Gänse in der Mast: Durch ein Strombad gezogen und geschlachtet

PETA Deutschland

Gänse – anmutige und familiäre Tiere

Gänse sind äußerst liebenswerte und intelligente Tiere: Sie haben einen ausgeprägten Familiensinn (1), bleiben ihrem Partner meist ein Leben lang treu und trauern, wenn dieser oder ein anderer Teil ihrer Familie stirbt. Der weltbekannte Verhaltensforscher Prof. Dr. Konrad Lorenz hat im Familienleben der Graugänse zahlreiche Analogien zu dem der Menschen festgestellt. So hat der österreichische Wissenschaftler auch herausgefunden, dass Gänse über eine außerordentlich hoch entwickelte soziale Intelligenz verfügen. Eine Gans kennt ihre engsten Verwandten genau. Zudem weiß sie über familiäre Verflechtungen bestens Bescheid. Auch Dreiecksbeziehungen oder Homopaare sind bei Graugänsen nicht selten.

Am liebsten verbringen Gänse ihre Zeit im Wasser oder suchen auf grünen Wiesen nach den besten Gräsern. Für ihren Nachwuchs bauen sie bequeme Nester und beschützen die Jungen nach besten Kräften.

Das Leben von Gänsen in der Mast

Trotz der Kenntnis über die Intelligenz dieser Vögel werden alleine in Deutschland jährlich etwa 575.000 Gänse (2) im Schlachthaus getötet. An den empfindlichen Füßen aufgehängt, werden sie kopfüber durch ein Strombad gezogen, dass sie betäuben soll. Immer häufiger werden Gänse jedoch – ebenso wie Schweine – mit Kohlenstoffdioxid betäubt. Dieses Gas brennt auf den Schleimhäuten extrem und führt zu dramatischen Erstickungserscheinungen. Danach wird den Tieren die Kehle zum Ausbluten durchtrennt. Bei beiden Verfahren kommt es vor, dass Gänse nicht richtig betäubt sind oder wieder zu Bewusstsein kommen, während sie kopfüber verbluten.

Gänse aus dem Ausland

Da nur etwa 13 % des Gänsefleisches, das die Deutschen jedes Jahr essen, aus Deutschland stammt, werden die restlichen 87 % aus dem Ausland, wie etwa aus Polen oder Ungarn, importiert. In diesen Ländern sind sowohl das Rupfen für Daunen als auch die Stopfmast für Foie gras verbreitet.

Um die hohe Anzahl an Gänsen für die Mast zu produzieren, werden männliche und weibliche Gänse in sogenannten Elterntierfarmen gehalten. Dort leben sie nur zu einem einzigen Zweck – um viele Eier zu produzieren. Doch schlüpfen die Küken aus diesen Eiern niemals in liebevoll gebauten Nestern, sondern anonym in Brutkästen. Mutter oder Vater zu sein, bleibt den familiären Vögeln verwehrt.

Die Haltung ist kaum gesetzlich geregelt

Eine spezielle Haltungsvorschrift für die Zucht oder die Mast der Gänse existiert weder in Deutschland noch im Ausland. Und so müssen sich die Betreiber nur an die wenigen allgemeinen Regelungen im Tierschutzgesetz halten. Für die sensiblen Wasservögel bedeutet das, dass ihnen nahezu alles verwehrt wird, was ein artgemäßes Leben für sie bedeuten würde: Obwohl die Vögel in der Natur den Großteil des Lebens im oder am Wasser verbringen, haben sie in der Zucht oder Mast nie die Möglichkeit zu schwimmen, ihr Gefieder im kalten Nass sauber zu halten oder die Gewässer stundenlang nach interessanten oder essbaren Dingen zu durchsuchen. Und obwohl einige Gänse etwas Auslauf haben, sind diese Bereiche meist zu klein für hunderte oder tausende Gänse, so dass frisches Gras, das Gänse so gern essen, oft schnell nicht mehr zu finden ist. Im Stall stehen die reinlichen Tiere schon nach kurzer Zeit auf ihren eigenen Exkrementen, denn die Einstreu wird während eines etwa 16-wöchigen Mastdurchgangs nie vollständig gewechselt. In dem dauerfeuchten Milieu können sich verschiedene Krankheiten ausbreiten. Zudem kann die ätzende Schicht aus Kot und Harn die empfindlichen Füße angreifen, sodass jeder Schritt Schmerzen bereitet. Viele Gänse sterben aufgrund der nicht artgemäßen Haltung an Krankheiten oder Stress, noch bevor sie ins Schlachthaus transportiert werden können.

In der ökologischen Haltung oder der Weidehaltung mögen die Tiere vielleicht etwas mehr Platz haben, doch auch hier fehlen oftmals die wichtigen offenen Wasserflächen. Und auch in dieser Haltungsform endet das Leben der Tiere nach spätestens 32 Wochen – meist kurz vor Sankt Martin oder Weihnachten – brutal im Schlachthof.

Quellen:

(1) https://www-genesis.destatis.de/genesis/online;sid=E7440C6122A7917EB2B383900F4FA198.GO_2_2?operation=previous&levelindex=2&levelid=1540376027126&step=2

(2) https://www.planet-wissen.de/natur/voegel/entenvoegel/pwieverhaltensforschungangraugaensen100.html

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