Mit schöner Regelmäßigkeit werde ich auf die Position von VIER PFOTEN zum heiklen Thema Fleisch angesprochen. Nichts ist geeigneter, um die Wogen höher gehen zu lassen. Sei es von Seiten anderer Tierschützer, für die es völlig inkonsequent ist, wenn wir uns nicht uneingeschränkt und vehement für eine vegane Lebensweise einsetzen. Sei es von der anderen Seite, für die beim Wort „fleischlos“ schon die Alarmglocken schrillen und die jegliche Bedenken in Richtung Tierschutz und Ernährung bereits als genussfeindlich zurückweist.
Ich versuche gerne an dieser Stelle, die VIER PFOTEN Position näher zu bringen. Das Wichtigste vorab: Im Einklang mit unserer Vision einer Welt, in der Menschen Tiere mit Respekt, Empathie und Verständnis behandeln, ist es selbstverständlich nur konsequent, dass VIER PFOTEN eine fleischlose Kost als anzustrebende ideale Ernährung ansieht. Wir freuen uns über jeden Menschen, der sich dazu entscheidet, auf Fleisch oder sogar generell auf tierische Produkte zu verzichten.
So weit, so gut. Wir sind uns aber gleichzeitig bewusst, dass es utopisch ist, dass in absehbarer Zeit alle Menschen auf eine vegetarische Lebensweise umsteigen. Im Gegenteil: Leider sagen die Prognosen voraus, dass sich der weltweite Fleischkonsum bis 2050 sogar verdoppeln wird und damit auch die Anzahl der gehaltenen Nutztiere.
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Weiterhin darauf zu bestehen, dass alle auf Fleisch, Eier und Milchprodukte verzichten, erscheint uns also angesichts dieser Realitäten nicht zielführend. Es nutzt nichts, Vorgaben zu machen, die einen großen Teil der Bevölkerung überfordert – im Gegenteil, normalerweise reagieren die Menschen auf erhobene Zeigefinger eher allergisch. Daher haben wir uns für einen pragmatischen Ansatz entschieden. Wir sagen: Grundsätzlich ist die Entscheidung, Fleisch bzw. tierische Produkte generell zu essen, eine sehr persönliche, die wir auch niemanden abnehmen können. Sehr wohl können und müssen wir aber weiterhin die Schattenseiten und die Konsequenzen des Konsums tierischer Produkte aufzeigen. Es ist als Tierschutzorganisation unsere Pflicht, auf Missstände in der Intensivtierhaltung hinzuweisen und Alternativen anzubieten.
Wir appellieren an die Verantwortung jedes Einzelnen. Ganz besonders geeignet im Sinne einer tierfreundlicheren Ernährung erscheint uns dabei das Prinzip der 3R: Reduce, Refine, Replace. Es ist ein Konzept, das jeder von uns verinnerlichen und im Alltag anwenden kann. Das heißt:
Reduce: Reduzieren Sie Ihren Konsum von Tierprodukten wie Fleisch, Milch und Eier
Refine: Wenn Sie Tierprodukte kaufen, achten Sie auf tierfreundliche Landwirtschaft (z.B. Produkte aus Freilandhaltung oder Produkte mit einem Tierschutz-Label)
Replace: Ersetzen Sie tierische Lebensmittel durch pflanzliche Alternativen. Dabei handelt es sich um eine Empfehlung. Inwieweit man als Einzelner diese Empfehlung umsetzt, bleibt selbstverständlich jedem selbst überlassen. Was wir als Tierschützer dennoch immer tun werden: uns für eine ethische und verantwortungsvolle Lebensweise stark machen. Uns für die Tiere einsetzen, die tagtäglich unter unserem Konsum leiden müssen. Und die Öffentlichkeit informieren. Denn die Wahrheit ist den Menschen zumutbar.