Hans-Jürgen Gaugl www.lassunsreden.at
Viele Menschen beschreiben die Gegenwart als eine Zeit, die von Schnelllebigkeit geprägt ist: im Alltag hetzt man von einer Aufgabe zur nächsten. Man trifft Entscheidungen am laufenden Band. Ständig kommen neue Herausforderungen zum ohnehin schon mit scheinbar unverzichtbaren Terminen vollgestopften Kalender hinzu. Und dennoch plagt viele Menschen das Gefühl, dass nichts sich wirklich zum Besseren wendet. Ja selbst die Wochenenden und Urlaube scheinen nicht mehr das zu versprechen, was man von ihnen erwartet.
Hat man sich einmal in den Sog dieser sich unentwegt drehenden Spirale hineinfallen lassen, so kommt schnell das Gefühl auf, das eigene Glück sei von unendlich vielen scheinbar unbeeinflussbaren Dingen abhängig geworden. Und das geht einem schnell einmal auf die Nerven. Auf den Keks. Auf den Sack.
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Was gerne übersehen wird: je mehr man sich darauf konzentriert, was einem alles gegen den Strich läuft, desto mehr Macht über das eigene Wohlbefinden räumt man diesen Faktoren ein. Man redet diese Dinge groß – so lange, bis sie einem übermächtig vorkommen und man meint, sich ihrer nur noch mit Gewalt entledigen zu können. Und dennoch scheint es in manchen Kulturen zum Volkssport geworden zu sein, zu raunzen.
Wenn ich so höre, was manchen auf den Sack geht, dann muss ich wie automatisch an jene Weisheit denken, die der fernöstlichen Denkweise zugeschrieben wird: wenn eine Gelse auf Deinem Hoden sitzt, dann wirst Du erst merken, dass Gewalt Situationen meist nur noch verschlimmert. Für Frauen vielleicht schwer vorstellbar, da sie zwar auch über schmerzempfindliche Körperteile, aber doch über keinen wirklich vergleichbaren solchen verfügen. Doch es sei einmal vorausgesetzt, dass das weibliche Mitgefühl und Vorstellungsvermögen dennoch ausreicht, auch den Leserinnen den darauf aufbauenden Gedanken nahezubringen: sind all die Dinge, die Menschen auf den Sack gehen, mit diesen ungeliebten Blutsaugern vergleichbar? Ist es also auch hier ratsam, diese ärgerlichen Herausforderungen behutsam und mit Bedacht anzupacken, um die Chance auf schmerzliche Erfahrungen nicht nur noch zu vergrößern?
Wie wäre es, wenn statt dessen zum Wettbewerb ausgerufen würde, sich über jene Dinge auszutauschen, die einem Freude bereiten? Ich möchte einfach einmal damit beginnen – vielleicht wirkt es ja auch bei Ihnen, die Gedanken zum Erfreulichen zu wenden?
In mir kommt Wohlbehagen auf, wenn ich mir früh morgens auf dem Weg vom Zug zur U-Bahn die Zeit nehmen kann, mit dem freundlichen jungen Mann, welcher aus Überzeugung auch im Winter barfuß herumläuft, ein paar Worte zu wechseln. Es macht dabei wahrscheinlich sogar mich glücklicher als ihn, wenn ich ausreichend Geld in der Tasche habe, um ihm ein Frühstück zu spendieren.
Es erfüllt mein Herz, wenn meine Kinder nach einem gemeinsamen Spaziergang, bei welchem ich daran teilhaben darf, wie neugierig sie auf die ständigen Entwicklungen der Natur reagieren, mich einfach ohne jeden ersichtlichen Grund umarmen und sagen „Papa, ich hab Dich lieb.“
Es macht mich glücklich, zu erkennen, dass die Welt sich auch weiterdreht, wenn ich mal Termine bewusst absage, um statt dessen mit meiner Familie oder guten Freundinnen und Freunden Zeit zu verbringen.
Wenn ich in der U-Bahn sitze und die Menschen um mich herum beobachte, tut es gut, wenn ein Lächeln, das ich gerne schenke und das mich obendrein gar nichts kostet, erwidert wird.
Ein Blick auf meine facebook-Seite entlockt mir das eine oder andere Lächeln, wenn ich darauf achte, wie viele Menschen von meiner Freundesliste fröhliche Gedanken teilen.
Wenn ich meinen E-Mail-Account abrufe, dann fühle ich mich gut, wenn wieder ein paar Menschen sich die Zeit genommen haben, mir zu meinem neuen Buch zu gratulieren, mir zu danken für die letzte Mediationsstunde oder sich auch bloß zu erkundigen, wie es mir geht.
Diese Liste könnte ich unendlich fortsetzen. Es gibt so viele schöne Dinge, die einem Tag für Tag wiederfahren. Man muss sie nur sehen – und manchmal sogar ein wenig danach suchen, wenn sie sich gut zu verstecken scheinen hinter einem vordergründigen Ärgernis. Ich habe es allerdings in der Hand, welche Seite der auf mich einströmenden Herausforderungen und Eindrücke ich achte. Ich kann mein Leben nicht immer auf dem direkten Weg zu meinen Zielen lenken – ich habe es aber nahezu immer in der Hand, auf welche Seite der Medaille jener Dinge, denen ich auf meinem Weg begegne, ich dabei schauen will.
Wie sieht es mit Ihnen aus? Fallen Ihnen auch zumindest fünf Dinge ein, welche Ihnen Freude bereiten und für welche Sie dankbar sind?