Jozef Mihok
Die Begeisterung im Internet ob der schlauen Idee war groß: Die Niederlande testen den Einsatz von Adlern gegen feindliche Angriffe mit Drohnen. Die ersten Ergebnisse seien sehr vielversprechend, sagte ein Polizeisprecher. Eine endgültige Entscheidung über den Einsatz der Greifvögel werde im Sommer getroffen.
Es scheint bei der niederländischen Polizei kein Thema zu sein, ob diese Methode auch für die Adler eine gute Lösung ist. Und fragen kann man die Tiere leider auch nicht. Andernfalls hätten sie nämlich so einiges dazu zu sagen. Denn Adler gegen Drohnen einzusetzen bedeutet für die Tiere nicht nur eine große Gefahr, sondern auch eine extreme Tierquälerei.
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Beginnen wir mit der Gefahr, die ja auch ganz offensichtlich ist: Selbst gut dressierte Vögel können sich ganz leicht an den Rotoren der Drohnen verletzten. Außerdem besteht ein hohes Verletzungsrisiko durch die Bergung nach einem Einsatz in unübersichtlichen, bebauten Arealen. Man muss bedenken, dass es sich jedes Mal um neue Situationen handelt, für die weder Mensch noch Tier jemals ausreichend vorbereitet sein können, um schwere Unfälle wirklich ausschließen zu können.
Weniger augenscheinlich ist die Tierquälerei, die hinter dem Training der Adler steckt. Zunächst einmal müssen Vögel dabei auf Menschen geprägt werden. Klingt harmlos. Das bedeutet für sie allerdings nach der Geschlechtsreife nichts anderes als Einzelhaft. Denn mit ihren Artgenossen sind sie nach ihrer Prägung auf Menschen unverträglich. Außerdem müssen Vögel auf Drohnen „abgetragen“ werden, wie das in der Fachsprache heißt. Das bedeutet für sie ein falknerisches Training, bei dem Drohnen als "Beutetiere" antrainiert werden mit den grundsätzlichen für den Tierschutz relevanten Folgen: das Verhauben der Vögel (grausam für Tiere mit einem derart ausgeprägten Sehsinn), die Anbindehaltung und die Nahrungskarenz (die gang und gäbe ist, um die Adler gefügig zu machen).
Und zu guter Letzt: Sind Adler einmal ausgewachsen, sind sie im öffentlichen Raum wegen ihrer Aggressionsbereitschaft Menschen gegenüber kaum mehr einsetzbar. Dadurch würde ein ständiger Neubedarf an Adlern entstehen. Was aber passiert mit den „ausgedienten“ Tieren? Ich wage es mir gar nicht vorzustellen…
So schlau kommt mir diese Idee auf den zweiten Blick gar nicht mehr vor… Außer, jemand argumentiert, Tiere mit ihren Bedürfnissen, ihrem Empfinden für Schmerz seien generell irrelevant. Dann müssten wir uns aber im 21. Jahrhundert zu Recht fragen, ob unsere Gesellschaft es tatsächlich verdient, als zivilisiert, aufgeklärt und vor allem human zu gelten.