Alle Jahre wieder schmückt ein duftender Wald so manchen städtischen Supermarktparkplatz. Normalerweise reagieren Autofahrer ja sehr allergisch darauf, wenn ihnen Parkplätze weggenommen werden. Nicht so im Dezember, wenn die Christbaumverkäufer ihr Quartier beziehen: da wird nur leise gemault. Und das, obwohl um diese Zeit die Parklätze mehr denn je benötigt werden. Denn die erhöhte Frequenz beim Lebensmitteleinkauf könnte fast schon darauf schließen lassen, dass mit Hamstereinkäufen auf eine angekündigte Hungersnot reagiert wird. Dass weder das der Fall ist, noch die Nahrungszunahme rund um die Feiertage bedenkliche Ausmaße annimmt, davon weiß dann die Müllabfuhr zu berichten – doch das ist ein anderes Thema. Zurück zum Supermarktplatz. Hier wird es nahezu heroisch ertragen, dass die Wahrscheinlichkeit, möglichst nur zehn Schritte vom Eingang entfernt das Fahrzeug abstellen zu können, doch deutlich sinkt durch den Anflug von Grün im städtischen Grau. Immerhin dient es ja einem guten Zweck: der alljährlichen Generalprobe der Belastbarkeit des Familienfriedens.
Tanne oder Fichte ...
Sagenhafte 2,6 Millionen Christbäume werden allein in Österreich für das Weihnachtsfest verkauft. Es gibt sie in allen Größen und selbstverständlich gibt es auch darüber hinaus jede Menge Unterscheidungskriterien: wer denkt, nach der Entscheidung über die Größe und die Wahl zwischen Fichte, Tanne oder Blautanne wäre das Potenzial bereits ausgeschöpft, der irrt. Es wird darüber hinaus nach der Herkunft, bei inländischen Bäumen erkennbar an der Christbaumschleife in den jeweiligen Farben des Bundeslandes, unterschieden; es gibt Anbieter, welche nach den Mondphasen den Schnittzeitpunkt bestimmt haben; man kann sich auch für einen lebenden Baum entscheiden, welcher nach den Feierlichkeiten in den eigenen Garten verpflanzt werden kann, so man einen hat; selbstverständlich ist es auch möglich, nach Rücksprache mit dem Bauern in die Christbaumkultur zu gehen und selbst das Prachtstück umzuschneiden, welches dekorativer Höhepunkt des Weihnachtsfestes werden soll.
... und was es sonst noch zu entscheiden gilt
Jede Menge an Entscheidungen gilt es also zu treffen. Wobei die wichtigste noch nicht einmal angesprochen wurde: er sollte den Erwartungen aller Familienmitglieder entsprechen. Und da wird es wirklich haarig. Egal, wie man es anstellt – es wird den Familienmitgliedern alles abverlangt werden, um diesen Baum tatsächlich zu ihrem zu machen: den einen ist der Duft wichtig und alles andere ziemlich gleich, den anderen ist die in der Natur kaum vorfindbare, allerdings auf allen Zeichnungen und Abbildungen versprochene Symetrie unverzichtbar. Finden die einen mehrere Spitzen cool, so kann es bei anderen bereits zu einem Nervenzusammenbruch führen, wenn der an der Spitze angebrachte Stern nicht geometrisch vollkommen senkrecht zur Zimmerdecke ragt. Auch die Dichte des Baumes sorgt regelmäßig für Gesprächsstoff: große Abstände zwischen den Astkränzen mögen zwar praktischer sein für die Anbringung des Baumbehangs und der Kerzen, wecken allerdings in so manchem auch Enttäuschung.
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Auch heuer wieder Stress mit dem Baum?
In vielen Familien ist daher die Beschaffung des Baumes ein Graus. Zu schlimm sind die Erinnerungen an die vergangenen Jahre, in welchen der Baum aus verschiedenen Gründen bereits am Heiligen Abend knapp daran vorbeischrammte, das Schicksal des erst im Jänner von einem Möbelhaus beworbenen schwedischen Festes seiner Entsorgung zu erleiden: weil wieder über die Größe, die Statur oder den Geruch gemäkelt wird, weil der Baum einfach nicht in den Ständer passen will …
Heuer wird der Baum passen!
Heuer wird der Baum passen. Sicher. Nicht, weil er perfekt ist. Nicht, weil er all das in sich vereinen wird, was an verschiedenen Anforderungen an ihn in Ihrer Familie gestellt wird. Nein: einfach, weil Sie erkennen, dass es nicht der Baum ist, der den Heiligen Abend zu etwas Besonderem macht. Es ist die Art, wie Sie als Familie an die Sache herangehen. Und das kann bereits beim Einkauf beginnen: ist es nicht toll, dass Sie alle gemeinsam an einem Projekt arbeiten? Der Weg ist das Ziel – ein Spruch, der auch hier eine ganze Menge Weisheit in sich trägt.