In Südafrika kommt es derzeit zu gewaltsamen Ausschreitungen gegen Ausländer. Sie werden auf der Straße angegriffen, ihre Geschäfte geplündert, sie werden aufgefordert das Land zu verlassen und doch gefälligst wieder nach Hause zu gehen!

Die Angegriffenen sind Schwarze. Die Täter sind ebenfalls Schwarze. Das ungeschulte Auge eines Europäers oder Amerikaners könnte sie nicht auseinanderhalten. Den Menschen dort ist der Unterschied aber sehr wohl bewusst: die einen sind Inländer, die andern sind Ausländer. Und diese werden von den Inländern als Bedrohung wahrgenommen.

Die Situation unterscheidet sich nicht oder nur marginal von ähnlichen Szenarios in Europa oder anderen Teilen der Welt. Die ansässige Bevölkerung – besonders wenn sie arm ist, perspektivlos und/oder vom sozialen Abstieg bedroht - wendet sich in ihrer Hilflosigkeit einem externen Feindbild zu, meist einer noch schwächere Gruppe als der eigenen. In den meisten Fällen sind das Einwanderer, Ausländer, Bettler, manchmal Asylsuchende, manchmal auch Angehörige anderer Konfessionen. Rassismus und Ausländerfeindlichkeit, so lernen wir in diesen Tagen, falls wir es nicht schon zuvor wussten, kennt keine Rasse, keine Nation. Diese Faktoren sind universell. Sie treten allerdings nur dann gehäufte und besonders brutal auf, wenn die jeweiligen „Inländer“ sich bedroht fühlen, sich in einer sozialen prekären Situation befinden.

Tatsächlich ist die Armut und der soziale Abstieg, ob in Südafrika oder in Europa, ein direktes Produkt der vorherrschenden Wirtschaftssysteme. Die, was völlig unbestritten ist, Reiche weltweit immer reicher machen und Arme immer ärmer. Wie der Autor Hans Jürgen Krysmanski in seinem Buch "0,1 Prozent - Das Imperium der Milliardäre" ausführt, besitzen die 63.000 reichsten Menschen ein Privatvermögen, das mindestens dem Bruttoinlandsprodukt der gesamten Weltwirtschaft entspricht. In wenigen Jahren werden diese 0,1 % mehr besitzen als 50%(!) der gesamten Menschheit.

Diese Reichen (die bekannten 1%) und Superreichen (die angesprochenen 0,1%) können es sich nicht nur leisten sich gegen die drohende Gewalt der Ärmeren abzuschotten, sie können es sich auch leisten Regierungen und Medien zu manipulieren (kaufen), um so die Verlierer dieser Weltordnung, von Existenzangst bedroht, auf eine falsche Fährte zu locken. Und eben zum Beispiel auf Ausländer zu hetzen. Wozu es nicht viel bedarf, da dieses Verhalten offenbar zur einem in der Vergangeheit vermutlich auch einstmal berechtigten Urausstattung der Menschheit gehört.

Es gibt da einen deutschen Witz.

Ein Banker, ein Hartz-IV-Empfänger und ein Asylbewerber sitzen an einem Tisch.

Auf dem Tisch liegen zwölf Kekse.

Der Banker nimmt sich elf Kekse und sagt zum Hartz-IV-Empfänger:

"Pass auf! Der Asylant will dir deinen Keks wegnehmen!”

Die - aktuell mehrheitlich schwachen - Regierungen der Welt können auch nicht viel an der Gesamtsituation ändern. Viel zu sehr stecken sie im Würgegriff der Wirtschaftsdaten, wenn sie nicht selber ins Spiel verwoben sind. In das Spiel, dass da heißt: Wer hat die größte Yacht, wer kann die meisten Steuern sparen und wer kann die meisten Arbeit in ein noch billigeres Billiglohnland mit noch weniger Umweltschutz- und Sozialstandards auslagern?

Denn schließlich war doch eines der Versprechen des Neoliberalismus, Reichtum mit Glück gleichzusetzen. Geiz ist geil.

Natürlich sind nicht alle Wirtschaftstreibenden, nicht alle Konzerne, nicht alle Millionäre und Milliardäre so. Aber diejenigen, die den Turbokapitalismus befördern, sind auch diejenigen, die den Unfrieden in der Welt zulassen und schüren und das Leid großer Teile der Weltbevölkerung nicht nur in Kauf nehmen sondern unmittelbar verursachen.

Lange kann das trotzdem nicht mehr gut gehen. Während die einen mithilfe von hochgezüchteten Computerprogrammen in Sekunden Millionenbeträge im überhitzten Onlinetrading verschachern und verdienen, wandern auf der anderen Seite immer mehr (oft sehr hart arbeitende) Menschen, Arbeiter, Angestellte und Akademiker ins Prekariat. Irgendwann wird das Fass überlaufen, irgendwann werden die Feindbilder, die Ziele der aufgestauten Aggressionen wechseln. Ebenso ist es auch nur eine Frage der Zeit, bis unser auf tönernen Füßen errichtetes Wirtschafts- und vor allem Finanzsystem zusammenbricht.

Die Frage ist nur, wann der Umbruch kommt, ob die Revolution friedlich oder blutig vonstatten gehen wird und ob der Übergang brutal oder sanft sein wird.

Es bleibt nicht viel mehr, als auf das Beste zu hoffen.

Denn es brennt bereits.

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Silvia Jelincic

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