Die Chance, zu Martini eine gequälte Gans zu essen, ist groß!

VIER PFOTEN

Es kann jetzt sein, dass ich Ihnen den Appetit verderben werde. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass wir als Konsumenten nicht die Augen vor dem verschließen, was wir nicht sehen wollen. Es ist nämlich leider so: Auch wenn in Österreich die grausamen Praktiken Stopfmast und Lebendrupf verboten sind, ist die Chance, dass wir zu Martini gequälte Gänse essen, groß: Denn der österreichische Selbstversorgungsgrad bei Gänsen beträgt gerade einmal 25 Prozent. Drei Viertel der Gänse stammen also aus dem Ausland, und in vielen Ländern werden Gänse nach wie vor gestopft und lebend gerupft.

Das Wichtigste ist daher, dass wir Konsumenten immer genau schauen, was wir kaufen, oder auch gegebenenfalls nachfragen. Was wir dazu wissen müssen: Lebendrupf wird zum Beispiel noch immer in Ungarn, Polen oder China praktiziert, und viele in Österreich angebotene Gänse stammen aus diesen Ländern. Die Stopfmast ist legal in Ländern wie Ungarn, Frankreich, Belgien, Bulgarien oder Spanien, aber auch China, den USA und Kanada.

Und ja: Trotz des österreichischen Verbots dürfen die Gänse sehr wohl importiert und verkauft werden. In Wahrheit ist das also natürlich eine Augenauswischerei…

Was ich persönlich auch sehr alarmierend finde: Laut einer Mitteilung der Landwirtschaftskammer Oberösterreich wird 2016 der Druck auf die heimischen Gänsehalter wieder sehr hoch sein, da durch die Sanktionen gegen Russland die Gänsehalter in Ungarn und Polen den russischen Markt nicht bedienen könnten. Daher würden sie jene Mengen, die sie nun nicht mehr nach Russland verkaufen können, am westeuropäischen Markt und damit auch in Österreich absetzen wollen. Dabei werde Importware teils zu Kampfpreisen, insbesondere über Gastro-Zulieferbetriebe, in den Markt gedrückt, so die Landwirtschaftskammer Oberösterreich.

Es bleibt mir hier nur, wieder einmal ausdrücklich vor einer „Geiz ist geil“-Mentalität zu warnen, die nur auf Kosten der Tiere und der österreichischen Landwirtschaft geht.

Was können Sie tun?

Nun, aus Tierschutzsicht ist es natürlich am besten, auf die Martinigans zu verzichten. Wenn es jedoch unbedingt Gansl sein muss, empfiehlt VIER PFOTEN die „Österreichische Weidegans“, bei der die Tiere im Vergleich sehr gut gehalten werden. Außerdem bietet VIER PFOTEN für ungarische und polnische Betriebe eine Positivliste. Das heißt, wir haben Betriebe in diesen Ländern überprüft: Jene, die garantiert keine Stopfmast und keinen Lebendrupf praktizieren, stehen auf dieser Liste. http://www.vier-pfoten.at/files/Austria/Kampagnen/Nutztiere/Gaense_Enten/20160405_Positivliste_deutsch_aktualisiert.pdf

Nur damit keine Missverständnisse aufkommen: Es bedeutet nicht, dass die Betriebe aus der Liste optimale Haltungsbedingungen bieten, aber die Konsumenten können zumindest die allerschlimmsten Praktiken ausschließen. Wer mehr für die Tiere tun möchte: Wie bereits gesagt, es gibt die teurere österreichische Weidegans, und es gibt immer die Möglichkeit, auf Fleisch zu verzichten.

Was Tiefkühlware betrifft, orientieren sich die meisten Handelsketten in Österreich beim Einkauf der Gänse und Gänseteile ebenfalls an der VIER PFOTEN Positivliste. Allerdings gibt es noch immer Geschäfte, in denen ebenso Ware angeboten wird, die nicht von Herstellern der Positivliste stammt. Daher empfiehlt es sich, die so genannten EWG-Nummer auf den Packungen wirklich genau zu kontrollieren.

Ebenso Vorsicht ist auf Märkten und in Fleischereifachgeschäften angebracht: Wer denkt, hier kommen die Enten und Gänse nur aus Österreich, irrt sich gewaltig. Auch hier wird unverpacktes, frisches Geflügel aus Zwangsernährung oder Lebendrupf verkauft. Fragen Sie daher nach der Herkunft und lassen Sie sich die Verpackungen oder Lieferscheine zeigen, um die EWG-Nummer zu überprüfen. Bei Recherchen musste VIER PFOTEN in der Vergangenheit leider mehrmals erleben, wie Stopffleisch aus Ungarn als österreichisches Produkt angepriesen wurde.

Wir Konsumenten haben immer die Wahl! Auch in Restaurants, Gasthäusern oder anderen Gastronomiebetrieben kann man sich immer die Packung mit den Angaben zum Produzenten und dessen EWG-Nummer zeigen lassen. Weigert sich der Wirt oder kontert mit Ausreden, liegt der Verdacht nahe, dass ein Produkt aus tierquälerischer Haltung verwendet wird…

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Iris123

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vanillekopf

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