Wenn man sich die Ukraine und Russland einmal genauer ansieht, so könnte man glauben, im Vergleich zu Russland hinkt die Ukraine hinterher. Vom Bruttoinlandsprodukt her hat (durch die Sanktionen eher hatte) Russland einen Wert von 1,65 Billionen US-Dollar, somit einen Wert pro Kopf von 10.126,72 USD. Die Ukraine hingegen hat ein BIP pro Kopf von 3.726,93 USD (2020). Somit müsste eigentlich Russland, und im Durchschnitt jeder Russe mehr Geld zur Verfügung haben wie ein Ukrainer.

Doch warum wundern sich russische Soldaten, dass die Ukrainer so reich sind? Warum werden Waschmaschinen, sogar Autobatterien nach Russland als Kriegsbeute verschickt?

Auch die „fantastische“ Qualität der in der Ukraine zur Verfügung stehenden Dinge überrascht russische Soldaten, wie aus einem Telefonat eines Soldaten in die Heimat hervorgeht.

Doch wie kann das sein? Ein Land, das ein BIP hat, das dreimal so hoch ist wie das der Ukraine, wundert sich über den Reichtum der Bürger der Ukraine.

Die Antwort ist natürlich ganz einfach, Russland ist eine Kleptokratie, in der ein paar Oligarchen den Großteil des Reichtums besitzen, während der Großteil der Bevölkerung nicht viel besitzt. Bereits vor dem Ukraine-Krieg gab es Berichte über die Armut in Russland.

So sagten laut dem statistischen Dienst Rosstat im Jahr 2019 dass 16% der Haushalte in Russland gerade genug Geld zur Verfügung haben, um sich Lebensmittel leisten zu können.

Bei weiteren 48% reicht das Geld auch noch zum Erwerb von Kleidung. Jedoch hat diese Gruppe Probleme sich langlebige Konsumgüter zu kaufen.

Hätte Russland keine Rohstoffe wie Gas, würde es mit Ländern wie Nordkorea konkurrieren. Denn das politische System in Russland ist ähnlich. Eine Clique von Oligarchen, die dem Kreml-Führer durch Geld dienlich sein soll, beherrscht das Land. So schreibt die SZ bereits 2019 “In Russland werden die Reichen reicher, während sich zwei Drittel der Haushalte noch nicht einmal eine neue Waschmaschine leisten können…“

Das Vermögen in Russland ist in der Hand einiger weniger extrem reicher Oligarchen. Zwar ist ein Trend zur Abnahme von Privatvermögen überall zu sehen, extrem ist es jedoch in Russland. Während in den USA das reichste zehntel etwa 74,6% des Vermögens hält, ist es in Russland 84,8%.

Noch extremer ist es, wenn man sich das oberste 1% Superreiche ansieht. Die Konzentration des Reichtums bei diesem einen Prozent Superreicher liegt bei 43% in Russland. Im Prinzip kann man sagen, die Leibeigenschaft, die nach dem WKII in Russland abgeschafft wurde, ist einfach in einer neuen Form weitergeführt worden.

Sieht man sich dann noch an, dass die Oligarchen einfach nur Günstlinge eines korrupten Herrschaftssystems sind, die weder durch eigene unternehmerische Leistung noch durch besondere innovative Fähigkeiten ihr Vermögen erzielt haben, sondern einzig durch die Nähe zu Putin und der Macht, bleibt nichts anderes als eine korrupte Schicht aus Kleptokraten über, die das Land und seine Reichtümer ausbeuten. Und auch die Misswirtschaft im aktuellen Ukraine-Krieg geht auf das Konto dieser korrupten „Elite“. Nicht umsonst steht Russland auf Platz 136 des Korruptionsindex, mit einem stabilen Wert von 29.