Meine Meinung: Taten statt Worte in der Willkommenskultur gegenüber Flüchtlingen sind möglich

Meinungen über Flüchtlinge wurden ja bereits genug ausgetauscht: da gibt’s jene, die Angst haben – Angst, dass diese Menschen sich nicht mit den raren Essensrationen und dem harten Boden, auf welchem sie auch schon mal schlafen müssen, begnügen könnten und dann mangels Chance, sich durch redliche Arbeit Geld zu verdienen, zu kriminellen Machenschaften hinreißen lassen könnten. Andere, welche es als eine Pflicht der Gesellschaft eines der nach statistischen Berechnungen reicheren Länder wie Österreich oder Deutschland ansehen, diese Menschen, die voll Hoffnung hier ankommen, willkommen zu heißen mit der Chance auf echte Teilhabe an unserem Leben, wie wir es gewohnt sind. Da gibt’s die, die unseren Wohlstand in Gefahr sehen und zurecht darauf hinweisen, dass es auch in der eigenen Nachbarschaft genug Leid gibt, das es zu lindern gelte; während andere dies negieren und sogar eine Chance für die Erhaltung unseres Wohlstandes sehen, wenn eine Integration der Flüchtlinge gelingt und damit eine Vertrauensbasis geschaffen werden kann für die eines Tages anstehende Unterstützung beim Wiederaufbau der momentan von Kriegswirren dominierten Heimat der meist mit nicht mehr als ihrem Leben Geflohenen.

Worte allein werden so oder so niemandem weiterhelfen. Selbst wenn es gelingen würde, nach zahllosen Diskussionen einen gemeinsamen Nenner auf die Form der Erfüllung völkerrechtlicher Verpflichtungen im Umgang mit Flüchtlingen zu finden – es gilt jetzt, eine Lösung zu finden und Taten zu setzen für jene Flüchtlinge, die zu uns gekommen sind. Busse ins benachbarte Ausland sind da die eine Variante. Eine Koordination all jener Menschen, welche Unterstützung durch das Zurverfügungstellen ohnehin ungenutzten Wohnraumes, durch geschenkte Zeit, durch Sachspenden oder auch finanzielle Unterstützung anbieten wollen, aber nicht wissen, wie das den Flüchtlingen zu Gute kommen kann, ist die andere.

„Flüchtlinge Willkommen“ – www.fluechtlinge-willkommen.at – ist eine Initiative, welche auch in Österreich seit 7. Jänner 2015 privaten Wohnraum an geflüchtete Menschen vermittelt. Dabei wird jenen mit Know How zu den bürokratischen Hürden, die es zu meistern gilt, tatkräftig geholfen, welche ohnehin leer stehende Wohnungen, Häuser oder Zimmer in Wohngemeinschaften zur Verfügung stellen wollen – und zugleich den Flüchtlingen eine Chance auf optimale Rahmenbedingungen zur Integration geboten: denn „nur“ bei der Vermittlung von Alternativen zu den überfüllten notdürftigen Massenquartieren abseits unserer Gesellschaft irgendwo hinter Zäunen oder am Stadtrand bleibt es nicht. Es werden auch professionelle Programme entwickelt, mit denen eine rasche Eingliederung in einen allseitig menschenwürdig empfundenen Alltag erfolgen kann: unterstützt durch Freiwillige, welche Zeit oder Geld statt Wohnraum spenden wollen, wird dabei geholfen, rasch die deutsche Sprache zu lernen, Freundschaften zu schließen und die bürokratischen Hürden etwa bei der Anerkennung zum Teil erstaunlich guter Ausbildungen zu meistern. Statt weiterer Stigmatisierungen soll den Flüchtlingen eine empathische Willkommenskultur entgegenwehen, welche die ohnehin bestehende Dankbarkeit dafür, ihr Leben nun in Sicherheit wissen zu dürfen, auch dabei unterstützt, wachsen zu dürfen zu konstruktiven Beiträgen zum Zusammenleben.

Nichts wünschen sich die meisten Flüchtlinge sehnlicher, als sich möglichst rasch als vollwertige Mitglieder der Gesellschaft einbringen zu dürfen. Dafür brauchen sie Begleitung. Und dazu brauchen sie auch die Chance darauf, die Werte unserer Gesellschaft beobachten zu dürfen: es liegt dabei gar nicht allein in ihren Händen, ob sie Ablehnung und Verachtung nach diesen Beobachtungen als den obersten Wert unserer Kultur erkennen – oder das wertschätzende und respektvolle Miteinander. Sie beobachten das, was ihnen entgegengebracht wird – bereit, es auch in ihr Verhalten aufzunehmen.

Es wird bedauerlicherweise sicher auch genügend Menschen geben, die sich in den Flüchtlingsstrom mengen ohne solch lautere Motive. Diese gilt es natürlich sehr deutlich an die rechtsstaatlichen und auch moralischen Schranken unserer Gesellschaft zu erinnern, mit klarer Konsequenz. Auch ist klar, dass es keine unendlichen Kapazitäten gibt in unserer Heimat. Das darf aber, so meine Meinung, kein Grund sein, die unserer Wertekultur durchaus zuzurechnende Tugend der Hilfsbereitschaft pauschal zu verwehren. Eine Möglichkeit, das zu zeigen, ist es, sich zu überlegen, ob man die Dienste von „Flüchtlinge Willkommen“ in Anspruch nehmen möchte: hier ist es nicht nur möglich, Geld zu spenden, von dem man vielleicht ja selbst nicht genug hat; es ist möglich, Zeit einzutauschen gegen Dankbarkeit oder auch ohnehin leer stehenden Wohnraum sinnvoll zur Verfügung zu stellen. Auf www.fluechtlinge-willkommen.at finden sich alle Details zu den Möglichkeiten mitzumachen; es muss nicht weiter gewartet werden, dass sich Bund, Länder und Gemeinden einigen – es kann auch selbst etwas unternommen werden, wenn man dies für notwendig hält.

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Claudia Braunstein

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