Was Ihr wissen solltet: 6,4 Mio Deutsche tragen Antibiotika-resistente Keime in sich

Vor wenigen Tagen fand die Agrarministerkonferenz in Rostock-Warnemünde statt. Wir von PETA forderten ein Verbot von Reserveantibiotika in der „Nutztierhaltung“. Während die Minister darüber diskutierten, wie sie die Landwirte mit weiteren Steuermillionen subventionieren, damit sie weniger Milch produzieren, warnten wir vor einer globalen Gesundheitskrise durch antibiotika-resistente Keime.

Der überbordende Einsatz der antibiotisch wirkenden Medikamente in der sogenannten Nutztierhaltung führt nachweislich zu Resistenzen. Auch Reserveantibiotika, die für die Behandlung von Menschen gegen immune Erreger zurückgehalten werden, werden in Tierfabriken zunehmend eingesetzt. Damit versuchen die Landwirte nicht nur die tierquälerischen Bedingungen in den Zucht- und Mastanlagen aufrecht zu erhalten, sondern setzen auch Menschenleben aufs Spiel. Wir von PETA fordern die Agrarminister auf, unverzüglich Transparenz in der Antibiotika-Verordnung zu schaffen und das Dispensierrecht, also die Erlaubnis, Arzneimittel vom Hersteller zu beziehen und an Tierhalter abzugeben, für bestandsbetreuende Tierärzte aufzuheben. Vor allem muss die Gabe von Reserveantibiotika in der landwirtschaftlichen Tierhaltung verboten werden.

„Das Tarnen, Tricksen und Täuschen mit Antibiotika in der Tierindustrie verursacht nicht nur großes Leid für die Tiere, sondern unmittelbar den Tod vieler, nicht mehr therapierbarer Menschen“, sagt dazu Dr. Edmund Haferbeck, Leiter der Rechts- und Wissenschaftsabteilung bei PETA. „Die Agrarminister müssen sofort handeln, wenn sie eine globale Gesundheitskrise verhindern wollen.“

Nach einer Studie des renommierten Tumorzentrums Aachen tragen bereits 6,4 Millionen Deutsche resistente Keime gegen die meisten Antibiotika in sich. Etwa 200.000 Menschen sterben jedes Jahr weltweit, weil Antibiotika nicht mehr wirken. Nach Angaben des Max-Planck-Instituts sterben deshalb jährlich allein in Deutschland 15.000 Menschen. Dazu kommen viele Tausend Zusatzbehandlungen wegen Antibiotikaresistenzen.

Vor einem Monat gab das zum Bundeslandwirtschaftsministerium gehörige Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eine Reduktion der Antibiotikaverschreibungen in der „Nutztierhaltung“ bekannt. Das genaue Gegenteil ist jedoch der Fall: Gerade die Reserveantibiotika (Fluorchinolone und Cephalosporine) steigen drastisch an, sie wirken in wesentlich geringeren Konzentrationen. Ein Riesengeschäft auch für die Pharmaindustrie, in deren Gremien sich viele Politiker tummeln. Reserveantibiotika sind die letzte Chance für Menschen, die gegen die "normalen" Antibiotika bereits immun sind.

Knapp 1.000 Tonnen Antibiotika werden jedes Jahr alleine in Deutschland in der Tierindustrie eingesetzt. Ohne diesen massiven Einsatz an Medikamenten würden die Tiere die kurze „Nutzungsdauer“ auch nicht überleben. Das liegt zum einen an den auf Leistung und nicht auf Gesundheit gezüchteten Tieren und zum anderen an den unhygienischen Zuständen, der mit Ammoniak verseuchten Stallluft in vielen Anlagen und natürlich an den nicht artgerechten Haltungsbedingungen. Millionen Tiere werden für ein grausames System verstümmelt und auf engstem Raum zusammengepfercht. Die allermeisten Tiere dürfen sich niemals unter freiem Himmel aufhalten und können demnach auch eine Vielzahl ihrer natürlichen Verhaltensweisen nicht ausleben. Schlimmer noch: Die Tiere leiden unter der reizarmen Umgebung an ständiger Langeweile und Unterforderung. All dies sind Ursachen für Erkrankungen, gegen die dann Antibiotika eingesetzt werden. Es werden jedoch nicht nur einzelne, wirklich kranke Tiere behandelt, denn wenn mehrere Zehntausend Hühner in einem Stall leben, dann ist klar, wie schnell sich krankmachende Keime ausbreiten würden. Demnach wird bei einer Erkrankung einzelner Tiere fast immer der gesamte Tierbestand über das Futter oder das Trinkwasser behandelt und Resistenzen können sich hervorragend entwickeln.

PETA

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