Muss man sich schämen für sein Land?

Liebe Leser!

Wie Sie bestimmt wissen ist heute, am 27. April 2015, der 70. Jahrestag der zweiten Österreichischen Republik. Wir sahen Reden von unserem Bundespräsidenten Herrn Heinz Fischer, aber auch vom deutschen Staatsoberhaupt Joachim Gauck im Fernsehen. Dieser Jahrestag der zweiten Republik wurde gefeiert und musikalisch mit der österreichischen aber auch der europäischen Hymne im TV untermalt. Alles schön und gut, aber darf man als Österreicher überhaupt noch stolz sein auf diese zweite Republik? Stolz sein auf sein Land? Oder wird man sofort als Neo Nationalsozialist beschimpft?

Ich glaube den Satz „Da komm ich her, da g’hör ich hin!“ kennt jeder Österreicher, und weiß auch etwas damit anzufangen. Dieser Satz ist ein Stück österreichische Musikgeschichte, und wird dennoch von vielen im falschen Zusammenhang verstanden. Zumindest wenn er aus dem Mund eines Österreichers kommt. Sie werden gleich verstehen was ich meine.

Mein Name ist Raphael Harrer. Ich bin gebürtiger Österreicher. Genauer gesagt wurde ich geboren in einer kleinen Stadt am Inn an der Grenze zu Deutschland. Verrate ich Ihnen den Namen dieser Stadt, und erörtere später in diesem Blog meine Begeisterung zu meinem Heimatland, könnten Falsche Gedanken hier die Runde machen, denn der Name dieser kleinen Stadt lautet Braunau am Inn. Ich weiß bereits welche Gedanken Sie nun in Ihren köpfen haben. Welche von grauenhaften Taten. Welche von grauenhaften Geschichten. Welche von grauenhaften Bildern. Und das nur wegen des Namens einer Stadt. Und wenn ich Ihnen jetzt auch noch erzähle: „Ich liebe mein Heimatland!“, würden Sie mich verurteilen? Vielleicht schon, vielleicht aber auch nicht. Ich weiß es nicht.

Ich liebe mein Heimatland dennoch. Es ist flächenmäßig zwar klein, aber dafür aus kultureller sicht eines der größten Länder Europas. Betrachtet man die Geschichte der Habsburger-Dynastie, merkt man wie bedeutend wir einst waren. Eine Zeit lang beherrschten wir einen Großteil Europas. Dieser Großteil Europas stand unter Österreichischem Einfluss. Man sieht heute noch Teile unserer Kultur in Ländern wie Ungarn und der Tschechischen Republik. Aber auch in weiter entfernten Ländern wie beispielsweise Spanien (wenn auch nur in geringem Ausmaß). Diesen riesigen kulturellen Einflussbereich erreichten wir aber nicht nur durch Kriege, sondern auch durch Staatshochzeiten. Daher die berühmte Aussage: „Bella gerant alii, tu felix Austria nube!“ (Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich, heirate!)

Aber warum darf ein Mensch österreichischer Herkunft auf ein so (einst) großes, kulturell wichtiges Heimatland nicht so stolz sein wie zum Beispiel ein Italiener auf sein Italien stolz ist? Warum darf er nicht sagen „Da komm‘ ich her, da ghör ich hin!“? Man wird sofort  als faschistoider Patriot abgestempelt. Doch ist nicht genau das Diskriminierung? Man verurteilt Menschen, aufgrund der Herkunft. Oder noch banaler: Man verurteilt diesen Menschen bloß wegen der Geschichte des Herkunftslandes. Obwohl jeder weiß, dass dieser Mensch nichts, aber auch rein gar nichts, damit zu tun hatte was damals geschah.

Wir wissen alle, dass diese Taten, dieser Völkermord, dieser Krieg, den wir alle immer noch in unseren Gedanken tragen, das schlimmste war was dieser Welt je geschehen ist. Und es ist gut, dass wir diese Ereignisse nicht vergessen. Denn nur mit dem Vergessen, machen wir solch einer Katastrophe den Weg zu uns wieder frei! Doch unsere Generation, und auch die vor uns, muss sich nicht schuldig fühlen! Muss sich nicht verantworten! Muss sich nicht rechtfertigen für die Vergangenheit unseres Landes.

Aber auf keinen Fall stolz bin ich, wie man dem Text bereits entnehmen konnte,  auf die faschistische Zeit nach dem ersten, und die Nationalsozialistische Zeit während des zweiten Weltkrieges. Ich bin stolz auf die Kultur die wir über das letzte Jahrtausend hinweg geprägt haben und bis heute beibehalten haben. Ich bin stolz auf unser heutiges, souveränes Österreich, dass trotz der kleinen, unbedeutend erscheinenden, Fläche immer noch ernst genommen wird. Ich bin stolz auf alle Österreicher die nach den grauen des zweiten Weltkrieges unser Land mit eigenen Händen wieder aufgebaut haben und ich danke ihnen dafür.

Ich kann mit gutem Gewissen sagen: „Österreich, da komm‘ ich her, da g’hör ich hin!“.

Und Sie?

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Bernhard Juranek

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