„semipermeabel“ sein, – also sich weder isoliert noch totalitär verhalten!
1. Eine der großen Fragen der nächsten Zukunft ist: Wie wollen wir die Kooperation der vielen (über 190) Staaten der Menschheit auf dem Planeten Erde unter- und zueinander organisieren, um sowohl die unweigerlich vorkommenden Konflikte in „vernünftigen“ Bahnen abzuwickeln, als auch – und das wird in den nächsten Jahren immer wichtiger – die tiefere (also nicht nur informationsvernetzte) Zusammenarbeit zu gestalten?
2. Nach einigem Nachdenken bietet sich das Konzept der Semipermeabilität (Halbdurchlässigkeit) an, da es weder die Distanz voneinander noch die Vermischung untereinander vorschlägt: Vorbild könnte der menschliche Körper als großer Organismus sein: Nieren, Leber, Lunge, Blutbahnen, Nervennetze usw. arbeiten alle zusammen und zwar permanent mehr oder weniger intensiv nach Erfordernis, ohne sich in ein Mischmasch zu verstricken und auch ohne sich voneinander „unkooperativ“ abzusondern. Es findet vielmehr ein permanenter Austausch von Leistungen statt, gleichsam als „Input“ und „Output“. – Und über die Generationen hat die Evolution sogar diesen Austausch als auch die Organleistung jedes Einzelorgans immer mehr optimiert.
3. Grosso modo haben wir bereits vier Ebenen der „Teil-Souveränität“ gegeben – in der Gestaltung der Verbundenheit aller Individuen der Menschheit auf diesem Planeten Erde:
* 1945 kam es zur Gründung der UNO (Vereinte Nationen) als Organisation mit einer Zentrale (Generalsekretariat und Versammlungsort aller Staatenvertreter (General Assembly) in der größten und Europa zugewandten Stadt der USA, nämlich in New York, die somit gleichsam der Hauptsitz der UNO ist. Schließlich war die USA als der große Sieger aus dem II. Weltkrieg hervorgegangen, und also auch federführend in der Institutionenbildung danach.
* Die über 190 Staaten versammelt in der General Assembly der UNO sind jeder – ob klein oder groß an Einwohner, Fläche und BIP – eine teilsouveräne gesellschaftliche Gestaltungseinheit der Menschen auf dem Planeten Erde. Noch haben diese Staaten viele – die meisten – Entscheidungen formell über die Alltagsentscheidungen für ihre Gesamtstaatlichkeit selbst zu treffen, wenn auch in der Substanz, in der Sache, die sogenannte stetig sich verdichtende „Globalisierung“ viele Sachzwänge voranträgt.
4. Und auch die Zwischeneinheiten zwischen UNO und Einzelstaat, also die supranationalen Allianz-Organisationen wie die EU bringen über Richtungsentscheidungen mehr oder weniger bindend viel Sachverhalte in vorgedachte Bahnen. Dennoch verbleibt noch eine Art „Ratifizierungsmacht“ defacto bei allen Staatsgebilden erhalten, auch wenn diplomatische Klugheit die meisten nicht stur auf ihrer Staatsmeinung beharren lässt, sondern mit antizipativer Klugheit und einer gewissen Nachgiebigkeit die meisten Angelegenheiten friedlich „austariert“ werden können. Große politische Richtungsprobleme – wieviel Eigenständigkeit und in welchen Agenden – sind aber gerade im 2. Jahrzehnt des 21. Jhs. in der EU Thema geworden, und werden die nächsten Jahre sowohl die EU als auch die spezifische Form einer europäischen Zusammenarbeit beschäftigen.
5. Ein gänzliches Vereinzeln der Staaten ist kaum zu erwarten, Europa wird seine Form – mit Geburtswehen – finden, – denn schon der Brexit zeigt welche Verflechtung bereits gegeben ist, und wie nachteilig für den Einzelstaat und auch für die Allianzverbundenheit sich eine Abkoppelung auswirkt. (Daher könnte auch die voreilige Brexit-Entscheidung durch ein 2. Referendum wieder aufgehoben werden, - möglich wäre es, und kaum verwunderlich.) #