VIER PFOTEN
Es ist Frühling und somit wieder Jungtier-Zeit. Das bedeutet, dass Spaziergänger sicher das eine oder andere herzige Vogelbaby oder Feldhasen-Junges etc. zu Gesicht bekommen werden. Einige dieser Jungen haben keine Elterntiere in unmittelbarer Nähe. Daher glauben viele Menschen, die Tiere müssten gerettet werden.
Aber Vorsicht! Nicht jedes junge Wildtier braucht menschliche Hilfe, auch wenn es vielleicht alleine ist bzw. verlassen wirkt.
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Ich rate generell jedem, der ein vermeintlich verlassenes Jungtier findet, die Sachlage vor Ort unbedingt telefonisch mit einer kompetenten Wildtierstation wie etwa der von VIER PFOTEN geführten EGS Haringsee zu besprechen . Damit kann womöglich verhindert werden, dass es grundlos der Mutter weggenommen wird.
Ein Jungtier braucht ausschließlich dann menschliche Hilfe, wenn
• die Mutter nachweislich verunglückt ist.
• das Jungtier sichtbar verletzt ist.
• das Jungtier an einer gefährlichen Stelle – zum Beispiel einer Straße – sitzt und es keine Möglichkeit gibt, das Kleine an einen sicheren Ort in der Nähe zu setzen.
• es sich um einen noch kleinen Nestling handelt, also einen wenige Tage alten Jungvogel.
Zum letzten Punkt muss man wissen: Singvogelnestlinge sind teilweise oder gänzlich unbefiedert. Sie können meist noch nicht auf ihren Beinen stehen und hüpfen nicht herum, wie die so genannten Ästlinge das schon machen. Eulen- oder Greifvogeljunge sind zwar mit einem Federflaum bedeckt, man kann aber bei Nestlingen nach wie vor keine richtigen Federn erkennen. Ästlinge haben im Gegensatz zu Nestlingen trotz ihres immer noch flauschigen Aussehens schon weit entwickelte Schwungfedern an ihren Flügeln.
Natürlich weckt ein scheinbar hilfloses Jungtier in der Wiese oder im Feld das Bedürfnis, es zu retten. Tatsache ist aber: In den seltensten Fällen sind Jungtiere wirklich verwaist. Zur Strategie vieler Tierarten gehört es nämlich, ihre Jungen an einer sicheren Stelle abzulegen, um sie vor Fressfeinden besser zu verbergen. Junge Rehe oder Feldhasen verbringen den ganzen Tag in ihrem Versteck. Die Mutter ist währenddessen in der Nähe auf Futtersuche und kommt nur wenige Male am Tag zu ihrem Jungen, um es zu säugen.
Wenn Sie also Sie ein junges Reh oder einen jungen Feldhasen finden, sollte zunächst mal „Finger weg!“ die Devise sein. Jede menschliche Berührung bedeutet Todesangst und Stress für Wildtiere. Berühren Sie das Jungtier wirklich nur, wenn es absolut notwendig ist. Denn die Wildtiermutter kann von niemandem ersetzt werden. Die späteren Überlebenschancen eines Jungtieres, das von seiner Mutter aufgezogen wurde, sind immer noch die besten.
Ähnlich verhält es sich auch mit jungen Eulen, Greifvögeln und vielen Singvögeln. Ästlinge wandern sogar aktiv aus ihren Nestern und sitzen als auf Bäumen oder Sträuchern. Manchmal fallen sie bei ihren Kletterversuchen auch auf den Boden. Sie werden in allen Fällen weiter von ihren Eltern versorgt. Eventuell kann man versuchen, den Jungvogel wieder auf einen Ast hinaufzusetzen. Kleinen Eulen gelingt es aber in der Regel selbst, wieder auf einen Baum hinaufzuklettern, während junge Singvögel von ihren Eltern unter dichte Hecken oder Büsche in Sicherheit gelotst werden.
Ganz wichtig ist auch: Menschliche Berührung ist kein Grund, das Tier mitzunehmen – auch wenn sich dieses Gerücht hartnäckig hält. Selbst wenn das Jungtier schon berührt wurde, sollte man es nicht mitnehmen. Der Mutterinstinkt ist viel zu groß, als dass Mütter ihre Jungen verstoßen würden.
Ausführliche Infos zur Ersten Hilfe für Wildtiere finden Interessierte auf der Homepage der EGS Haringsee: