Der österreichische OGH hat vor drei, vier Wochen in einem richtungsweisenden Urteil festgestellt, dass Schlepperei nur dann tatsächlich Schlepperei sei, wenn die Menschen grausam behandelt oder unangemessen hohe Preise für den Transport zahlen würden. Das ist deshalb richtungsweisend, weil erstmals zwischen Fluchthelfer und Menschenhändler klar unterschieden wurde.

Jemand, der verzweifelte Flüchtlinge mit seinem Schinakel über das Mittelmeer transportiert, kann entweder 300 Leute auf engstem Raum einsperren und sie dort ersticken lassen. Oder er ist ein Menschenrechtsverteidiger, der zu einem fairen Preis und unter Einsatz seiner eigenen Gesundheit, Menschen aus der Lebensgefahr befördert. In letzterem Fall gehört der Mensch vor den Vorhang!

Wenn die EU derzeit mit Marineschiffen und großer Flotte tatsächlich tausende Menschen im Mittelmeer rettet, frage ich mich nur, warum man das medial als Abwehrkampf inszenieren muss! Allein die Idee, Schlepperschiffe zu jagen und zu zerstören ist einfach kindisch. Auf dem Fischerboot steht ja nicht drauf: Achtung, morgen transportiere ich Flüchtlinge. Bitte versenke mich!

Was sind denn überhaupt Schlepperboote? Da gibt es die bekannte Geschichte aus Marokko, als die lokalen Fischerboote von der EU vertrieben wurden, um die Fischereirechte an die spanischen Fischflotten abzugeben. Die arbeitslos gewordenen Fischer verkaufen ihre Boote und werden zu Schleppern. Und jetzt gibt dieselbe EU viel Geld auf, um das Problem zu lösen. Wer heute ein Schlepper ist, der ist einfach um seine Arbeit gebrachter Fischer. Der wurde dann von den Menschenhändler angeheuert, schleppt Menschen über das Meer und hofft, lebend auf die andere Seite zu gelangen.

Wann ist das Boot dann ein Schlepperboot? Solange Flüchtlinge drauf sind, kann man ja – hoffentlich – nicht darauf schießen! Und drei Tage zuvor war das Boot noch gar kein Schlepperboot.

Die einzig sinnvolle Lösung kann meiner Meinung nach nur anders aussehen. Sie wurde da beeindruckend gezeigt, als die 71 Tote auf einem Parkplatz gefunden worden sind. Da hieß es, wir kontrollieren alle LKWs und machen gleichzeitig den Zugverkehr auf. Wenn man signalisiert, dass es freie Wege durch Europa – und vielleicht auch bald nach Europa – gibt, dann müssen die Menschen nicht zu den Schleppern gehen, die sie umbringen. Das war die einzig richtige Antwort, die einzige Methode gegen den Menschenhandel: Ein besseres, organisiertes und preiswertes Angebot zu machen!