Österreich, insbesondere der Großraum Wien, durchlebt in den letzten Wochen ein Wechselbad der Gefühle, von einem Extrem ins andere. Die Flüchtlingswellen, die vor allem zum Ende der Woche 30.08 bis 6.09.15 Gemüter und Medien bewegten, stellten die Handlungs(un)fähigkeit der Politik deutlicher denn je dar. Sie beweisen aber auch, dass es in der Bevölkerung offenbar noch eine große Zahl hilfsbereiter Menschen gibt. Es sind vermutlich die letzten, die sich vom Fremdenhass und dem dazugehörigen Parteiabschaum NICHT instrumentalisieren lassen.In ein paar Wochen, wenn Wien wählt, wird nicht mehr viel übrig sein von der Menschlichkeit, die am 5.09. etwas Hoffnung aufkommen ließ. Die Bilder und Berichte, die man durchaus unter der Sammelüberschrift „Refugees are welcome“ zusammenfassen kann, gingen allen nahe. Die Hassposter aus den extremen rechten Winkeln in den sozialen Netzwerken waren kaum sichtbar und dank der ungewöhnlichen Empathie für die Flüchtlinge kurzfristig ruhiggestellt. Kurzfristig! Schon jetzt kommen die ersten Facebooker und beschweren sich über den „Dreck, den die Horden am Straßenrand zurückgelassen haben“. „Aber Schweindeln sans scho“. „So arm können's ned sein, wenn's das alles ned brauchen!“ und so weiter und so fort.Auf den Titelseiten der Sonntagsausgaben (6.09.) beweisen Bilder die Hilfsbreitschaft von Privaten und Organisationen, zeigen Dankbarkeit in den Gesichtern Ankommenden nach der Odyssee auf dem Weg nach Wien und Deutschland. Und unaufgregte, wie faktenreiche Kolumnen, wie jene von Guido Tartarotti auf dem Cover des Kurier, rufen in Erinnerung was „zur Zeit wichtig und richtig ist“.Spätestens in zwei, drei Wochen wird das alles, so fürchte ich, verpufft sein. Die Innenministerin wird sich wieder zurück zur Alltagsroutine reden und erneut in Angststarre verharren. Die „Refugee are welcome. Show your Face-Challange" von Marcel Hirscher wird gerade verebben. Und Strache? Er muss nicht viel tun – muss nur erinnern, dass vor drei Wochen alle hereingelassen wurden, und wir nicht wissen, wie viele Terroristen darunter waren, die hiergeblieben sind.

Schuld am Wiedererstarken der Rechten ist aber HC nur zum Teil. Seinen Wählern kann man nicht mal eine Teilschuld anhängen. Sie wählen aufgrund der Faktoren Angst, Ungewissheit und Vorurteilen – angefacht von HC und seinem „Sprücherltexter“ Kickl.Mitschuld sind seit Jahren alle anderen Parteien, die Haiders Nachfolger für das rechte Wählerpotenzial zum einen unterschätzt haben und zum anderen nichts präsentiert haben, das stärker ist, als dessen plumpe Stimmungsmache. Die Wiener SPÖ gräbt den Sozialen Wohnbau aus, baut wieder Gemeindewohnungen. Die Grünen schwimmen irgendwo dahinter mit und fordern Maßnahmen gegen leerstehende Wohnungen und die damit verbundenen Spekulationen. Frau Meinl-Reisinger von Neos wurde von Strolz geschickt an die Wiener Front entsandt, um Strache anzugreifen, aber schon der erste Versuch verlief peinlich bis kläglich. Vermutlich weiß Strache nicht einmal, aus welchem Bundesland Frau Meinl-Reisinger kommt und wie man ihren Namen buchstabiert. Muss er auch nicht.Kein Widerstand kommt von Manfred Juracka, der schweißnass auf der Stirn seit Wochen gegen Rot-Grün argumentiert. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Keiner hört ihm zu. Er muss 2-stellig werden – um mit der SPÖ wieder regieren zu können. Die Grünen wettern lieber gegen den Koalitionspartner und deren Abwerbungs-Coup von Senol Akkilic und versuchen das Wort Flaniermeile zum Modewort des Jahres 2015 zu machen indem die Praterstraße und die Gumpi autofrei werden sollen.Gegen Strache? Gerade mal Parteichefin Glawischnig schafft es zu versichern, dass sie mit Strache nicht auf ein Bier gehen würde.Programmatisch Visionäres, vielsprechendes und inhaltreiches für die Zukunft vermisst man bei allen. Nur Häupl wehrt sich standhaft und ihm darf man glauben, wenn er sagt, mit ihm und seiner Wiener SPÖ werde es keine Zusammenarbeit mit der FPÖ geben.Das freut die versammelte intellektuelle Linke, ärgert Strache kaum und kümmert FPÖ-Wähler absolut nicht. Im Gegenteil, die vom FPÖ-Chef stets kritisierte Ausschließungspolitik schiebt ihm noch ein paar mitleidige Wähler zu.Keiner schafft es Strache entgegenzuwirken. Bis heute ist mir nicht klar warum.

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Bluesanne

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fischundfleisch

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