Widerstand: Keine falsche Zurückhaltung. Aber die richtige Haltung!

Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, einige der „Arctic 30“ persönlich kennen zu lernen. Die „Arctic 30“ sind jene 30 Greenpeace-AktivistInnen, MitarbeiterInnen und Crewmitglieder der Arctic Sunrise, die im Herbst 2013 zwei Monate lang in Russland inhaftiert waren. Sie wurden der Piraterie und des Hooliganismus beschuldigt und mit bis zu 15 Jahren Haft bedroht. Warum? Sie versuchten, auf der Ölplattform Prirazlomnaya ein Transparent anzubringen und damit auf die Bedrohung der Umwelt durch Ölförderungen in der arktischen See aufmerksam zu machen. Ihre Aktion war mutig und konfrontativ. Und sie war wie alle Greenpeace-Aktionen gewaltfrei.

Die unverhältnismäßige Härte, mit der die russischen Behörden gegen friedliche AktivistInnen vorgingen, war ein Schock für die Organisation. Sie zeigte aber auch, dass Greenpeace einen wunden Punkt getroffen hatte. Plötzlich berichteten die Medien über das Wettrennen um das arktische Öl und die Umweltrisiken, die Ölkonzerne wie die russische Gazprom bereit sind, dafür einzugehen. Nach zwei Monaten wurden die „Arctic 30“ nach massiven internationalen Protesten amnestiert – für ein Verbrechen, das sie nicht begangen hatten. Sie standen mit ihren Namen und ihren Gesichtern für ein Anliegen, das durch ihre Entschlossenheit einer großen Öffentlichkeit bekannt wurde. Kaum jemand sprach darüber, was sie getan hatten – sondern darüber, warum.

In Österreich wird rund um Pegida-Aufmarsch und Akademikerball viel über unsere Protestkultur diskutiert. Indiskutabel ist das Verständnis einzelner Personen und Gruppen von Protest. Es ist nichts Mutiges daran, vermummt Scheiben einzuschlagen, Autoreifen aufzustechen, öffentliches und privates Eigentum zu zerstören, PassantInnen und JournalistInnen zu bedrohen. Es hat nichts mit Aktivismus zu tun, unter dem Vorwand eines gesellschaftspolitischen Anliegens den eigenen Aggressionen freien Lauf zu lassen. Ziviler Ungehorsam bedeutet nicht, die Verfassung eines Rechtsstaates außer Kraft zu setzen.

Gewaltbereite und –tätige Demonstranten stellen nicht nur die Methode vor das Anliegen, sondern die spalten und schwächen damit auch die Gruppe jener, die eigentlich geschlossen für eine Sache kämpfen sollte. Dass gewaltfreier Widerstand daher auch erfolgreicher ist, wurde hier kürzlich gut erklärt: (http://misik.at/2015/01/gewaltfreiheit-die-staerkste-kraft-der-welt/#more-2199).

Die Aktionen von Greenpeace laufen immer gewaltfrei ab. Wer lernen will, wie das geht, bekommt bei Greenpeace im Rahmen eines "Non Violent Direct Action" (NVDA) Trainings eine kostenlose Einschulung in gewaltfreiem Widerstand. Dabei lernt man seine  Rechte als StaatsbürgerIn kennen und wie man gewaltfrei, aber dennoch bestimmt seine Forderungen deutlich macht. Wer an einem NVDA-Training teilnehmen möchte, kann sich unter training.at@greenpeace.org  informieren und anmelden.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:00

fischundfleisch

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