Kaum ist der Jänner vorbei, liefert die japanische Polizei die Kriminalstatistik für 2020. Die Österreicher müssen sich - wie jedes Jahr - bis November gedulden. Die folgenden Anmerkungen zur Statistik für Österreich beziehen sich daher auf das Jahr 2019. Das ist relativ egal. Die Angaben sind absolut, nicht auf die Einwohner bezogen. Japan hat 120 Millionen Einwohner, Österreich 9 Millionen.

Dank Corona waren die Japaner braver als jemals zuvor. Corona kann aber nicht der einzige Grund für das Rekord-Tief sein, denn 2020 war das sechste Jahr hintereinander, in dem die Kriminalität einen neuen Tiefststand erreichte. In Österreich ist die Kriminalität tendenziell steigend, besonders bei Gewaltverbrechen und Eigentumsdelikten.

Einen Anstieg gab es bei häuslicher Gewalt, um ein halbes Prozent, was vermutlich in der freiwilligen Ausgangsbeschränkung die Ursache hat. 80.000 Fälle, davon 9000 so schwer, dass die Polizei ermittelte. In Österreich wird der gleiche Corona-Effekt

beobachtet, aber vermutlich dramatischer ausfallen. Zahlen im November.

Auch Cybercrime erlebte einen Aufschwung, um 4 Prozent. 10.000 Fälle wurden angezeigt. In Österreich waren es über 28.000, davon über 7000 Datenmissbrauch, Hacking, usw. Das meiste der übrigen Fälle waren Betrugsdelikte und Copyright-Vergehen. Wahrscheinlich ist es hier so, dass Cybercrime in Japan anders definiert ist als bei uns. Dieses Problem zieht sich übrigens durch den Rest dieses Artikels.

Erstaunlich die Zahl der VERSUCHTEN Cyber-Einbrüche, die vermutlich weltweit ungefähr gleich ist. Cyber kennt keine Grenzen. 6500 Angriffe pro TAG, pro COMPUTER (eigentlich IP-Adressen, aber für die Praxis egal). In anderen Worten: Dein Computer wird fünf bis sechs mal pro Minute von Paketen getroffen, die Übles wollen.

Insgesamt gab es 600.000 Kriminalfälle, 18% weniger als 2019. Ein direkter, fairer und genauer Vergleich mit Österreich ist wegen unterschiedlicher Jurisdiktionen schwierig, aber die Zahl der angezeigten Fälle liegt bei uns bei fast 500.000 (genau: 489.000).

Die Straßenkriminalität ging in Japan um 27% zurück, im Jahr vor dem Mai sogar um 43%. Dieser Rückgang ist durch Corona nicht gut zu erklären, weil Entwendung von Taschen und Handys nur ein kleiner Teil ist; das meiste ist Vandalisierung von Verkaufsautomaten, von denen es in Japan mehr gibt als irgendwo sonst auf der Welt. Automaten unterliegen nicht der freiwilligen Selbstbeschränkung, nicht auf die Straße zu gehen. Insgesamt gab es 200.000 Verbrechen auf der Straße, d.h. ein Drittel der Fälle war dieser Natur.

Ein Vergleich mit Österreich ist mir zu schwierig, weil es den Punkt "Straßenkriminalität" in der österreichischen Statistik nicht gibt. Außerdem ist Gewalt gegen Automaten bei uns vermutlich vernachlässigbar, weil sie nicht so üblich sind wie in Japan.

Kommen wir zu den Schwerverbrechen, in Japan anscheinend "scheußliche Verbrechen" genannt -- Gewaltverbrechen, Mord, Vergewaltigung. Diese Verbrechen gingen um 10%, auf 9000, zurück. Ein Vergleich mit Österreich ist bei Vergewaltigung besonders schwierig, weil die Gesetzeslage in Japan anders ist als in Österreich und vermutlich viel weniger Fälle zur Anzeige gebracht werden.

In Österreich liegt die Zahl der Messerattacken alleine bei 2500. Bei den Morden liegt Japan bei 900, Österreich 2019 bei 67 Mordopfern. Das wäre ziemlich genau proportional zur Einwohnerzahl, allerdings unterscheidet die österreichische Statistik zwischen MordFÄLLEN und MordOPFERN, was die japanische nicht tut. Jedenfalls gilt Japan als sensationell mordfreies Land, besonders im Vergleich zu den USA, allerdings ist Österreich in dieser Hinsicht ebenso gebenedeit.

Sowohl die österreichische als auch die japanische Statistik gibt Delikten wie Stalking, Betrug an Senioren mit dem Enkerl-Schmäh, Kindesmissbrauch und -vernachlässigung sehr breiten Raum. Hier ist ein Vergleich sinnlos, weil nicht nur die Gesetzeslage und die Rechtspraxis sehr unterschiedlich sind, sondern auch die Anzeigepraxis.

Die Aufklärungsrate bei Verbrechen ist in Österreich um die 50% und lag 2019 etwas darüber, was nicht in allen Jahren der Fall ist. Diese Zahl ist mehr oder weniger nichtssagend, weil bei Fahrraddiebstahl, Malware-Attacken, besoffenen K.O.s usw. kaum oder gar nicht ermittelt wird. Bei typischen Mordfällen gibt es nichts zu ermitteln, weil Täter und Opfer einander kennen oder vor Ort festgenommen werden.

Die Aufklärungsrate bei Morden ist in beiden Ländern bei fast 100%. Bei Raub, Diebstahl, usw. liegt Japan vermutlich mit fast 80% in Führung. Genaue Statistiken gibt es, allerdings nicht für jeden am Internet.

Was die japanische Statistik im Vergleich zur österreichischen aufbläht oder auch nicht, sind Drogendelikte. Drogenmissbrauch, besonders Kiffen und Koksen, ist in Österreich epidemisch, wird aber besonders in Wien wenig verfolgt. In Japan ist Drogenmissbrauch - außer Zigaretten - viel weniger üblich und wird tatsächlich geahndet und schwerer bestraft. Saufen tun auch die Japaner gerne, allerdings sind sie aus genetischen Gründen weit entfernt von der Champions League, in der Österreich natürlich ganz oben mitspielt. (Leicht zu merken: 2012 verdrängte Südkorea Österreich von Platz 12 in der Weltrangliste. Langjährige Nummer 1: Ukraine.) Unklar ist, wie sich die Unterschiede in der Drogen- und Drogenverfolgungspraxis auf die Statistik auswirken.

ZUGEREISTE

Alles in allem ist Japan ein fantastisch unkriminelles Land, aber Österreich ist wenigstens bei Gewalt- und schweren Verbrechen ebenso unkriminell. Wer glaubt, dass Migranten mit Kriegshintergrund bei uns einen Unterschied erzeugen und in Japan nicht, der irrt. Auch Japan hat ein Problem mit wilden, kriegerischen Ausländern, genauer gesagt, amerikanischen G.I.s auf der Insel Okinawa, mehr oder weniger eine Garnison von Besatzungstruppen. Hier wird es schnell trüb mit den Statistiken, weil vermutlich die Dunkelziffer an Gewalt, vor allem Vergewaltigungen, auch an Minderjährigen, erheblich ist. Japan besteht aus mehreren tausend Inseln, Okinawa ist eine von den fünf größten und vergleichsweise abgelegen. Die Bewohner werden traditionell eher diskriminiert, etwa so wie in Österreich die Scheiß-Burgenländer. Viele G.I.-Verbrechen werden daher aus politischen Gründen vertuscht, von der amerikanischen Militärgerichtsbarkeit gehandhabt, oder gar nicht. Wie weit sie von der japanischen Polizei-Statistik erfasst werden, ließ sich am Internet nicht feststellen. Umgekehrt gibt es Gewalttaten und Vergeltungsaktionen AN amerikanischen Soldaten durch Japaner, die ebenfalls nicht gerade prominente Berichterstattung erfahren.

Japan weigert sich weiterhin, Asylanten aufzunehmen, daher gibt es kaum welche. Der Ausländeranteil und deren Akzeptanz sind im 21. Jahrhundert stark gestiegen, aber es sind vorwiegend Bleichgesichter mit englischsprachigem Hintergrund, darunter sehr viele Englischlehrer und Prostituierte und vorwiegend Marketing-Experten und Vertriebler. In letzter Zeit sind auch viele ortsunabhängige Freiberufler nach Japan ausgewandert. Diese Menschen gehören aber auch nicht zur Demographie, die die Verbrechensrate erhöht.

Österreich ist übrigens bedeutend REICHER als Japan. Das Pro-Kopf Nationalprodukt ist 49.000$ zu 39.000$ pro Jahr, bei vergleichbarer Kaufkraft. Trotz unserer Migranten!

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