer tatsachen

migration zu verdammen heisst auch die eigene geschichte zu leugnen. etwa 50 mio us-amerikaner sind deutschstämmig.

geflüchtet vor not und elend in ihrem heimatland.

ebenso wie iren, italiener, polen oder österreicher.

weiter im text

alles was ich besitze habe ich selbst (schwer) erarbeitet. Ich habe auch noch nie vom Staat gelebt. Mir wurde nichts geschenkt und geerbt habe ich auch nichts. Meine Vorfahren haben aber auch schon an diesem Deutschland mitgearbeitet, damit es so ist wie es heute ist.

niemand bestreitet, dass man auch in mitteleuropa arbeiten muss um sich etwas wohlstand zu schaffen. (wobei die generation erbe immer grösser wird und es fast schon die regel ist, den wohlstand der vorherigen generationen zu konsumieren).

trotzdem sind die unterschiedlichen voraussetzungen zu anderen gegenden in dieser welt enorm.

in südamerika, afrika oder asien hat auch oft der fleissigste aufgrund der umstände um die nackte existenz zu kämpfen.

und zwar nicht nur auf grund historischer ereignisse, sondern auch ganz aktuell durch die fortschreitende globalisierung.

Industriestaaten wie Deutschland profitieren einer Studie zufolge wirtschaftlich am stärksten von der Globalisierung. Demnach habe sich in Europas größter Volkswirtschaft durch die voranschreitende Globalisierung der Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes (BIP) pro Kopf jährlich um rund 1150 Euro erhöht. Das summiere sich im untersuchten Zeitraum auf rund 30.000 Euro.

übersetzt heisst das:

nicht nur, dass sich durch kolonalisierung für die nun stattfindende globalisierung ein „startvorteil“ für die „zivilisierte“ welt ergeben hat, nutzen „WIR“ diesen wettbewerbsvorteil auch jetzt noch um unsere wirtschaftlichen erfolge auf kosten der dritten welt einzufahren.

jetzt verlangt niemand, persönliche schuldeingeständnisse oder aktive mithilfe bei der lösung dieses problems.

es verlangt auch niemand, dass der durch diese umstände glücklich zugefallene wohlstand persönlich mit den migranten geteilt wird.

aber etwas mehr demut und ein wenig bewusstsein über die (ohne eigene mithilfe) vorgefundene situation wäre nicht nur angebracht, sondern auch notwendig.

aber die kaltschnäuzigkeit, mit der dann auch noch die hilfe, die von teilen unserer gesellschaft (den gutmenschen) für diese menschen geleistet wird, abzuwerten und zu verurteilen, ist schon ziemlich jenseitig.

dafür solltet IHR euch schämen.

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