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Letzte Woche wurde er präsentiert, und die Wogen sind sofort hochgegangen: Der Managementplan der niederösterreichischen Landesregierung, der auch den Abschuss von 40 Fischottern zulässt, ist laut VIER PFOTEN ein beispielloser Skandal. Diese Woche soll der entsprechende Bescheid erlassen werden. Möglich ist das nur durch eine Ausnahmegenehmigung, die Landesrat Stephan Pernkopf zugunsten von Hobbyfischern und Teichwirten erlassen hat.
Landesrat Pernkopf hat sich mit dieser Entscheidung wirtschaftlichen Interessen der Fischerei gebeugt. Das an sich ist ja keine Besonderheit, aber das Brisante ist: Die Landesregierung handelt damit grob EU-widrig, da der Fischotter laut der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie eine streng geschützte Art ist.
Allerdings verstößt der Plan aber auch klar gegen die österreichische Verfassung. Denn die Tötung von Tieren ist in Österreich sehr klaren restriktiven gesetzlichen Normen unterworfen. Im Fall der Fischotter liegt absolut kein plausibler Grund für eine solche Tötung vor. VIER PFOTEN und auch andere NGOs wie der WWF und Naturschutzbund fordern daher die sofortige Rücknahme des Beschlusses.
Elendes Verenden von Fischottern-Jungen
Nicht nur aus Arten-, sondern auch aus Tierschutzsicht ist eine Tötung der Ottern absolut abzulehnen. Paarungen können beim Otter das ganze Jahr über erfolgen, das heißt, dass zu jeder Zeit Jungtiere da sein können. Wird nun eine säugende Fischotter-Mutter entnommen, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie nicht mehr zu ihren Jungen zurückkehrt. Die Jungtiere würden in diesem Fall elendig in ihrem Nest verenden. Höchst problematisch ist auch, dass im Falle der Fischotter-Bejagung der Jäger nicht kontrollieren kann, ob er das Tier tatsächlich tödlich getroffen hat, weil dieses ins Wasser flüchtet. So ist nicht auszuschließen, dass das angeschossene Tier einen langsamen, qualvollen Tod erleiden muss.
Es ist einfach Tatsache, dass Alternativen zur Tötung von Fischottern weder ausreichend geprüft wurden, noch wurde von Seiten des Landes Niederösterreich ernsthaft nach Möglichkeiten zur Verbesserung bzw. Ausweitung von bestehenden Präventionsmaßnahmen gesucht (z.B. Einzäunung der Fischteiche). Damit bleibt eine wichtige Voraussetzung zur Anwendung der EU-Richtlinie unerfüllt.
Die Wiederkehr des Fischotters ist generell ein großer Naturschutzerfolg. Nur dank des strengen Schutzes konnte sich der Fischotter in den letzten Jahrzehnten selbst wieder verbreiten und erholt sich auch in Österreich gerade, meint etwa Christian Pichler vom WWF. Neben Oberösterreich, dem Burgenland, Steiermark und Kärnten sind auch in Niederösterreich wieder teilweise tragfähige Bestände vorhanden. Noch ist der Westen Österreichs aber nicht wiederbesiedelt und Fischotter steht dort nach wie vor auf der Roten Liste. Wenn nun in Niederösterreich eine willkürliche Anzahl, in diesem Fall vierzig, Fischotter getötet werden, bringt das gar nichts – außer Tierleid.
Damit sich die heimische Fischfauna erholen kann, müssen in erster Linie die Flüsse, die in einem desaströsen Zustand sind, renaturiert werden. Bis solche Maßnahmen greifen, müssen vor allem flächendeckende Vorbeugung und Schadensabgeltung die vordringlichen Ziele sein. Entnahmen von einzelnen Individuen aber sind bei einem Tier, das sich über das Angebot an Lebensraum und Nahrung selbst reguliert, jedenfalls strikt abzulehnen.
Aber wir geben nicht auf! Gemeinsam mit dem WWF haben wir eine Petition gestartet, in der wir die sofortige Rücknahme der Abschusspläne fordern. Unter www.wwf.at/fischotter-petition sind alle Tierfreunde Österreichs zur Unterstützung eingeladen. Setzen auch Sie ein Zeichen und kämpfen Sie mit uns! In der Zwischenzeit freue ich mich über Ihr Feedback…