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Vor kurzem waren meine Kolleginnen in der Wiener Innenstadt mit einem Banner und Informationsmaterial unterwegs, um auf das noch ungeklärte Schicksal der Pferde aus dem Wiener Ponykarussell aufmerksam zu machen. Das Ponykarussell schließt demnächst für immer seine Pforten, und VIER PFOTEN setzt sich dafür ein, dass sie nach all den Jahrzehnten des Im-Kreis-Gehens und der Lärmbelastung ein artgemäßes Leben führen dürfen, anstatt – wie vom Betreiber geplant – in der betriebseigenen Reitbahn eingesetzt zu werden.
Als sie durch die Rotenturmstraße gingen, kam ihnen ein Mann entgegen, dessen Kommentar dazu war: „Eure Sorgen möchte ich haben.“
Nun, das hören wir natürlich nicht zum ersten Mal. Viele Menschen sind der Ansicht, es ist unethisch, sich für Tiere einzusetzen, wenn es gleichzeitig noch allgegenwärtiges menschliches Leid gibt. Dazu würde ich gerne Folgendes festhalten:
VIER PFOTEN ist eine Tierschutzorganisation. Als solche sind wir unseren Spendern, die von uns erwarten, dass wir uns der Hilfe von Tieren widmen, verpflichtet. Wir finden es abgesehen davon wunderbar, dass es viele engagierte Menschen und Organisationen gibt, die sich dem menschlichen Leid widmen, denn das ist sehr notwendig. Das eine gegen das andere – also Tierleid gegen menschliches Leid – auszuspielen, ist unserer Ansicht nach nicht nur sinnlos, sondern auch falsch.
Wo immer VIER PFOTEN in der Vergangenheit aktiv war: Es ist es uns stets auch ein Anliegen gewesen, die Menschen vor Ort in unser Projekt miteinzubeziehen und für den Tierschutz zu sensibilisieren. Denn es ist unsere tiefste Überzeugung, dass jede Gesellschaft nur davon profitieren kann, wenn auch Tiere eine menschenwürdige Behandlung erfahren.
Ein gutes Beispiel für das perfekte Zusammenspiel von Tierschutz und humanitärer Hilfe sind die VIER PFOTEN Katastropheneinsätze. Unser letzter Einsatz fand im Dezember in Bulgarien statt, nachdem dort nach einem schrecklichen Zugsunglück und einer darauffolgenden Explosion von Gastanks ein Dorf evakuiert werden musste. Unser Team war mit der medizinischen Versorgung verletzter Tiere sowie der Verteilung von Futter an Hunde, Katzen, Kühe, Pferde, Hühner, Enten und Schafe befasst, die dringend benötigtes Heu, Trockenfutter sowie Katzen- und Hundefutter erhielten. Alle Futtermittelvorräte und der Silo des Dorfes sowie hunderte Häuser waren nämlich bei der Katastrophe zerstört worden. Die von uns bereitgestellten 13,7 Tonnen Tiernahrung reichten für mehr als einen Monat.
Die Gründe, auch Tierschutzorganisationen vor Ort in der Katastrophenhilfe einzusetzen, liegen auf der Hand: Zum einen stellen Nutztiere die Existenzgrundlage eines großen Teils der Bevölkerung dar.
Zum anderen gilt es auch, beispielsweise nach Überschwemmungen, mit Impfungen Seuchen zu verhindern, die die angespannte Situation noch zusätzlich verschärfen würde. Ein solcher Fall war beispielsweise die Flut auf dem Balkan vor wenigen Jahren. In dieser Situation, in der einige Hilfsorganisationen großartige humanitäre Hilfe geleistet haben, wurde auch VIER PFOTEN schon früh von der serbischen Regierung offiziell um Hilfe gebeten. Der Einsatz fand in enger Zusammenarbeit mit dem serbischen Landwirtschaftsministerium und der Veterinärmedizinischen Universität Belgrad statt.
Aber auch die Hilfe für Heimtiere dient dem Menschen – auch wenn selbstverständlich keine Existenzfragen damit verbunden sind. Hier kommt vielmehr die psychologische Komponente ins Spiel. Immer wieder machen wir die Erfahrung, dass Menschen in der Situation einer Evakuierung sich nicht von ihren Heimtieren trennen wollen. Dass sie ihre Tiere zurücklassen müssen, stellt eine zusätzliche psychische Belastung dar. Wenn dann unser Team Menschen ihre Hunde zurückbringen kann, sorgt dies für Glücksmomente in einer unglaublich schweren Zeit. Und wir sehen uns dann wieder ein Stück weit bestätigt in unserer Überzeugung, dass Tierschutz auch immer die Hilfe am Menschen ist – und es keinen Sinn hat, menschliches Leid gegen Tierleid aufzurechnen oder gar gegeneinander auszuspielen.
Abschließend ist mir noch eines sehr wichtig zu betonen: Unser Spender unterstützen uns freiwillig. Wir erhalten keinerlei öffentliche Förderungen. Das heißt, dass niemand gezwungen wird, uns zu fördern oder gar Geld zu spenden. Umgekehrt sollte es aber selbstverständlich sein, sich für Tiere in Not einsetzen zu dürfen.
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