Von klein auf wird den Menschen eingetrichtert, höflich zu sein. Eine der ersten Übungen dabei ist es, dass das Zauberwort mit den zwei „t“ nicht „flott“, sondern „bitte“ heißt. Auch Dankbarkeit, Ausreden lassen, Zuhören, Respekt und Begrüßungsrituale gehören zum Standardrepertoire dessen, was im Zuge der Erziehung als Maßstab der Höflichkeit vermittelt wird. Und es wird dazu erklärend versprochen, dass es auf diesem Weg leichter wird, persönliche Ziele zu erreichen.
Das Problem dabei ist, dass all diese eingetrichterten Merkmale einer wertschätzenden Begegnung der Mitmenschen rasch verkommen zu leeren Floskeln. Zu Worten, welche zwar ausgesprochen und gehört werden, zu denen aber auf der Metaebene gespürt werden kann, dass hier keine emotional mit der Bedeutung übereinstimmende Botschaft enthalten ist. So wird etwa hinter Begrüßungen auch aufgestauter Hass aus unbearbeiteten Konflikten verborgen, Drohungen und Manipulationen erhalten die bloß zur der Zivilisation geschuldeten Tarnung gedachte Bitte als Verpackung; in einer Bitte wird der Versuch des Abschiebens von Verantwortung vermeintlich legitimiert, unter Zuhören wird das geflissentliche Pausieren im unbeirrten Fortsetzen des eigenen Monologs verstanden und Dankbarkeit als nette aber bedeutungslose Dekoration angesehen für als Selbstverständlichkeit empfundene Zuwendungen. Dementsprechend verlieren all diese im Rahmen der Erziehung gelernten Höflichkeiten an Zauberkraft, pervertieren oftmals sogar ins Gegenteil.. Das muss allerdings nicht sein – es ist jederzeit möglich, die Höflichkeitsfloskeln wieder mit Leben zu befüllen und in ihnen solchermaßen wieder treue Begleiter zu erhalten auf dem Weg zur leichteren Erreichung persönlicher Zielsetzungen.
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Danke!
Nehmen wir da etwa die Begriffe „Bitte“ und „Danke“ heraus:
Einer Bitte geht im Optimalfall eine bewusste Auseinandersetzung mit eigenen Bedürfnissen voraus. Man hat etwa Hunger und beschäftigt sich dabei mit den Möglichkeiten, eigenverantwortlich eine Befriedigung dieses Bedürfnisses zu ermöglichen. Man hat da etwa die Möglichkeit, alle Zutaten für seine Leibspeise einzukaufen, sich anschließend in die Küche zu stellen und mit der Zubereitung zu beginnen. Oder die Minimalversion, sich einfach irgendwas Essbares in den Mund zu stopfen, zu wählen. Auch der nach einem Blick auf den eigenen Wohlstandsbauch getroffene Beschluss, dass es ohnehin Zeit für eine Diät wäre, stellt eine Alternative dar. Tritt man nun statt dessen an den Partner oder die Partnerin heran und bittet darum, doch wieder diese unbeschreiblichen gefüllten Paprika für die bevorstehende Mahlzeit zuzubereiten, dann sind all diese Gedanken eine hervorragende Grundlage für ein Gespräch, das sowohl bei der ersuchten Person als auch bei einem selbst Wohlbehagen auslösen wird: es wird hier keine Verantwortung abgeschoben, es wird offenbart, dass man den Aufwand für die Erfüllung der Bitte einzuschätzen und auch zu schätzen weiß und es wird zugleich auch vermittelt, dass ein Nein kein Beinbruch wäre – vielleicht ergibt das erwartungsfreie Gespräch ja sogar Möglichkeiten, die noch mehr Lustgewinn bedeuten wie etwa ein wieder mal längst fälliges Candle Light Dinner beim Italiener um die Ecke. An diesem Beispiel werden die Eckpunkte eines für ein Miteinander hilfreichen Ersuchens sehr deutlich sichtbar: man ist sich seiner Bedürfnisse bewusst, man ist bereit, Eigenverantwortung für sie zu tragen, man offenbart dem Gegenüber, wobei einem die Erfüllung der Bitte helfen kann und es wird zu keinem Zeitpunkt als selbstverständlich angesehen, dass der Bitte auch entsprochen wird. Damit wird dem Gegenüber Respekt gezollt und ihm solchermaßen ermöglicht, ohne in die Verteidungs- oder Rechtfertigungsecke gedrängt zu werden, eigene Bedürfnisse und Vorstellungen mit einzupacken in die Lösungsfindung.
Dankbarkeit ist von sehr ähnlichen Eckpunkten geprägt, wenn sie aufrichtig gemeint ist. Unendlich viele Dinge werden im Alltag erlebt, welche nicht selbstverständlich sind und die einem das Leben erleichtern. Die einem hilfreich dabei sind, die Verantwortung für sein eigenes Glück und Wohlempfinden zu tragen. Das freundliche Lächeln der Bäckerin, die Zeichnung des eigenen Kindes, eine liebevolle Berührung des Partners oder der Partnerin, die Großzügigkeit, mit welcher der Chef oder die Chefin über einen Fehler hinwegsieht. Diese Liste kann jeder Mensch wohl unendlich fortsetzen. „Danke“ sollte dabei immer wieder auch sehr bewusst ausgesprochen werden aus tiefster Überzeugung heraus, dass es sich bei der Begebenheit, welcher dieses Wort als gebührend empfunden und einem Menschen gesagt wird, um etwas handelt, das einem zwar nicht die Verantwortung abgenommen, aber geholfen hat, sie zu tragen. Und das Schöne daran: wie auch bei einem bewussten "Bitte" kehrt die Energie eines aufrichtigen "Danke" zu dem, der es schenkt, zurück. Diese Neuordnung der Gedanken rund um die Höflichkeitsfloskeln beschert nicht nur ein wertschätzenderes Miteinander, die wiedergewonnene Zauberkraft erhellt auch das eigene Gemüt.
Wann haben Sie den Menschen in Ihrer Umgebung zuletzt danken können, von tiefstem Herzen? Viel Erfolg beim Ausprobieren. Seien Sie dabei bitte geduldig – vor allem auch mit sich selbst!