1. Im zweite Jahrzehnt des 21. Jhs. kam der Ausdruck „BLASE“ auf; - wie etliche andere neue Ausdrücke auch geprägt wurden, weil eben das Informationszeitalter begann, und dies mit anderen Instrumenten auch - eine Form der NEU-DEUTUNG von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft festzumachen.
2. In der Vergangenheit – also informationstechnisch und weltweit gesehen – etwa bis zur Jahrtausendwende kannte der Einzelne mehr oder weniger gut nur seine sinnlich erfahrbare Umgebung: Die Familie, oder was davon in verschiedenen Varianten sich de facto in der Nähe abspielte, das Milieu in dem er verkehrte, sei es das „Beisl“, der „Club“ etwa der Konzertfans, der Opernfans, der Amateurphilosophen, der Reiselustigen, - auf jedwedem Niveau, die Fast-Professionellen, die Echt-Amateure, die Hobby-Länderhungrigen, die Hobby-filmer, -photographen usw. usf.. - Und jeder bekam über Schule und Zeitungen auch noch recht überblicksartig was vom „Rest der Welt“ mit. Da dies auch viel über die Sprache lief, blieb der selbstgeschneiderten Vorstellung noch viel Platz. Die Welt sah also noch recht unterschiedlich in den vielen vielen Köpfen „der weiten Welt“ auf dem Planeten aus. - Im 20. Jh. zauberte der Spielfilm noch weitere Welten hervor, meist aber übertreibend, - sei es in der Romantik der sogenannten Liebe, im Reichtum, in der Armut, in der Verelendung, in der Bürgerlichkeit, - also alles etwas „dramatisiert“, und daher in Summe eher immer mehr oder weniger schief. - Das galt auch für die diversen Dokumentationen, denn sie konnten Ausschnitte betonen, klein machen, oder ganz weglassen.
3. Allerdings im 3.Jahrtausend n.Chr. kamen technische Geräte auf, die die Realwelt viel deutlicher und vielfältiger aufnehmen und auch in alle Welt – zu den Freunden, den Bekannten – ja auch der Unbekannten – hinaussenden, und da die Neugier groß war und ist, erreichten diese Realausschnitte oft und schnell eine zuvor nie geahnte enorme Verbreitung. Grosso modo konnten sich alle über alles informieren – im Prinzip, selten realiter. Natürlich ging das immer in der Sprache und Bildhaftigkeit ab, die sie verstanden, - sei es beim Aufnehmen und Ab-photographieren bzw. Abfilmen, oder bei der Abgabe, der Wiedergabe, und dem Nachvollziehen des „Gesehenen und Gehörten“.
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4. Da nun alle Menschen aber immer und jederzeit - mehr oder weniger mit einer Reihe von Grundannahmen lebten, sei es auch bzgl. der sogenannten „Religio“ - dem Bild des „Meta-“… - Einerseits so geschneitert wie das Umfeld in dem sie aufwuchsen, und das sich dann verdeutlicht etwa im Religionsunterricht, im Geographie- und Geschichte-Unterricht, aber auch aus den Gesprächen in der Familie sich bildete. Aber auch im „Milieu“, in dem man seinen Vorlieben nachging, verkehrte – in dem man sich bewegte, und was man auf den ersten Reisen mitbekam, erkannte, zu erkennen glaubten etc., - das bildete dann so mit gut 25 Jahren oder gar erst im 30.sten Lebensjahr eine schon recht festgezurrte „Blase“: Also ein Gebilde, ein Mosaik von Annahmen über die Welt da draußen, und wie die Menschen rundum – oder generalisiert im allgemeinen – so sind, und wie die Erdoberfläche, die man bewohnt und bereist hat, ... halt so beschaffen ist. Und einwenig hat man auch ein Bild von seinem Inneren, wohl keine genau Psychoanalyse, aber eine gewisse vage Vorstellung, und einwenig auch eine Vorstellung vom Universum, so wie ein Mini-KANT sagen würde: „Der „gestirnte Himmel über mir...“. Und letzteres vielleicht auch mit viel Staunen.
5. Und in diesen Annahmen und Vorstellungen haben sich dann auch eine Reihe von recht festsgefahrenen Thesen gebildet, konkrete Bilder, aber auch Tabus, an die man nicht rühren sollte und wollte, selbst nicht in Gedanken. In Träumen konnten sie einen wohl einwenig „ungewollt überfallen“, aber auch in Träumen vermutlich wurden Tabu-Themen nur spärlich oder gar nicht angetupft.
6. Nun, seit der Jahrtausendwende, wo man über das Internet – zumindest die Jüngeren, die mit dieser Technologie aufgewachsen sind – viel viel mehr von nah und fern erfahren konnte, machten etliche Menschen auch davon Gebrauch. Und so wage ich die These, dass die Doktinen, die Dogmatiken der einzelnen Weltreligionen – also die verschiedenen „Meta-bilder“ und -zusammenhänge – immer mehr auch dem Vergleich ausgeliefert sind und auch bewusst dorthin gezerrt werden: Na, schau mal an.... Man war eben nicht mehr nur dem „Ganges“ und seiner „Götterwelt“ ausgeliefert, der Wüste und seinem „Allah – und dessen Propheten“, nicht nur der Geschichte vom sanften Heiler, der „in römischer Brutalität“ gekreuzigt wurde, oder einem Prinzensohn, der als „Sadhu“ arm und bettlend durch die indische Welt wanderte um schließlich „erleuchtet“ als Buddha alles Umgebende als reale Welt zu akzeptieren (und damit die Vorstellungen von einem Himmel darüber und einer Hölle darunter) aufgab..., oder so ähnlich.
7. Kurz, Welten, die von vielen wie eine alte „Geist-Rüstung“ lange Jahre herum- und mitgeschleppt wurden, im Alltag, im Bett, auf den Reisen etc., die fiel langsam und dann plötzlich ab (Seele oder Denkfühlen konnte sich mal gähnend strecken, ausbreiten, ausdehnen, und dann verwundert wieder fest einatmen, … Musste man nun eigentlich noch immer permanent den Ablauf des Lebens als Prüfungsvorbereitung für das „Jenseits-Examen“ verstehen?...Oder eher doch nicht so?
8. Kurz, alle großen Narrative, - inklusive der von MOSES und der Begründung des „ausgewählten Volkes“ - bekamen etwas „Relatives“, „Legendenhaftes“, „Geschöntes und Geschwärztes“ zugleich (wie etwa Himmel und Hölle)…
Man fragt sich immer mehr, ob also wirklich sowas wie Himmel oder Hölle schließlich in einem Gott (als der Pyramidenspitze, die so über allem überdrüber Allerhaben trohnt, dass dies das Unübertrumpfbare wäre, wo sich Gewinner und Verlierer der kleinen Alltagsgeschichten oder den großen Geschichtsschlachten der Waffengänge oder der Geistesreibungen – ob die alle endlich erlösend sich in die Pyramidenspitze hinein-ergeben könnten… - Bei denen, die als „Monotheisten“ sich nahe der Pyramidenspitze dünkten… zumindest aus deren Sicht, mit eben einem so per definitionem unübertrumpfbaren "Papa" – von wo man auf die Götterwelten der Polytheisen, oder gar der Halbgötter (der Griechen u.a.) richtig herabsehen konnte… Diese Halbgötter waren ja noch in so menschenähnlichen Spielen verfangen…, wie konnte man da von Gott oder Göttern reden… Aber die Hindu z.B. sehen das wieder genau umgekehrt, in der Vielheit steckt die Buntheit, das Leben, und somit auch mehr Freiheit: Krishna vergnügte sich sexuell ausgiebig, und Shaki schien es zu genießen, - also, was nun? Und zudem konnten diese Poly….mit jedem Anliegen zu einem anderen von den „Oberen“ gehen, die eben auf diesem Gebiet ein „Offenes Ohr“ hatten. Na bitte, ...
9. Kurz, in wenigen Jahren konnte man die Narrative über das „Meta“ - der aus den Schimpansen evolutiv gewordenen sogenannten „Menschen“, die nun darüber diskutierten ob sie schon selber - einem „Homo deus“ nähergekommen sind – und also alles andere hinter sich lassen könnten…, oder doch noch nicht? - Aber der Yuval HARARI hat auch das wahrscheinlich nur marketingmäßig übertrieben, eventuell - so argwöhnen viele, eventuell gar als Satire gemeint, eher schelmisch als bierernst.
10. Und Hallo, – wo sind wir denn da gelandet – was sollen nun die bitterernsten Theologen sagen, - und machen, tun. - Bitten wir sie, nicht wütend zu werden: Sie können ja alle z.B. als Therapeuten weiterwerken (wie es ja schon einige tun), - und die Menschen mögen das therapieren genauso – meist...jedenfalls wenn es „usus“ geworden ist...###