Vor ein paar Tagen musste ich an Natascha Kampusch denken.

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Als sie sich nach Jahren im Keller selbst befreien konnte und sich der Öffentlichkeit nicht als zerbrochenes Opfer, sondern als selbstbewusste junge Frau zeigte, wurde sie von einigen Leuten einem wahrhaftigen Shitstorm ausgesetzt, der teilweise bis heute anhält. Als geldgierig wurde sie da unter anderem bezeichnet, als Lügnerin oder als Komplizin.

Der Ton und der Mechanismus der Verunglimpfungen von damals erinnert mich in verblüffender und erschreckender Weise an den Netz-Hass der Gegenwart. Aktuell natürlich gegen Flüchtlinge und Moslems gerichtet, zuvor aber schon gegen jede Art von Ausländern. Dazu gegen andere als innere und äußere Feinde Wahrgenommene wie etwa sogenannte “Gutmenschen“, FrauenrechtlerInnen oder Transgender-Personen.

Ich glaube das ist kein Zufall, ich glaube, das sind immer die selben Leute, die ihren Neid, unreflektierten Hass und generell ihre Unzufriedenheit mit der jeweiligen Lebenssituation an dem “Opfer des Monats“ auslassen. Meistens glücklicherweise nur verbal. Und nur im Netz.

Dennoch gibt es einen bedeutsamen Unterschied zwischen damals und heute: Hass gegen Natascha Kampusch wird keinen Politiker zum Umdenken seiner Politik bewegen.

Hass gegen Moslems und Ausländer leider schon.

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PS:

Ich wäre kein oberschlauer Klugscheißer, wenn ich nicht auch sofort eine küchenpsychologische Deutung der Sache parat hätte. Diese Aggressionen und Wut kommt meiner Meinung nach von einem Mangel an Liebe, Fürsorge, Wertschätzung und Anerkennung in der Kindheit der Poster. Oft über Generationen hinweg.

Dagegen helfen dann freilich keine Argumente. Nur Therapien und ein liebevollerer Umgang mit den eigenen Nachkommen. Was sich, wenn überhaupt, erst in mehreren Generationen positiv auswirken würde. Und aktuell stehen die Zeichen dafür ja leider nicht gerade auf großartig.

PPS: siehe auch mein mehr psychologischer f+f-Blogpost “Wieso Hass-Poster Hass posten“ https://www.fischundfleisch.com/harald-havas/wieso-hass-poster-hass-posten-9492