Wir schreiben das Jahr 2030. Der Hochbetrieb am ausgebauten Flughafen Wien Schwechat ist schon eine Realität, welche nicht einmal mehr für Randnotizen in den Medien gut ist: wieder landen einige Maschinen aus aller Welt, in denen Österreicherinnen und Österreicher nach Hause gebracht werden. Nein, Koffer haben sie keine dabei und es ist auch kein Zeichen der Erholung in den Gesichtern zu merken. Ganz im Gegenteil sind es meist hochbetagte Menschen, welche eine verzweifelte Leere in den Augen tragen. Ihre letzte Hoffnung auf einen schönen Lebensabend ist zerplatzt wie eine Seifenblase. Statt eines bescheidenen aber feinen Lebens am Strand werden sie nun in eines dieser Massenquartiere gebracht; in eine der unzähligen Lagerhallen, welche praktischer Weise gleich im Anschluss an das Flughafengelände errichtet wurden.
Was war passiert? Nun, es war so gekommen, wie viele es vorausgesagt hatten: das Pensionssystem ist zusammengebrochen und das wenige Geld, welches man ab dem 70sten Lebensjahr in die Hand gedrückt bekommt, reicht einfach nicht. Etwas dazuzuverdienen ist unmöglich geworden und Arztbesuche sind seit der Einführung genereller Selbstbehalte schier unleistbarer Luxus. Familie als Ort des Zusammenhaltes gibt es schon lange nicht mehr: irgendwann waren es so viele Gerichtsverfahren wegen Streitigkeiten im Zuge von Scheidungen und wegen gemeinsamer Kinder, dass das Institut der Ehe sogar verboten und unter Strafe gestellt wurde. Nur noch Singlehaushalte waren erlaubt und Kinder wurden bereits unmittelbar nach der Geburt überstellt in öffentliche Betreuungseinrichtungen. Damit war auch die Bildungsdiskussion schlagartig beendet worden, da nun die lästigen Eltern keinen Grund mehr sahen, sich einzumischen; die Ausbildung der jungen Menschen richtete sich seither ausschließlich nach den bekanntgegebenen Anforderungen der Wirtschaft.
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Und nun werden seit einigen Jahren auch noch die Staaten auf dieser Welt, die österreichische Auswanderer aufnehmen, immer weniger. „Pensionsflüchtlinge" werden als Wirtschaftsflüchtlinge eingestuft. Und nun rächt es sich, dass sich Österreich da im Jahr 2015 keinen besonders guten Namen gemacht hat, als selbst Kriegsflüchtlingen eine menschliche Aufnahme verwehrt wurde. Beinhart werden all jene abgeschoben, die sich einen schönen Lebensabend an einem Strand machen wollen. Und nun landen sie, die Flieger von den Mittelmehrstaaten und aus Destinationen im Südosten; voll mit abgeschobenen Österreicherinnen und Österreichern. Mit denen auch hier niemand so recht etwas anzufangen weiß.
Einige Staaten machen übrigens gerade sehr lukrative Geschäfte in den einstigen Kriegsgebieten im Nahen Osten. 2015 hatten diese Staaten beschlossen, Kriegsflüchtlingen Gastfreundschaft zu gewähren. Dort war man zum Schluss gekommen, dass es ein Akt der Selbstverständlichkeit sei in Zeiten, in welchen das Platzen einer Börsenblase reicht, gigantische Summen zu vernichten, welche ohne weiteres Rufen nach Alternativen getragen werden, einen verschwindend geringen Bruchteil davon für menschenwürdige Unterbringungen und Angebote der ehrlichen Integration in die Hand zu nehmen. Es hatte sich dann wenige Jahre später, als die Kriegswirren in Syrien und den benachbarten Staaten ein Ende fanden, herausgestellt, dass diese Flüchtlinge wieder in ihre Heimat zurückkehrten, um sie wieder aufzubauen. Viele von ihnen kehrten dabei zurück in die Positionen von Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern – und erinnerten sich beim Ankauf dringend benötigter Materialien und Leistungen der Menschen, die ihnen geholfen hatten. Tja, Österreich gehört da nicht dazu. So muss Österreich zwar den internationalen Verpflichtungen nachkommen und Beträge der Wiederaufbauhilfe in die internationalen Fördertöpfe einzahlen, die Aufträge im Volumen einiger Prozentpunkte zusätzlichen Wirtschaftswachstums streifen aber andere ein. Ein Wirtschaftswachstum übrigens, welches diese Staaten dazu befähigt, den eigenen Pensionistinnen und Pensionisten ein Altern in Würde zu ermöglichen. Anders als in Österreich, wo der Rotstift bei Sozialleistungen konsequent angesetzt werden muss, um das Budget im Griff zu haben.
Ach, könnte man doch einfach die Uhr zurückdrehen. Was würde man alles anders machen, wenn man nochmals die Chance hätte, das Jahr 2015 zu schreiben?
Diese Schilderung zeichnet in sehr pessimistischer Weise ein Gesellschaftsbild, welches Österreich hoffentlich erspart bleibt. Damit soll dazu angeregt werden, ein wenig innezuhalten und nachzudenken. Noch gibt es viele Gelegenheiten, es abzuwenden, dass Teile daraus Realität werden. Wird dies bei allen Entscheidungen auch bedacht? Sind hier „nur" die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger der Politik verantwortlich – oder gibt es für jede und jeden einzelnen von uns Möglichkeiten, auf ein positiveres Gesellschaftsbild zuzusteuern?