Jedes Jahr werden alleine in deutschen Schlachthöfen über 700 Millionen Hühner, Puten, Enten und Gänse getötet. Eine unvorstellbar hohe Zahl, hinter der Millionen Individuen mit einem sehr entbehrungsreichen Leben stehen. Die korrekte Todeszahl ist jedoch weit höher, denn: Viele Tiere sterben in den Elterntierfarmen, Brütereien und Produktionshallen der Fleisch- und Eierindustrie sowie auf den teilweise langen Tiertransporten. Ein Grund für die hohe Sterblichkeitsrate ist die Qualzucht der Tiere, die nahezu die komplette Geflügelindustrie betrifft
Massenhaftes Sterben in den Produktionshallen durch Zucht und Haltung
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Die Gründe für diese sogenannten Verlustraten, die Industrie und Landwirte von Anfang an einplanen, sind vielfältig. Zum einen sind es natürlich die schlimmen, aber dennoch legalen Haltungsbedingungen. Die Tiere müssen meist mit Tausenden Leidensgenossen in großen Produktionshallen auf ihren eigenen Exkrementen leben. Dort können sie keinerlei arttypisches Verhalten ausleben und leiden unter dauerhaftem Stress.
Ein weiterer Hauptgrund beginnt jedoch noch früher: In den letzten Jahrzehnten hat der Mensch das Huhn, die Pute sowie Enten und Gänse züchterisch so dramatisch verändert, dass die Tiere faktisch von Anfang bis Ende ihres meist kurzen Lebens unter diesen Zuchtmaßnahmen auf immer mehr Fleisch und Eier leiden.
Qualzucht in der Mast
Hühner, Puten, Enten und Gänse sollen in der Mast in kürzester Zeit so viel Fleisch wie möglich ansetzen – vor allem im Brust- und Beinbereich. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wurden und werden die empfindlichen und schlauen Tiere züchterisch so verändert, dass sie unheimlich schnell unnatürlich viel Fleisch ansetzen, aber auch dauerhaft Hunger haben. Hinzu kommen extrem energiereiche Nahrung und einige Medikamente.
Als Beispiel: Hühner in der Mast leben im Schnitt weniger als 40 Tage. In dieser Zeit nehmen sie pro Tag etwa 60 Gramm zu, bis sie am Ende der Mast um die zwei Kilo wiegen. Für einen Menschen entspräche das – je nach Ausgangsgewicht – einer Zunahme von etwa vier bis fünf Kilo pro Tag – als müsste das Skelett eines Kindes das Gewicht eines Erwachsenen tragen!
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Die Folgen dieser Qualzucht sind schmerzhafte Knochendeformierungen an Beinen und Brust bis hin zur Bewegungsunfähigkeit, infolge derer die Tiere verdursten können. Hinzu kommen Herz-Kreislauf-Probleme und Organversagen, die zum plötzlichen Tod vieler Tiere führen. Ebenso fallen einige Tiere durch Koordinations- und Gleichgewichtsprobleme auf den Rücken. Oftmals können sie sich nicht einmal mehr aus eigener Kraft aufrichten und sterben somit langsam und qualvoll an Durst oder Erschöpfung.
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Puten wurden so stark verändert, dass sie sich aufgrund des großen Geschlechtsdimorphismus (Unterschiede der weiblichen und männlichen Individuen einer Art) nicht einmal mehr selbstständig fortpflanzen können. Diese grausame und meist schmerzhafte Prozedur übernimmt der Mensch mit der künstlichen Besamung.
Alle züchterisch manipulierten „Hybridrassen“ in der Geflügelindustrie werden nahezu ausnahmslos in der Mast eingesetzt – auch in Biobetrieben.
Qualzucht in der Eierindustrie
Hühner in der Eierindustrie legen heute unter anderem aufgrund der Zucht meist über 300 Eier im Jahr. Viele Menschen vergessen dabei, dass dies keineswegs natürlich ist. Das Urhuhn legt, wie jeder andere Vogel auch, nur wenige Eier im Jahr, um sich fortzupflanzen. Ganz davon abgesehen, dass keines der Hühner seine Eier ausbrüten und in seinem Leben Mutter sein darf, führt diese unnatürlich hohe Eianzahl schon nach kurzer Zeit zu massiven körperlichen Problemen für die Hühner. Durch den hohen Kalziumverlust über die Eischalen leiden einige Tiere an brüchigen Knochen, Brustbeinverkrümmungen oder gar Knochenbrüchen. Oftmals erkranken die Tiere außerdem an entzündeten Legedärmen, da ihre kleinen Körper der Leistung nicht standhalten. Die Folge sind unter anderem pulsierende, entzündliche Kloaken und ein sicher dauerhafter Schmerz. Leider können sie aufgrund der züchterisch manipulierten Genetik nicht einfach aufhören, Eier zu legen. Nach ein bis zwei Jahren lässt die Legeleistung nach und die Hühner werden in ihrer meist schlechten körperlichen Verfassung im Schlachthof getötet.
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Exkurs: Rinder und Schweine
Auch Rinder und Schweine werden züchterisch verändert, damit sie noch wirtschaftlicher sind. So gibt eine Kuh normalerweise nur so viel Milch, wie das Kalb zum Großwerden benötigt – etwa zehn Liter am Tag. Sogenannte Hochleistungsrassen geben heutzutage jedoch nicht selten über 50 Liter Milch am Tag. Diese extreme Zucht bringt viele Krankheiten wie Euterentzündungen und Stoffwechselprobleme mit sich. Zudem sind die Kühe sehr dünn, da sie ihre gesamte Energie in die Milchproduktion stecken müssen. Nach durchschnittlich unter fünf Jahren fordern Haltung und Zucht ihren Tribut: Die Kühe werden im Schlachthof getötet, weil sie krank werden oder die Milchleistung nachlässt und sie somit unwirtschaftlich werden.
Damit Schweine mehr Fleisch ansetzen, sind sogenannten Hochleistungsrassen mehr Rippen als üblich angezüchtet worden. Zudem sind die Tiere durch die Zucht stressanfälliger und haben unter anderem ein schlechteres Bindegewebe, das zum Beispiel Nabel- und Hodensackbrüche fördern kann. Die weiblichen Tiere bringen unnatürlich viel Nachwuchs zur Welt – 12 bis 15 Ferkel pro Wurf sind keine Seltenheit. Die Muttersau ist jedoch – trotz zusätzlich angezüchteter Zitzen – meist nicht in der Lage, so viele Ferkel zu säugen, weshalb einige Babys von der Mutter getrennt werden; die sehr schwachen Jungtiere werden häufig brutal getötet.
Nur die Leistung – und nicht das Lebewesen – zählt
Laut § 11b des Tierschutzgesetzes sind Qualzuchten verboten. Dies zeigt einmal mehr, dass die minimalen gesetzlichen Regelungen in der Praxis oft nicht eingehalten werden.
Hühner und alle anderen (befiederten) Tiere in der Fleisch- und Eierindustrie sind intelligente Lebewesen mit eigenen Ansprüchen und haben ein Recht auf ein unversehrtes Leben. Wir haben nicht das Recht, an ihnen herumzuzüchten, damit sie noch wirtschaftlicher für uns werden. Die Politik toleriert und fördert diese krankmachende Zucht seit Jahrzehnten – damit muss endlich Schluss sein!
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