Tierschutz bei Hunden, Katzen und Pferden verbessern

Die IG Schutz domestizierter Wildtiere plant, intensiver gegen die qualvolle Gefangenschaftshaltung von Hunden, Katzen und auch Pferden in Deutschland vorzugehen.

Wir haben im Rahmen der Auswertung von Presseberichten und Tierheimstatistiken feststellen müssen, dass sich Vorfälle mit ausgesetzten Hunden und Katzen sowie mit überforderten Haltern in letzter Zeit häufen, was wir primär darauf zurückführen, dass immer mehr dieser Tiere gehalten werden (ZZF-Marktdaten 2013 & 2014). Viele Halter unterschätzen die laufenden Kosten und den Zeitaufwand, welche die Haltung dieser Tiere mit sich bringen. Häufig werden niedliche Welpen bzw. Kitten gekauft, was nicht zuletzt am illegalen Welpenhandel deutlich wird. Doch sobald die Tiere ihr Kindchenschema verloren haben, verlieren viele Halter das Interesse an den armen Geschöpfen. Jährlich landen hochgerechnet rund 80.000 Hunde und 130.000 Katzen in deutschen Tierheimen (Deutscher Tierschutzbund, 2009; PETA, 2012). Die altersschwachen Exemplare dort haben hingegen kaum noch eine Chance auf Vermittlung und müssen in trister Umgebung dauerhaft leiden. Allein im Tierheim Offenburg waren diesen Sommer 180 Katzen untergebracht (Badische Zeitung, 13. August 2015). Dieses immense Tierleid ist aus unserer Sicht so nicht mehr länger hinnehmbar!

Darüber hinaus verursacht die Haltung von Hunden und Katzen in Privathand weitere Probleme:

1. Als Rudeltiere können Hunde kaum rund um die Uhr betreut werden. Sie verbringen ein einsames und reizarmes Leben in Gefangenschaft. Für Katzen als Raubtiere mit einem ausgeprägten Jagdinstinkt ist die Gefangenschaft ebenfalls sehr qualvoll. Katzen bleiben freiheitsliebende Tiere (Vier Pfoten, 2015), was viele Halter überfordert. Sie werden in Folge dessen häufig als „Freigänger“ in die heimische Natur entlassen. Dort gefährden sie jedoch einheimische Arten und treten außerdem in direkte Konkurrenz zu einheimischen Beutegreifern. US-Studien zufolge werden pro Jahr mehrere Milliarden Wildtiere von Katzen getötet (Loss et al., 2012). In Europa ist die Situation nicht besser. Die Hauskatze hat den höchsten Einfluss auf bedrohte einheimische Spezies (Genovesi et al., 2012). Insgesamt 16 verschiedene einheimische Arten von der Roten Liste werden von der Hauskatze in ihrem Bestand gefährdet. Auch der Haushund taucht laut Genovesi et al. in der Top 10 der invasiven Arten auf. Nach Abfrage in der internationalen Global Invasive Species Database (GISD) muss man darüber hinaus feststellen, dass der Haushund dort ebenfalls als invasive Spezies für Deutschland aufgeführt ist.

2. Die öffentliche Sicherheit und Ordnung wird durch Hunde und Katzen in einem enorm hohen Maße gefährdet. Regelmäßig werden unbeteiligte Dritte von Hunden angegriffen und schwer bis tödlich verletzt. Im Jahr 2004 wurden allein in Nordrhein-Westfalen 859 Beißvorfälle von Hunden auf den Menschen amtlich gemeldet. Da nicht jeder Vorfall gemeldet wird, liegt die Dunkelziffer weitaus höher. Das Statistische Bundesamt gibt an, dass bis zu 6 Personen pro Jahr von Hunden tödlich verletzt werden. Kinder sind bei solchen Vorfällen besonders häufig betroffen (BLV, 2007). Da Maulkörbe die Tiere stark einschränken, ist eine sichere und zugleich artgerechte Haltung in Privathand aus unserer Sicht kaum möglich.

3. Martialisch aussehende Hunderassen dienen ihren Besitzern häufig als Statussymbol, mit dem sie Minderwertigkeitskomplexe auszugleichen versuchen. Eine angemessene Sozialisierung bleibt dabei leider häufig auf der Strecke, was das ohnehin schon vorhandene Gefahrenpotential nur noch steigert. Die Zweckentfremdung als Statusobjekt geht bei Hunden und Katzen so weit, dass auf Kosten der Gesundheit neue Rassen gezüchtet werden.

4. Katzen, die von verantwortungslosen Besitzern ohne Aufsicht in den öffentlichen Raum gelassen werden, verursachen neben Faunenverfälschung häufig schwere Verkehrsunfälle mit Sach- und Personenschäden und kommen dabei auch selbst zu Schaden.

5. Hunde und Katzen werden in der Regel mit Produkten aus der Massentierhaltung gefüttert, die ein enormes Tierleid verursachen.

6. Hunde und Katzen übertragen gefährliche Krankheiten wie z.B. Tollwut, Wundstarrkrampf, Pocken, Leptospirose, Leishmaniose, Toxocariasis, Salmonellose, Campylobacteriose, Pasteurellose, Toxoplasmose, Scherpilzflechte sowie Parasiten wie Milben, Zecken und Bandwürmer auf den Menschen, die ihrerseits gefährliche Krankheiten übertragen (z.B. Borreliose). Da von vielen Leuten das Ablecken des Gesichts durch einen Hund als Zeichen der Zuneigung toleriert wird, ist das Infektionsrisiko extrem hoch. Doch bereits das Streicheln eines solchen Tieres birgt das Risiko einer Ansteckung. Die meisten Halter vernachlässigen die erforderlichen Hygienemaßnahmen nach Kontakt zu einem Tier. Jeder zweite Katzenbiss verursacht eine schwere Pasteurellose (Ostendorf, 2012). Im Mittelmeerraum, von wo dank diverser Hilfsorganisationen häufig Hunde nach Deutschland gelangen, beträgt die Leishmaniose-Infektionsrate bis zu 80 Prozent. Etwa jeder zehnte Hund weist Salmonellen auf. Bei bis zu 11 Prozent der Katzen lassen sich Salmonellen nachweisen (Kraft & Dürr, 1996). Jährlich werden ca. 65.000 Campylobacteriose-Fälle gemeldet (ECDC, 2012). Diese Durchfallerkrankung tritt somit noch häufiger als die Salmonellose auf. Die Infektionsrate beträgt bei Hunden bis zu 75 Prozent, bei Katzen bis zu 45 Prozent. Die Toxoplasmose ist für Schwangere und ihre ungeborenen Kinder besonders gefährlich. Daher raten wir Kindern, älteren Menschen und Personen mit Immunschwäche vom Kontakt zu diesen Haustieren ab.

7. Katzen lassen sich Krankheiten nicht anmerken. Im Gegensatz zu Hunden ziehen sich leidende Katzen zurück und sterben unbemerkt in einem Versteck einen qualvollen Tod.

8. Auch die Pferdehaltung birgt neben Zoonoserisiken und gravierenden Tierschutzproblemen (zu kleine Boxen und tierquälerischer Leistungssport sowie Kutschfahrten) große Gefahren, da es sich um leicht zu erschreckende und damit unberechenbare Fluchttiere handelt. Versicherungen zählen jährlich bis zu 40.000 Unfälle mit Pferden, die eine ärztliche Versorgung nötig machen. Bei ca. 40 Prozent der Fälle sind Mädchen unter 14 Jahren betroffen. Der Reitsport steht bei den gefährlichsten Sportarten auf Platz 3 und birgt eine höhere Gefahr als Nutzen (Kurme et al., 2007). Bei den tödlichen Unfällen sterben ca. 80 Prozent der Opfer an Kopfverletzungen (Hessler et al., 2010). Das Pferd ist somit eines der am häufigsten gehaltenen Gefahrtiere in Deutschland und sollte daher dringend bundesweit verboten werden.

Aus diesen Gründen fordern wir ein generelles Verbot der privaten Hunde-, Katzen- und Pferdehaltung. Die SPD hat in ihrem Positionspapier Tierschutz vom 16. Juni 2015 eine Positivliste für Tiere verankert, die in Deutschland legal gehalten werden dürfen (Heim und Wild). Mit diesem Werkzeug kann nun endlich auch die Hunde-, Katzen- und Pferdehaltung verboten werden.

Für die laufenden Bestände muss eine bundesweite Kastrations- und Meldepflicht eingeführt werden. Bis zum Erlöschen der Bestände müssen schnellstmöglich verbindliche Mindesthaltungsrichtlinien geschaffen werden (z.B. Freigehege / umzäunte Gärten als Mindeststandard für Hunde und Katzen). Freigänge von Haustieren sind zu verbieten und werden mit hohen Bußgeldern bestraft. Falls Privathalter in Stadtwohnungen diese Anforderungen nicht erfüllen können, werden die Behörden ermächtigt, die Tiere zu beschlagnahmen. Um die Tierheime nicht zu überlasten, unterstützen wir die Praktiken von PETA USA, bei denen nicht vermittelbaren Tiere euthanasiert werden. Darüber hinaus unterstützen wir die Forderung der jungen Liberalen der FDP Sachsen-Anhalt und fordern eine Überarbeitung des § 22 Tier-LMHV, um Hunde- und Katzenfleisch als Lebensmittel zuzulassen. Auf diesem Weg können die Tiere ebenfalls von ihrem tristen Dasein in Tierheimen erlöst werden und werden zur Entlastung der Massentierhaltung einem sinnvollen Zweck zugeführt. Für den Fall, dass dieses Nahrungsmittel in Deutschland keinen Absatz finden sollte, wäre der Export nach China eine Möglichkeit, um die Umsetzung des Haltungsverbotes zu finanzieren.

Ausnahmen vom Haltungsverbot betreffen lediglich den gewerblichen Einsatz von Hunden (z.B. im Wachschutz von gewerblichen Grundstücken und Anlagen), Hunde in Einrichtungen der Polizei, des Zolls, von Rettungskräften etc. sowie bei Privathaltern, die ein berechtigtes Interesse vorweisen können (z.B. für die Haltung eines Blindenhundes).

Wir brauchen dringend ein bundesweites Verbot, um Importe von kranken, nicht geimpften und kaum sozialisierten Raubtieren mit Domestikationshintergrund aus dem Ausland sowie die Massen- und Qualzuchten zu unterbinden und mittelfristig das Leid dieser gequälten Tiere in deutschen Wohnzimmern zu beenden. Erschütternde Berichte von überfüllten Tierheimen in den Medien sind leider nur die Spitze des Eisberges.

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