Werdende Mutter schreibt offenen Brief
Stuttgart, 4. November 2015 – Mutter und Kind gehören zusammen: In deutschen Schlachthöfen sterben einer Studie [1] und Schätzungen der Bundestierärztekammer zufolge jedes Jahr etwa 180.000 ungeborene Kälber im Mutterleib – sie ersticken langsam und qualvoll, während ihre bereits toten Mütter am Schlachterhaken ausbluten. Bereits seit einem Jahr fordert die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e.V. ein bundesweites Verbot der Tötung schwangerer Tiere in jedem Schwangerschaftsstadium. Bisher haben nur wenige Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern Landeskodexe zur Vermeidung der Schlachtung im letzten Drittel der Schwangerschaft vereinbart. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt versprach infolge des öffentlichen Drucks schon vor Monaten, sich „dieser erheblichen Tierschutzproblematik“ anzunehmen. Lisa Wittmann, Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei PETA und selbst im neunten Monat schwanger, wendet sich nun in einem offenen Brief an Schmidt und fordert ihn auf, seinem Versprechen endlich konsequente Taten folgen zu lassen.
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„Bei der Vorstellung, mein Kind würde nach einem langen Todeskampf qualvoll im Mutterleib ersticken, schnürt es mir die Kehle zu. Jede Mutter, ob Mensch oder Tier, verteidigt ihr Ungeborenes instinktiv – die schwangeren Kühe jedoch werden ohne Rücksicht auf ihr Kind getötet, und das aus rein wirtschaftlichen Interessen“, so Lisa Wittmann. „Wenige Bundesländer haben einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht – diesem müssen aber umgehend weitere folgen, um das Leid der Kälber nachhaltig zu lindern.“
Kuhmütter sind, ebenso wie Frauen, neun Monate lang schwanger – um die dritte Woche beginnt bei den Embryos von Mensch und Kuh der Herzschlag. Kühe haben eine sehr enge und lange Bindung zu ihrem Nachwuchs; sie weichen die ersten Lebenswochen kaum voneinander, die Mutter verteidigt ihr Kalb vor möglichen Angreifern. Zudem verfügen Rinder über höherentwickelte kognitive Fähigkeiten, können also Probleme erkennen und Lösungen finden, sich über die Zukunft Gedanken machen und gehen wie Menschen enge Freundschaften ein.
In der Realität sieht das Leben der Kühe in der Milch- und Fleischproduktion jedoch anders aus, denn ob schwanger oder nicht: Nach einem entbehrungsreichen Leben sterben jährlich 3,5 Millionen Rinder in deutschen Schlachthöfen. Laut Bundesregierung sind über zehn Prozent der Tiere, also mehr als 350.000, dabei nicht ausreichend betäubt und erleben den Schnitt durch ihre Kehle teilweise bei vollem Bewusstsein. In der Milchproduktion werden Kuhmutter und Kalb schon wenige Tage nach der Geburt voneinander getrennt – eine Tortur für die sensiblen Tiere, die nicht selten tagelang nacheinander schreien. Bald darauf wird die Kuh erneut künstlich besamt. Erkrankt ein weibliches Rind während der Schwangerschaft, ist eine Behandlung oftmals unrentabel für den Landwirt und die Kuh wird in den Schlachthof transportiert.
PETA vertritt die Ansicht, dass Tiere nicht dazu da sind, gegessen zu werden. Veganer führen nicht nur ein gesünderes Leben, jeder Einzelne bewahrt auch bis zu 50 Tiere pro Jahr vor dem Tod in Tierfabriken, Schlachthöfen oder auf Fischerbooten. Mit dem kostenlosen Veganstart-Programm der Tierrechtsorganisation gelingt der Umstieg auf eine rein pflanzliche Ernährung spielend leicht. PETA Deutschland e.V. ist die größte Interessenvertretung vegan lebender Menschen in Deutschland.
[1] Riehn et al. (2011): Schlachtung gravider Rinder – Aspekte der Ethik und des gesundheitlichen Verbraucherschutzes. Tierärztliche Umschau.
Hier kann der offene Brief an Landwirtschaftsminister Schmidt aufgerufen werden.