Gibt es hier jemanden, der noch keine Morddrohungen erhalten hat, online oder offline?
Die selige Krone-Kolumnistin Eva Deissen veröffentlichte gelegentlich eine Auswahl der literarischsten Morddrohungen als Kolumne - leicht verdientes Geld. Ingrid Brodnig verwendete ihre Facebook-Morddrohungen, darunter wirklich sehr schräge, in wenigstens einem ihrer Vorträge zur Illustration des Lieblingsthemas "Hass im Netz". Damen laden natürlich zu sexuell gefärbten Morddrohungen ein, was sowohl von Eva Deissen als auch von Ingrid Brodnig zu Unterhaltungszwecken ausgeschlachtet wurde. Nicht einmal Ingrid Brodnig kam allerdings auf die Idee, derartige Prosa als "Terror" einzustufen.
Doktor Kellermayr wurde nicht von der Polizei im Stich gelassen, sondern von OE24 und, bis zu einem gewissen Grad, von ihrer familären und freundschaftlichen Umgebung. Jemand hätte der Frau vorher sagen müssen, dass sie durch ihre Fernsehauftritte zum Promi wird, dass sie noch dazu für einen Zankapfel Stellung bezieht. TV-Prominenz ist gut fürs Geschäft, zieht jedoch Depperte an. Rampenlicht erfordert gute Nerven. Vor allem TV-Prominenz hat Risiken und Nebenwirkungen, über die Gastgeber fürs Interview einen bisherige Nobody aufklären sollten. Mir ist schleierhaft, warum nicht Verwandte oder Freunde spätestens zu dem Zeitpunkt Trost und Vernunft gespendet haben, als Doktor Kellermayr Security engagierte und bezahlte. Ein klärendes Gespräch ist sehr hilfreich, habe ich selber schon durchgeführt, z.B. für einen Freund, der wegen einem Ehemann um sein Leben fürchtete. Und für einen Gastgeber, dem ein anwesender besoffener Waffenbesitzer androhte, ihn zu erschießen. (Wurde sofort rausgeschmissen.) Jeweils fünf Minuten haben gereicht, um die Lächerlichkeit der Situation zu offenbaren und die Angst vor Morddrohungen für immer zu heilen. Die Angst wird durch den psychologischen Effekt einer Morddrohung erzeugt, aber vernünftige Worte zur Beruhigung haben einen stärkeren psychologischen Effekt.
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Die Polizei nimmt Morddrohungen nicht ernst, weil sie Alltag sind. Diese Erfahrung mussten unter anderem mehrere Mitglieder der Piratenpartei machen. Es gab Online-Konferenzen, die vorwiegend aus Morddrohungen bestanden, bis alle dran waren. Ich unterhielt mich damals mit einem Polizstenpärchen auf der Wachstube über das extrem piratische Thema Morddrohungen. Sie erklärten, Anzeigen würden typischerweise nicht gerne entgegengenommen, schon gar nicht, wenn Mundartsprecher involviert sind. Polizisten sind angehalten und geschult, in den üblichen Fällen Trost und Vernunft zu spenden, von einer Anzeige abzuraten, zu beruhigen und die Sorge ums eigene Leben zu zerstreuen, was in den meisten Fällen gut und schnell funktioniert. Das deckt sich mit meiner eigenen Erfahrung, siehe oben. (Besondere Ausnahmen für die Polizei sind etwa Richter und Schöffen in laufenden Verfahren, sowie Morddrohungen, die an Spitzenpolitiker gerichtet sind.) Wer wegen "Ich reiß dir den Schädel ab und scheiß dir in den Hals" oder ähnlich auf die Polizei geht, macht sich überhaupt lächerlich. Im 20. Jahrhundert wurden Männer mit solchen Anklagen auf der Wachstube offen ausgelacht, heute sind Polizisten und Polizistinnen geschult, sich das Lachen zu verkneifen und seelsorgerisch einzuwirken. Wer nach einer Morddrohung verstört ist, sollte sich zur Beruhigung und Stimmungsaufhellung unter Männer begeben, um zu erzählen -- möglichst Männern, die am Land oder im 20. Jahrhundert aufgewachsen sind. Und heterosexuell. Früher waren Väter dafür zuständig.
Die beste Entgegnung für Morddrohungen, online und offline, ist noch immer das seit Jahrhunderten bewährte, aus Film und Literatur bekannte
Wenn du so weiterredest, LANGWEILST du mich zu Tode!
Tragisch, dass das der Ärztin niemand gesagt hat. Ruhe in Frieden, Doktor Lisa-Maria Kellermayr. Sie hätten mit öffentlichen Lesungen noch berühmter werden können.
https://nitter.allella.fr/drlisamaria/status/1421751233736491012#m